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Der Kinematograph (October 1920)

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No. 716 Der Einemstograpb — Dfiaseldorf. Don n bis Z. V'on Vora Bern - Luzern. I>ifsiniil will ich in alpbaltetiacl.t-r Reihenfolge ein wenig über die Schweiz als Filinland plaudern, und von A bis Z erzählen, was sich in der Eid^enossenschatt Neues ereignet hat. Das heiUt: ich gebe da ein ctwa.s leiehtsinniges Ver- spre<-hcn. Von A bis Z ?. Das stimmt nicht ganz. Meine Schrtübniaschine ist ein alter Klapperkasten und einz«‘lne Buchstaben springiMi aus, sind durchaus nicht aufs i*apk>r zu bringen. Das mögen die St.idte: D., E., H., K., P., y., T., U., V'., X., Y.. Z. als Entschuldigung gelten lasstm, falls sich wirkUeh in ihmm etwas von Bedeutung be^geben halam sollte, was mir entgangen ist. Und wenn ich Ihnen auch mit der Erzählung von meiner reparativ- liedürftigen fcichreibmaschiiH* ein X für ein U vormache, au paÜt das in den Ütil meini>r heutigen Plauderei. A: A 11 d o r f: Man munkelt, daß eine schweizer Film¬ gesellschaft, die die historischen OrU« der Zentralschweiz mit dem Kurbt»lkasten unsicher macht, ein Kx(K)se aus- S arbeitet hat, wonach mit einem Kapital von etwa 35 tXM) Fr. i Möglichkeit geboten wäre, m kommenden Frühjahr die berühmten Altorfer Freilich'-Teil-Spielszenen an der Urstätte Wilhelm Teils, in Alblorf, aufzunehmen. Da seit einigen Jahren bereits keine Tellspiele mehr stattgefunden haben, müßte in den nächsten Monaten schon mit dem Einstudiervn begonnen werden, zumal, genau wie bei den Oberammergauer Passionsspiclen, die Rollen von Dilet- ianUm gespielt wenlen. Da es üi der Schweiz etwa drei¬ hundert dramatische, das heißt Dilettanten vereine gibt, so wird sich unter ihnen schon der Bauernkopf Teils finden lassen. B; Zunächst Basel: In Basel gibt es ein großzügig geleitetes Lichtspieltheater: ,.Alhambra-('inema, Basel". Des.<wn Direktor ist de’ junge, iintemehmende Herr Nutz, der amerikanischer l*roduktiun nicht fernsteht. Im Sommer hatte Herr Sutz eine Verlosung veranstaltet. Als Preis nicht etwa ein Uratüäbonnement fürs Alhambra. I bewahre. Herr Satz wollte höher hinauf. Noch höher. Ganz hoch. In die Wolken. Als Großes Los galt ein Ausflug auf einem Aeroplan, der Zürcher Aero - Flug - Gesellschaft. Wenn auch dafür gesorgt ist, daß die Bäume ;ücht in den Himmel mii* Hw Gorfliv, Imenienr Amtlicher Sachverständiger für Kino u. Projektion Köln, AfrippastraB« 19 ÜTIS»*!: pet« Lager »IlBS-lMMiitn 1. ZibtUi Maschinen ♦♦ Lampen ♦♦ Transfor¬ matoren wa Widerstände wa Kohlen wachsen, so braucht dcch der Untemehinungsgeist* rühriger Theaterdirektoren keine Grenzen zu kennen. Herrn Sutz’ Bemühen, seinem Ibiblikum Sensationen zu verschaffen, wurde vom Schicksal unterstützt, indim auch ihm selbst eine kleine Sensation zuteil wurde; er hatte kürzlich ein nettes Erlebnis: Der Ozean ist wieder zum großen Teich gewonlec. Man rutscht bereits wieder mit einer Selbstverständlichkeit von Newyork nach Europa und wit<der zurück, daß es mich nicht einmal wrundernahm, als vor kurzem eine junge Frsa und Journalistin .irgerlich in ihrer Mappe kramte, die Augen¬ brauen zusammciizog und unwillig erklärte: „Zu dumm, jetzt habe ich meine wichtigsten Notizen zu Hause gelassen. Ich muß sie sofort holen.“ „Wo, zu Hause?...“ ..N». ZU Hause, drüben, fn Newyork.“ Zwei Tage später w«r sie auf hoher See um die vergessenen Papiere zu hokn. Ein französisches Sprichwort sagt: ,,Was man nicht ün Kopf hat, muß man in den Beinen haben.“ In dem Fall der vergeßlichen jungen Dame könnte es heißen: Wa.-; sie nicht im Kopf hatte, müßte sie an ihrem Magen spüreo. Denn ohne Seekrankheit geht es doch nur in den selU'nstes Fällen ab. Doch ich vergesse Herrn Sutz. Doch nein, ich vergesse ihn ja gar nicht. Ich sprach nur gerade von der Seekrankheit nüt allen ihren unangeneh¬ men Nebenerscheinungen, dk> es eigentlich nicht wün.s. hena- wert erscheinen lassen, eine Hochzeitsreise auf Deck *a machen. Trotzdem haben zwei weltberühmte junge Künstler, Mary Pickford luid Douglas Faiibanks, ihre FlitterreiM' voo Newyork nach Europa^gemacht^und^sind —.der Auwlruck ist zwar .etwas iverfrüht^—^in^das^ Alhambra-Cdriemu lar Nachmittagsvorstellung „hereingeschneit“. Sutz war eigeot- lich recht ärgerlich über den unverhofften Besuch, <U die Ankunft dty beiden Erdkugi-I-Liebbnge in Basel, u«* in seinem Theater nicht rechtzeitig bekanntgeben konnte- Sonst hätte die „Alhambra“, die^Füllender Neugierige» gewiß nicht fassen können und s äre aus den Fugen gi-gangen. Ganz gewiß. Nun ist Herr Sutz zwar der Sensation ver¬ lustig gegangen, seinem Publikum das süße Lächeln - - tbr million doUv smile' , wie er es nennt, Mary Pickfords *• bieten; ist aber anderseits um die Reparaturkosteii euw* vor Begeisterung zertrampelten Hauses gekommen in der Schweiz ist es nur gaiu:, ganz selten oer Fall, daß «•» leibhaftiger Star sich aUerpersönlichst dem Publikum zeigt . - und nun gleich zwei Stars auf einmal ? .... Nicht ss*" zudenken! Dafür sind Heim Sutz urplötzlich ganz andere erwachsen, und zwar nicht nur ihm, sondern alhui Ba» Kinos, denen am 29. August eine Verfügung des departements des Kantons Baselstadt zugesteUt ***** wonach jedes Lichtspieltheater ab 1. September eine ty liehe Steuergebühr von sechs Francs zu zahlen hat. 1**^ Verfügung, die erst vor dem Inkrafttreten bekanntgege^ wurde, hat nicht verfehlt, starke Erbitterung unter ^ Basler Theaterdirektoren hervorzurufen, die sich vor ei hundertprozentigen Aufschlag gestellt sahen. Der^ g«“ schweizer Dichter Karl Spitteier, der sich aber desto intensiver, vom Kinogegner zum gewandelt hat, wird empört den Kopf schütteln und holen was er unlängst in einem langen, filmfreund c Artikel schrieb: „Schade, daß ich nicht im Rate zu