Der Kinematograph (June 1920)

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Der Kinematograph — Düsseldorf. No 701'02 schleppen ihn fort. Tommy, der geheimnisvolle Helfer des unbekannten Bindenoberhauptes, sperrt Fox in einen Keller. Den seinem Schicksal überlassenen, verzweifelt an seinen Fesseln reißenden Detektiv befreit der alte Oauner Tom. Francis ist dem Wahnsinn verfallen und befindet sich in einer Irrenanstalt, wo ihn Fox zeitweise besucht Die Ver- brecherbande hatte dies ausgekun ‘schäftet und versteht es. den Detektiv in eine neue Falle zu locken. Wieder ist Tom der Retter. Beiden zusammen gelingt es. Lord Sullivan und seinen Komplizen Tommy bei der Feier des vermeintlichen Todes des Detektivs zu überraschen. Einer Bitte Sullivans nachgebend, bewilligt Fox dem Lord das Ahschiednehmen vom verkleideten Mädchen. Mit einer blitzschnell aus dem Schlips Sullivans herausgezogenen, vergifteten Krawmen¬ nadel tötet sich Tommy, der Komplize von Cincinnati. Gefesselt wird Sullivan abgeführt. „Der Menschheit Anwalt", eine soziale Film¬ dichtung in 2 Teilen von Willy Rath 1. Teil ..Das Wunder der Zeiten“, 7 Akte. Otto Rippert-Zyklus. Regie: Otto Rippert. Entwürfe und Bauten: Maler Walther Reimann und Röhrig Photographie M. A Madsen. Fabrikat: Rhea-Film. Berlin W 8. Dieser neue Film, der Rhea-Filmgesellschaft ragt bei weitem über den Durchschnitt heraus und dokumentierl sich in der ganzen Anlage und der konsequenten Durch¬ führung der Idee als ein Werk von hoher ethischer und sozialer Tendenz Wenn auch die eigenartige Verquickung von Mittelalter und Neuzeit durch die Gestalt einer und der¬ selben Person faktisch ein Ding der Unmöglichkeit ist, so bietet andererseits der Traum oder die Vision des Helden eine Möglichkeit der Verbindung, die geschickt ausgenutzt worden ist und die durch eine vortreffliche Da-stellung und kunstverständigen Beirat gestützt wird. Die beiden Kunst¬ maler Reimann und Röhrig, die dem Kabinett des Dr. Caligari den bizarr expressionistischen Hintergrund gaben, schufen die Dekorationen. Daß sie sich frei vor Wieder¬ holungen und Uebertreibungen hielten, die als Klippe drohten, und wirklich geschmackvolle Bilder gaben, wird auch Nicht- Anhänger der modernsten Kunstrichtungen versöhne i Wenn sie auch bei der Auswahl der landschaftlichen Szenen be¬ ratend mitgewirkt haben, muß ihnen noch ein besonderes Lob gezollt werden, denn die Bilder sind durchweg von seltener Schönheit und mit dem Auge des wirklichen Künstlers* gesehen. Viele, wie der Traumwald und die Heide mit den Wacholderbüschen, die zypressenartig gegen der klaren Himmel stehen, wirken in der geschickten Viragierung wie vom Pinsel Böcklins hervorgezaubert, und man wi.re nicht erstaunt, wenn aus dem Traumwald plötzlich das Einhorn hervorbräche. Theodor Loos schreitet durch das Wunder¬ land mit der ihm eigenen Begabung für das Extatische, Visionäre, und die Erscheinung des Heilands wirkt in dieser Umgebung nicht als Profanation. Sehr schön wirken auch die silhouettenartig-n Bilder und der alte Klosterbau. In einer Berliner Tageszeitung wurde kürzlich der Ruf nach wirklich individuellen deutschen Filmen laut. Dieser 'ilm zeigt echte deutsche Wesensart und kam im Ausland überall mit Ehren bestehen Die Titel sind gut. wenn auch etwas reichlich und passen sich in der Schrift dem eigen artigen Sujet an. Ein paar Zeilen noch über den Inhalt Die Handlung beginnt im Mittelalter. Severin, ein