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Der Kinematograph — Düsseldorf. No. 70’ 02 Wenn eine Ausstellungsleitung erklärte, daß sie nur Bilder annähme, die im Querformat gehalten sind, so würde man gewiß annehmen, daß die Musen nicht ander Wiege derj nigen gestanden hätten, weiche solche Verordnungen erlassen konnten. Aber eine solche Einengung des künstlerischen Gestahens besteht in der Kinematographie. Dort sind wir ja oder waren wir! an ein bestimmtes Format gebunden Die Filmhildchen sind bekanntlich 18 Millimeter hoch-und 24 Milli¬ meter brei». Rs herrscht also das Seitenverhältnis von III zu IV. und es handelt sich um Querformat. Wir wollen es bezeichnen mit: III IV. Und unter diesen Verhältnissen erscheint natiir lieh auch das vergrößerte Bild auf der Schaufläche. Es wäre nun aber erwünscht, wenigstens noch ein Hoch¬ format zur Verfügung zu haben. Bei diesem Rechteck könnte dasselbe Verhältnis von III zu IV herrschen, und es könnte auch die Größe der liegenden Bilder zeigen. Nur müßte es eben hoch stehen. Dieses Hochformatbild wäre zu kennzeichnen mit IV III, und es würde sich als ein um ‘X) Grad gedrehtes Querformatbild darstellen. Aber es müßte wohl gefordert werden, daß zur Erzt ugung der hochstehenden Bilder nicht etwa die ganze bisher übliche und bewährte Filmmaschinerie durch eine neuartige ersetzt, oder doch wesentlich umgemodelt werden müßte. Man könnte, wenn man jeder Neueinrichtung am Projektionsapparat aus dem Wege gehen woll e, e nfach er klären, daß man ja schließlich auch sehr hohe Objekte auf verhältnismäßig niedrige Bildflächen zwingen kann Bezeichnen wir die Höhe des aufzunehmenden Gegenstandes mit H, diejenige seines Bildes im Photogramm mit h, dit Entfernung des Gegenstandes von dem Objektiv mit R. und die Brenn¬ weite des letzteren mit f, so gilt offenbar die Proportion: H zu h wie E zu f, woraus sich ergibt: h —(f durch R) mal H. Soll nun die Höhe eines Gegenstandes auf dem Bilde 18 Millimeter betragen, so braucht man nur de i Bruch f E* gehörig klein werden zu lassen Das kann geschehen, in¬ dem man f klein macht, das heißt, indem man mit einem Objektiv von geringer Brennweite arbeitet. Oder man kann umgekehrt R groß werden lassen, indem m n weit vom Ob¬ jekt zurücktritt. Aber kurzbrennweitige Objektive zeigen allerhand Nachteile, und es ist zum Beispiel in bergigem Gelände nicht immer angängig, den Standpunkt für die Auf¬ nahme nach Belieben zu wählen. Außerdem verlangt ein querlie^endes Bild rechts und links eine gewisse Auffüllung, was recht unbequem werden kann. So müßte man bei einem auf einem Querbilde erscheinenden Leuchtturm noch zu den Seiten eine Fülle von Wasser erscheinen lassen. So bleibt der Wunsch nach Hochformatbildern berechtigt, und die Technik sieht ihn durch die Erfindung der „Hoch- formator Ges. m. b. H.“ auf das beste erfüllt. Die Hochformataufnahme kommt zustande, indem man den Aufnahmeapparat einfach um 90 Grad kippt, wie das auch der Amateur-Photograph tut, wenn er irgend einen hohen Gegenstand aufnehmen will. Die Gesellschaft liefert für jeden Apparat, welchen Systemes er immer sei, ein Winkelstück, durch dessen Verwendung jener in kürzester Zeit gedreht ist, ohne daß er verändert werden muß, und ohne daß Beschädigungen zu befürchten wären. Man erhält dann Bilder von dem Hochformat IV III. Die technischen Schwierigkeiten ergeben sich nun aber beim Abspielen. Der in gewöhnlicher Weise senkrecht bew egte Film würde die stehenden Gegenstände natürlich liegend auf dem Schirm erscheinen