Der Kinematograph (June 1920)

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No. 70! 02 Der Kinematograph — Düsseldorf. Dokumente. Woran nur mag es liegen, daß sch in jungen Köpfen die Welt des Films so verlockend malt - Früher war es das Theater, das allmächtig zog. Mit der psychologischen Ver¬ tiefung, mit dem Krscheinen der Im- jnd Expressionisten, kurz mit der Uebermacht des Geistigen hat sich der Drang zur Bühne bei geistig nidit gebildeten jungen Menschen ge¬ legt. Desto größerer Vorliebe erfreut sich nun das Kino. Gevatter Schneider, Schuster, Friseur, Kellner und die dazu gehörigen Gevatterinnen kennen nur ;in Ziel, haben nur eine Sehnsucht: Den Film! Soll denn zun tausendsten Male gesagt werden, daß die Laufbahn des Filnkünstlers die gleich schwere ist, wie die des Bühnendarstelltrs! Es scheint, als ob alle Warnungen in den Wind gesprochen sind. Täglich erhalten die Filmfabriken Zuschriften, die von der völligen Unkenntnis der Verhältnisse zeugen. Und was das Schlimme bei diesen Anträgen ist, sie zeigen die Schreiber und Schrei¬ berinnen auf einem Bildungsniveau von bedauerlicher Tiefe. Solche Briefe sprechen mehr als alles andere von der Ge¬ ringschätzung gegen den Film. Dabei strotzen sie von un¬ freiwilligem Humor. Eine Reihe solcher Ergüsse sind uns zur Verfügung ge¬ stellt. Wir geben sie wortgetreu und in der Originalortho¬ graphie wieder. 1 » Da schreibt eine Fünfzehnjährige aus Berlin; „Ich Unterzeichnete erlaub: sich höflichst anzufragen, ob noch ein Lehrling tür Fil ndarstellerin noch frei ist kh bin die Tochter eines se bstständigen Handwerkers Friseur und habe Lust und Liebe zu Darstellerin für Filme Ich bin 15 Jahre alt. bin Kräftig, groß und ge¬ sund. Bin aus der ersten Klasse der Volksschule ent¬ lassen worden. Besuche jetzt die Wahlfortbildungs¬ schule. Mein B'ld von der Einsegnung liegt bei. Habe mir aber seit der Einsegnung besser Entwickelt. Sollten Sie geneigt sein, auf mein Gesuch eingehen zu wollen, so bitte ich. mein Schreiben berücksichtigen zu wollen“. Der Brief trug die Unterschrift der Fünfzehnjährigen, die aber eine besondere Adresse angab, wahrscheinlich, weil sie verhindern wollte, daß die Antwort den Eltern in die Hände komme. Von der Firma wurde ihr der Rat gegeben, lieber etwas Gründliches lernen zu wollen. Immerhin hat die gute Herta Mut und auch Vertrauen zu sich, und man darf ihr ein gewisses Mitleid nicht versagen. Zu einer schlimme-en Kategorie gehören diejenigen, die es mit der Ueberschwänglichkeit machen wollen. Da schreibt einer, Frarz heißt die Kanaille, folgende hochtrabende Zeilen Sie wollen gütigsi verz ihen, falls ich Sie etwa be lästigen sollte. Ich habe es mir einmal in den Kopf ge-etzt für den Kino zu arbeiten und kann daher nicht anders. Dem auch -- Die Rose blüht weil sie nicht anders kann, fragt nicht, was aus ihr wird, wenn sie muß sterben, So tut das rechte auch der rechte Mann, seis ihm zum Segen oder zum Verderben. Ich habe mir den Kino zum Ziel gesetzt und werde nicht eher rasten noch ruhen bis ich an demselben angelangt bin. Ich bin jetzt im 20ten Lebensjahre und würde mein Schaffenseifer aufs höchste angeregt, falls eines meiner Werke angenommen würde. Ich stelle Ihnen nun dieses Manuskript „Seiner Liebe Lust und Leid“ vollständig unentgeltlich zur Verfügung, und hoffe, daß Sie davon Gebrauch machen können. Sollte dieses nicht der Fall sein, nun so muß mir meine Phantasie helfen neue Werke herauszubringen, denn ..Einmal bricht doch an die Zeit, Wo ich dann nach vielen Stunden, hab mein Lebensziel gefunden Dem ich meine Kraft geweiht' 1 . Der jugendliche Dichterling wird von seiner Phantasie noch viel Hilfe beanspruchen müssen, um Werke herauszu¬ bringen, aber Aussicht besteht nach der Probekost „Seiner Liebe Lust und Leid" herzlich wenig, daß er einst etwas liefern wird, was eine Firma zur Verfilmung wiro nehmen können — selbst bei dem so verlockenden unentgeltlichen Angebot. Ganz schlimm, wenn nicht gar gefährlich, sind die Bürschchen aus den Kreisen derer „vom anderen Ufer“ Auf zierlichen, duftenden Damenbriefbogen steht: „Erlaube mir hierdurch höil. anzufragen, ob Sie vielleicht für einen jungen, intelligenten Sensations¬ schauspieler Verwendung hätten:-' Bin 17 Jahre alt. und bei schöner Figur firm in allen Fächern der Film branche. Fahre Auto, Motorrad usw. was wohl in vielen Fällen sehr wichtig sein dürfte. Mache eine hübsche-Backfisch Figur aus, und läge es wohl ganz in Ihrer Hand aus mir etwas zu machen. Näheres bei persönlicher Rücksprache“. Solchen Knaben darf man natürlich nicht antworten. Immerhin — alle drei Briefe: Dokumente! Hochformat. Von G. Castelli. Wenn ein Künstler ein Bild malt, so muß er dafür irgend ein „Format“ wählen, das heißt, er muß die Züge seines Werkes mit den Grenzen eines Rahmens von bestimmten Verhältnissen umhegen. Gewöhnlich stellt dieser Rahmen ein Viereck dar. Und es können hier zahllose Verhältnisse für die Seiten gewählt werden. Soll zum Beispiel ein Würfel oder etwas ungefähr Würfelförmiges dargestellt werden, so würde sich ein Quadrat als Bildfläche empfehlen, und der Maler würde seine Wahl gewiß in diesem Sinne treffen, wenn nicht die Form des Quadrates langweilig und unschön wäre. Gefälliger sind Rechtecke. Und in der Fülle der möglichen Formate werden sich zwei Gruppen bilden lassen: Querformak und Hochformate. Soll eine langgestreckte Brücke dargestellt werden, die ihre Ausdehnung vornehmlich von links nach rechts entwickelt, wie das etwa bei der Nogatbrücke 'ei Marienburg der Fall ist, so ist natürlich Querformat geboten, und wenn der Maler den schmächtigen Funkenturm von Nauen einer künstlerischen Darstellung würdigt, so wird er ein recht schlankes Hochformat wählen müssen. Jedenfalls würde sich ein Maler höchst beengt und stark beeinträchtigt fühlen, wenn er auf irgend ein bestimmtes, einziges Format für seine Bilder angewiesen wäre oder würde.