junger Mönch, der kurz vor den Weihen steht, wird von Glauhenszweiteln geplagt und empört sich vollends gegen die Kirche, als die Tochter eines verstorbenen weisen Arztes, die sein Werk als Helferin der Armen und Kranken fortsetzt, als Hexe verbrannt werden soll. Gemeinheit und Habsucht in den Personen des Hexenrichters und des Steuerpächters machen ihr den Prozeß. Severin entreißt sie der Folter und wird zu strenger Haft und Buße in seiner Kellerzelle verurteilt Ein Wunder befreit ihn von den Fesseln und ein gütiger Klosterbruder, der Beschließer, weist ihm den Meg in die Freiheit Er flieht in den nahen Traumwald. Hier erscheint ihm der Heiland und läßt ihn in einer Grone erquickenden Schlaf finden, „Und abermals nach dreihundert Jahren, kam ich desselben Wegs gefahren". Severin erwachte im Zeitalter der Eisen¬ bahn, des Flugzeugs und der Elektrizität. Das alte Kloster sieht noch, aber es ist zum Schloß eines reichen Grafen, eines Idealisten, geworden, und auch die Menschen sind noch immer d.eselben, nur in andern Gewändern. Liebe und Haß, Gemeinheit und Habsucht sind noch immer die Trieb¬ federn ihrer Handlungen. In der Tochter des Grafen findet er die Tochter des Arztes, in einem das Volk aussaugenden Fabrikbesitzer den Steuerpäcfrer. in einem gewissenlosen Schuft den Hexenrichter, in dessen Schwester die Dirne und in dem Sekretär des Graten den gütigen Klosterbruder wieder. Severin nimmt mutig den Kampf auf. nimmt sich der Arbeiter und ihres Elends an, und findet in dem Grafen einen willigen Helfer am Werke der Erlösung Aber der reine Tor erliegt kurz vor dem Ziel der Gemeinheit seiner Gegner Er muß fliehen und auf der Flucht gelangt er wieder nurück in den Traumwald. Die Tochter des Grafen, die ihn liebte, bleibt jedoch zurück, um sein Werk fortzu¬ setzen. So schließt sich der Ring ’ Neben Theodor Loos steht eine Reihe ausgezeichneter Darsteller, allen voran Otto Gebühr, der mit einfachen Mitteln einen gütigen Idealisten zeichnet. Georg John und Heinz Salfner teilen sich in die undankbaren Rollen der Menschenschinder und Intriganten. Lya Sellin ist die raffinierte Kokette. Odette Orcz' eine sympathische Vertreterin der passiven Dulderin. In einer Episodenrolle fiel Grete Reinwald durch lebensechtes Spiel angenehm auf. Münchener Brief. (Eigenbericht unseres ständigen Korrespondenten.) Wir können uns nicht genug tun an dem herrlichen „München als Filmstadt", und immer wieder, bei jeder passenden oder unpassenden Gelegenheit, werfen wir uns pathetisch in die Hühnerbrust und krähen unser großartiges Programm herunter, dessen Phraseologie schon gerade zu lächerlich wirkt, als da vor allem die Hebung und Festigung der Film-Industrie, und wie wir auf dem besten Wege seien, das übermütige Berlin totzuschiagen! Und wir haben einen großen Wirtjchaftsverband, in dem ein Staatsbeamter namenc Löw für die Regierung sitzt und diese repräsentiert, — die Regierung hat ungeheures Interesse daran, die Münchner Filmerei zu heben und zu festigen. — und wir haben einige großartige Vereine, wir haben einen Klub, in dem ThcMter- besitzer Poker oder Bac spielen, wir haben einen gro߬ artigen Verein der Bühnenschauspieler, die nebenbei auch filmen und Tarife aufstelien. daß sie nebenbei mehr ver¬ dienen als im Theater, wir haben eint Filmhorse i wir haben abermals eine Regierung, die sich hnchtba <be Filmerei interessiert, sie veredeln bebe’ w*H*r* lisieren und was weiß ich. was noch alles w