Der Kinematograph (November 1920)

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No. 7*1 Der Kinemetofrmph — DBaseldort. Die sagenhafte Handlang wird durch den Rahmen, den ihr ihre «Schöpfer gegebea haben, äußerst wirksam unterstützt. Die schiefen Rau.en, die winkligen GäOchen des Ghetto, die in schier unerschöpflicher Fülle auftauchen, ja seihst die Menschen, die in Urnen leben, sind ohne jede Verzerrung von einer Unwirklichkeit, die weit über den Alltag entrückt. Einfach verhlüffcad ist die technische Ausführung, Itosondors in der ileschw'örungsszene, in der Löw den Geist Astaroth zitiert in der Blitze zucken und Irrlichter •imhertanzon, überwältigend auch die Erscheinung der in langer Reihe vor der kaiserlichen HofgesoUschaft Torl>eiziehcnden iScbemen der is-aelitLschen Urväter. Nur der Deckencinsttur, der das Leben des Kaisers bedroht, ließ zu wünschen übrig. Schade! Imposant war auch der Brand des Ghetto. Und nun die Darstellung. Wegener ist natürlich der Golem. Ohne ihn wäre der Film schlechthin unmöglich. Schon die äußere Maske ist überraschend, ein Riese, jeder Zug ein Bild von .Stein, die Bewegungi-n steif, statuenhaft, das Gesicht fa<t unbeweglich, doch furchtbar, fratzenhaft verzerrt beim Ausbruch böswilliger Ra.serei. Er schreitet daher wie ein Koloß, fällt rlcklings iin» wie ein Stein. Seine Gattin Lyda Salmonova spielt die schöne Miriam mit Tem¬ perament und Grazie, Emst Deutsch den Famulus, den er, wie immer, fein charakterisiert. Eine prachtvolle Leistung war der Rabbi Lö» Alljert Steinriieks, ciTie Gestalt wie aus Urväters Tagen, wuchtig und patriarchalisch. Ihnen reihten sich in ebenfalls vorzügliclien Gt'stalten Hanns Sturm. Otto Gehrthr und l^rthar MütlKd in. Es war ein richtiger großer I’remierenabend mit lautem ehrlichrm Ik>ifall und zahllosen, l>eg<'istcrten Hervorrufen. Wir hallen einen neuen Film von ausgeprägter Ei^nart, auf den wir mit RtM-ht .dolz sein können, und den auch das Ausland liewundcm wird. „D er Richter von Zalame a“. Ein Schau¬ spiel in sechs Akten nach Calderon. B<*arbcitet von Dr. Lud¬ wig Bor^r. Erster BioM-op-Monumental-Film; Regk*: Dr. Ludwig Berger; Gcsamtaus.ttattung. Kunstmaler Her¬ mann U arm und Emst Meivors; Photographie • A. G. Weitzt-n- berg; Fabrikat. Oecla-Bioscop. Cidderon, der Höfling, war gewiß weit davon entfernt, ein demokratisches Tendenzstück schreiben zu wollen, aber wider Willen tut er in seinem ,,Richter von Znlamea“ einen tiefen Schnitt in dies faule Fleisch des damaligen sozialen Lebens. Er wird darin zum warmen und lieivdten VW- teidiger der heiligsten Menschenrechte. Eis ist ein großes, für (UM ganze Menschentum gültiges Prinzip, das in diesem Drama nach Verwirklichung ringt: Recht geht vor Gewalt, oder: Das Recht siegt über die bmtale Gewalt. Das ist der Gedanke, der in der Gestalt des riehterlichen Bauern Pedro Crespo verkörpert ist. In ihm steckt ein Stück Odoardo (Emilia Galotti) und ein Stück Willielm Teil. Elin schlichter Bauer, verteidigt Pedro t.'respo trotzig und mutig seines Hauses Ehre gegen Uebergriffe des .Militärstandes. Er ist der Repräsentant des vergewaltigten Volkes, der sich selber Recht schafft, der beweist, daß seine Töchter nieht uin adeliger Lüstlüige«willen geboren würden. Der Bauer