lassen, und es bedarf daher einer Bildaufrichtung. Und diese wird durch einen kleinen Apparat erzielt, welcher — außer bei Formatwechseln — keine be¬ wegten Teile enthält. Es wird nämlich dicht vor dem rotierenden Verschluß ein Kästchen fest angeordnet, welches drei Spiegel enthält. Eine dreifache Reflexion der aus d?n Verschluß Öffnungen austretenden Strahlen bewirkt dann eine Drehung des Bildes um einen rechten Winkel und besorgt damit die erforderliche Bildaufrichtung. Nun hieße es aber, das Kind mit dem Bade ausschütter, wenn man alle Bilder ir. Hochformat bieten wollte. Absicht darf doch nur sein, beide Formate anzuwenden und sie wahlweise so auftreten zu lassen, wie es den darzustellenden Objekten angemessen ist. Innerhalb eines Films kann also ein mannigfaltiger Wechsel auftreten. So wurde uns mitge teilt, daß der Film „Kurfürstendamm“ und der Golemfilrr mit beiden Formaten aufwarten werden Bei der Aufnahme wird dann bald mit gekipptem, bald mit ungekipptem Apparat gearbeitet werden müssen. Und dann muß sich bei der Wiedergabe die Arbeit des „Hochformators“ diesen Wechseln anpassen. Da stellt sic i nun der Film selbst auf elektrischem Wege den Hochformator ein, wenn er gebraucht wird, und schaltet ihn wieder aus, we in seine Wirkung unerwünscht ist. Zu diesem Zweck erhält der Film an den Rändern, bald links und bald rechts, metallische Auflagen, durch welche die Steuerung des Hoch- iormators bewirkt wird. Sobald Filmbilder erscheinen, die in gewohnter Weise aufgenommen worden sind, wird selbst tätig einer jener drei Spiegel so weggeklappt, daß das Licht in alter Art aut den Schirm fällt, das heißt so, als ob gar kein Hochformator vorhanden wäre. Wenn jedoch Bi'der kommen, die der Aufrichtung bedürien. so kiappt der Spiegel in die wirksame Stellung, fängt die Strahlen auf, und richtet die Bilder unter Mithilfe der beiden anderen Spiegel auf. Jene metallischen Auflagen vermitteln Stromschlüsse für eine besondere kleine elektrische Anlage. Und einer Kontaktstelle folgt dicht darauf eine zweite, auf deren Wirk¬ samkeit gerechnet werden darf und muß, wenn bei einem schadhaft gewordenen Film die Ränder nicht mehr in Ord¬ nung sind. Man wendet auch ein gefälliges Mittel an, um Schroff¬ heiten beim Wechsel der Formate zu vermeiden. Man läßt die Bilder, beispielsweise im Querformat, langsam schwächer werden, also gewissermaßen verlöschen, und läßt dann das aufgerichtete Bild ebenso allmählich aus dem Dunkel hervor treten. So wird der unangenehme Eindruck vermieden, als ob hier eine Hand gewaltsam eingegriifen und die Bilder gekippt hätte. Für Darbietungen in den beiden Formaten ist nun aber ein quadratischer Schirm nötig, welcher durch den Bruch IV IV’ zu kennzeichnen ist. Beide Bilder füllen den Schirm nicht voll aus, und es bleiben bei den liegenden Bildern oben und unten, bei den stehenden links und rechts unbenutzte Streifen übrig. In den vier Ecken liegen sogar kleine Quadrate, die nie belichtet werden. Es ist nun eine Einrichtung im Werke, curch welche diese vier Flächen dunkel gehalten werden, und gewisse Unebenheiten entfallen, die sich aus der quadratischen Form des Schirmes ergeben könnten. Jedenfalls handelt es sich hier um eine Neuerung, welche die ästhetische Wirkung des Films wesentlich erhöht und dem Auge auch den Genuß einer reicheren Abwechselung verschafft. Das Interesse, welches dem Hochformator entgegen¬ gebracht wird, läßt erwarten, daß wir sehr bald auch im Kino die Bilder in Formaten sehen werden, die für sie zurechtgeschnitten sind.