Der Kinematograph (October 1920)

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No. 717 Der Kinematograph — Dässeldorf. der HauptroUen, kann durchwegs als Musterleistung gewertet werden. Es' sind Typen geschaffen worden, die in ihrer feinen Beobachtung und NachbUd tng der Charaktere des Milieus den Eindruck der absoluten N atürlichkeit hinterlassen. Eine Reihe komischer Szenen, sehr sorgfältig in flüchtigen, aber gut wirkenden Situationen aufgebaut und flüssig in die Handlung eingestreut, sorgt dafür, daU auch der Humor zu seinem Rechte kommt. Der Inhalt der Filmgesohichto, die uns eine Kette von senKationel^sn Abenteuern in aus¬ gezeichneten spannenden und dramatischen Momcntbildem vor Augen führt, Itehandelt das Schicksal eines Braut¬ schmuckes. der aus einem kostbaren Halsband und einer Brillantenbroeche l>eateht. Lord üecil Reading (C^trl Clewing) zeigt den Schmuck in einer Herre igesellschaft, unter der sich auch sein zukünftiger Schwager, Baronet Harry (Otto Gebühr), befindet. Der leichtsinnige, verschuldete junge Mann fallt den Entschluß, die Kostbarkeiten in seinen Bi'sitz zu bringen. Dim gleichen Wunsch hat auch eine V'erbreciiergesellschaft des finsteren Londoner Stadtteiles Whitecha|)el, deren Führer der alte Feilwl (Guido Herzfeld) ist. Seine ,,Gesellschafter“ sind Jac. «ier ,,Baron“ (Hermann Wlach), Tom, der „Rentier“ (Hicmy Bender) und Will, der ,,Kandidat“ (Carl Gepport). Das Quartett vertreibt nebenher auch falsches Geld, und Rahel (Grit Hegesa), eine junge Verwandte Fcibcls, hat die Aufgabe, die ,,Blüten“ unter der Maske eines Blumenmädchens unter das Publikum zu bringen. Harry versucht es, den gestohlenen Schmuck bei einem Trödler zu verkaufen; erfährt aber zu seinem Schrecken, daß die Perlen unecht sind. Die Einbnichs- und Diebstahlsgescbicbte, die uns im Film ausführlicher gezeigt wird, ist in ihrer bildhafhm Schilderung eine Kabinetts- kistung für sich. Als eigeiitiicher Dieb der echten Kette entpuppt sich im Laufe der bewegh-n Geschehnisse Fred Hopkins (Hans Mierendorff), der Gehilfe des Juweliers John Crawford (Leo Cunnard), der die Kette vor der Ausfolgung an den Käufer Lord CecU vertauscht hatte und sie später an den Brillantenhändler van Zuidar (A. E. Licho) verkauft. Rahel und David (ein zugereister Verwandter Feibels, der Hampelmänner auf der Straße verkauft) sind Mithelfer bei der Aushebung der V’erbrechergesellschaft, die schließlich der Polizei in die HäiKle fällt. Fred Hopkins, der den Schmuck von seinem letzten Zufluchtsort, dem Dach des Hauses, aus auf die Straße geworfen hatte, nimmt Gift und bekennt sich im Sterben als Schuldigen. Ein Trimkenbold hat die Perlen aufgelesen und bietet sie in der Kneipe Feibels, wo die Komplizen gefesselt nebeneinander stehen, als Preis für ein Glas Bier an. Die gediegene Aufmachung dieses interessanten Werkes beweist, daß auch der Sensations- und Kriminalfilm einer Veredelung fähig ist, ohne von aeimjr Wirksamkeit das geringste einzubüßen. ,,Manolescus Memoiren“ (Fürst Lahovary, der König der Diebe). Motive aus dem Leben eines Aben¬ teurers, in einem Vorspiel und sechs Akten, von Richard Oswald. In den HauptroUen: Conrad Veidt, Erna Morena, Kate W aldeck, Adele Sandrock, Lilli Lohrer, Hedda Vemon. Regie: Richard Oswald. Photographie: Max Lutze. Innen¬ dekoration: Dipi.