handel; in seiner Eigenschaft als Ortsrichter rasch, energisch nml kühn. Er liogeht in seiner innerlich durchaus berechtigten Handlungsweise sogar einen E'ormfehler, der aber im Schau spiel (nicht in dtesem Film) vom König gutgehiüßen wird Die vorschnelle Justiz traf nicht das unglückliche Opfer des gekränkten und mißhandelten Vaters, sondern den Ehrenschänder, den Hauptmann Don Alvaro. Dieser kam mit seinem Regiment nach dem Dorfe Zalamea ins Quartier. Don Alvaro seihst in das Haus des reichen Bauern Crespo Dort will er der schönen Isabel wegen in die Mädchenstub¬ eindringen, woran er von Juan (Crespos Sohn) gelündert wird. Don Alvaro muß das Haus verlassen. Der .Skandal. dt*r daraus entsteht, veAnlaßt den General Don Lope, für den nächsten Morgen den Befehl zum Abmarsch zu geben. Isabels Bruder .Titan ist in den Dienst dos Generals getreten Kaum sind beide fort, raubt Alvaro das Mädcheo, läßt den Vater weglringcn und im Waide an einen Baum binden Juan kehrt zurück, findet seine Schwester entehrt und vei wuralet im Zweikampf den Hauptmann. Inzwischen bt Crespo zum Richter im Dorfe ernannt worden. Er bitb ' Alvaro, seiner Tochter die Ehre wioderziigelKm; da Crea{x> daAuf nur Spott zur Antwort erhält, läßt er den Haup' mann ins Gefängnis bringen, wo er von dom. aufwk^gtrlndt n Sohn Juan erdros-selt wird. Juans Tat bezeichnet CYesim dom General Don Lope gegenüber als gerecht. Alvaro li den Soldaten Reboleido getötet, und wer -inen Soldaten tötete, verdiente den Tod. Unter der Regie von Dr. Ludwig Berger ist. aus dem von der Bühne her bekannten raschen und prägnant« Verlauf dos Schau-j^iM'ls, das der Figur Podro Crespos ernc hervorragende .VufnH-rksainkeit aidmet. eine etwas wc-t schweifige E'ilmhearbcitung geworden, die den ,,Richt»‘i selbst, stärker als angebracht, zurücktreten läßt. Dafür ist der Film mit einer ganzen Reihe prächtiger und äußerst gelungener Xebenhorszenon ansgesehmückt. unter denen der Anmarsch der .Soldaten, das zwanglose I.Agerlcben, die Massenszenen. <fer Gemeinderat und viele andere als eben solche Moisterleistungon anzusprechen sind, wie die mancher¬ lei humoristischen Situationen, die eine an sich sehr gntr und galungen« Betonung erfahren haben. Darstellerisi* stehen Alhert Steinrück ala Creafio und Agnes Straub ab Chispa unstreitig an erster Stolle. Etwas au dämoni^*i war Heinrich Witte als Don Alvaro, grotesk klax Schreck als Don Mendo, gut charakterisierend F.rnst Legal als geant, polternd Hermaim Vallentin als General Don Lope Lil Da^ver war als Isabel wohl etwas zu matt uu^ farblos. Die übrigen Rollen befanden sich in guten Händen Ausstattung glänzend. Photographie gut. „Eines großen Mannes Liebe“. Neck dem Roman von Franz Rosen bearbeitet von Robert Liche- mann. Regie: Rudolf Biebrach; Photographie; Otto Toher Ausstattung: Hans Sohnle; Fidirikat: Maxim-Film. Der neue Lotto Neumann-Film spielt um di.» Wep^ des Mittelalters, das mit prunkvollen Burgräumen (ci» bißchen zu pnmkroll), interessanten Bauten und Städto- bildem (ein bißchen lu wenig Mittelalter) sowie schönt« Kostümen einen wirknngsvoUen Rahmen für die Geschichte von Liebe und Treue abgibt. Herx(w Ernst, der liebenswürdige Bruder des streng Finten Albrecht, eerliebt aich^in ein einfaidiea Mädel