-Ing. Hans Dreier. Fabrikat: Richard Oswald-Film, Berlin. EdiDflDil Epkns, ADlnilinic OperiiteDr KOln-Llndenthal, Kerpener str. «i Fernspreober B lt7ä Fernsprecher B 1976 Referenson: Deutsch. Filmhaus Emil Schilling, Kola, Oaumont, Paris u. ▼. a. 31940 - EigSM AMriMsagl ■ — ■ Endlich einmal ein guter, ein vorzüglicher, wirklich interessanter und amüsanter Abenteurerfilm; ein Stück mitten aus dem Leben herausgerissen. „Und wo ihr'i^ packt, da ist es intereSsant“. Aus dem Leben des berüch¬ tigten Hoteldifbes und Hochstaplers, der vor Jahren benn-h- tigtes Aufsehen erregte, sind einige recht unterhaltwiiiK Episoden auf den FUm gebannt. Wahrheit und Dicht un| mögen sich mischen, immer aber entrollen sich spannciidr BUikr, getragen von einer Darstellung, wie sie hervorrageixlcr nicht gedacht werden kann. Das Vorspiel führt in das Familienleben des berühmtes Gauners, ein einfaches bürgerliches Milieu, der Vater eis brutaler Trunkenbold, der die Mutter ständig mißhandelt, der junge Manoleecn, ein Faulenzer und Ta^dieb. Einei kk>inen Diebstahls wegen, dessen er sich der Portier8to<-Iit<;r zuliebe schuldig macht, wird er vom Vater verstoßen. Er nimmt nun zunächst eine SteUung als Kellner an und wird bald ZimmorkeUner in einem vornehmen Hotel. Hier fitulet eine hübsch«') Hochstaplerin Gefallen an ihm, nimmt ihi als Sekretär in ihre Dienste und in ihre Schule, und bald gaunern die Iteiden lustig herum. Die A'isprürhe wenle« immer größer, man belügt sich bald nicht mehr mit eia- fachen Diebstählen, die stets in den feinsten Hertels auf- geführt werden, sondern greift zu einem großen Coup. EiiM schönen Tages sind die Rollen gstauscht: Manolescu tritt als Fürst Lahovary mit großem Pomp auf die schöne Diaor von Montignan dagegen verwandelt sich in seinen Bekrct« Eine schwerreiche, alte russische Gräfin verliebt sich is den schüchternen Sekretär. Ihre Annäherungsver'iuhe werden von dem sauberen Paar zu gehörigen Erpressmip« ausgenutzt. Aber da.» Verhängnis naht in Gestalt des Obre kellmrs, der Manolescu seinerzeit das Servieren beibru« hte. Er bedient ihn im Hotel, wo er als Fürst Lahovary abjj- stiegen ist, und erkennt ihn wieder. Man stopft ihm ür' Mund, indem man ihn als Ihitten im Bunde aufnininiL Die Herrbchkeit dauert trotzdem nicht mehr lange !■ Begriff, verhaftet zu werden, lernt er ein i-ünes junp< Mädchen kennen. Ihr zuliebe läßt er sich kampflos fr-t- nehmen, verbüßt ruhig seine Strafe, wird wegen niiistrr hafter Führung vor Ablauf der Strafe freigelassen fängt an der Seite Cäciliens, die geduldig gewartet hat ein neues, anständiges Leben an. Der Schluß enttäuscht etwas durch seine Zahmheit nach dem man fünf Akte hindurch auf ein gewal' Ende oder einen besonders gelungenen Meisterstreich ' ■ bereitet war. Große Gauner pflegt eine gewisse heM. '' Romantik zu umwehen, die sich hier ins gesittete Bürg« ' - verläuft und dadurch verwässert wird. Schade, ein .«i ' Schluß wäre entschieden effektvoller gewesen. Das ist «^ ' auch das einzige, das an dem Film auszusetzen ist. 1 Pointen kommen zwanglos und überraschend und durch feinen Humor häufig schmuiizelnde Heiterkeit Einen ganz beträchtlichen Anteil am Erfolg hat aber' allem die glänzende Darstellung. Kcmrad >^idt gibt ^ Manolescu ein Kabinettstück mimischer Kunst. I^in noiescu ist nicht der übliche dämonische Typ, den in letzter Zeit häufig von Veidt gesehen hat, sondtTn ' ganzer Mensch, logisch in der Entwicklung, ci't ' ’ wandlungsfähig, in jedem Stadium ein neuer Typ. "i*^ 8ÜS Kellner sein Servierexamen ablegt, als Sekretär und als Fürst auftritt, zeigt in kleinsten Einzelheiten von ' '' Beobachtungsgabe und tiefer Menschenkenntnis, . ist seine Mimik diesmal frei von Uebertreibung und .M «! “ ' beit. Man sieht ihm mit aufrichtiger Freude zu. Eiuf ausgezeichnete Leistung war auch die russische Gräfin ^ Adele Sandrock, ebenso der Oberkellner von Wlach. Erna Morena spielt die Verführerin mit der jI ü' Routine und wirkt weit besser in der Hosenrolle dri< , kretärs, die ihr sehr gut zu liegen scheint. Die blonde , die die Wandlung in Manolescu vollbringt, ist Hedda