Der Kinematograph (February 1921)

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Der Kinematograph Düsseldorf SV 729 ders stark geltend macht Selbstverständlich besitzt die Verwaltung und auch die .Stadtverordnetenversammlung in Düsseldorf eine Reihe von Persönlichkeiten, die regelmäßig und gern die Kmos besuchen Es erhebt sich hier die er¬ neute Frage, wie es möglich sei. daß sich kein Widerspruch gegen die Behauptung eines Redners: das Kino sei eine ..Volkspest", .erh(ä) ? Die einzige Erklärung die denkbar ist, ist höchst un befriedigend: Die Phrase muß eine geradezu gewaltsame Herrschaft fuhren Das Kino erntet jetzt die Früchte seiner Unterlassungssünde, die darin bestand, daß es in allzu großem Vertrauen auf die Güte seiner Leistungen und auf seine geschäftlichen Erfolge keine Aufklärung über seine Mission für 'alle Bevölkerungsschichten gab Es ist eine Lebensfrage für alles, was mit der Kinematographie zu sammenhängt. den wohlverdienten Platz an der Sonne zu gewinnen. Es ist nicht weiter zulässig, eine ganz allgemein gehalten* 1 Besprechung über hervorragende Neuheiten an einer ungeeigneten Stell«* in der Tagespresse bringen zu lassen. Wer sich ernsthaft die Frage vurlegt, wieviel Leute heute ins Kino und wieviele heute ins Theater gehen, der kommt an der Einsicht, daß es unmöglich beim alten bleiben kann, nicht vorbei Eine Tageszeitung tut der großen Menge ihrer Leser keinen Gefallen, wenn sic in dem Kino nichts anderes als eine Lustbarkeit erblickt. Die sach gemäße Filmkritik ist um so notwendiger, je mehr das sinnlose, durch Tatsachen fast nie belegt«- Schlagwort vom Schundfilm oder der Volkspest in der Oeffentlichkeit Ver¬ breitung findet. Mit den bisherigen allgemeinen Redens¬ arten ist nichts getan. Die Kritik mag ihres Amtes mit Strenge walten. Der Film ist reif zu einer ernsthaften Be¬ urteilung, er will ernst genommen werden. Es gibt unmöglich einen vernünftigen Menschen, dem es peinlich sein könnte, in einem guten Filmtheater gesehen zu werden Wenn jemand aber grundsätzlich erklärt, daß er keine Gelegenheit benutzen werde, um sich über einen guten Film zu orientieren, so müßte man dem schon das Zeugnis ausstellen. daß er si'-h unfähig erkläre, an öffent¬ lichen Dingen mitzuarbeiten, denn der Film ist eine An¬ gelegenheit der weitesten Oeffentlichkeit. Es versteht sieh ganz von selbst, »laß da» Kino von sich aus mit der Politik auch nicht das allergeringste zu tun hat. Wie ist es.also möglich, über ein«» neutrale Kultur frage rtach Fraktionen (so geschehen in Düsseldorf) ab zitstimmen ! Muß man sich wundern, wenn da» Kino, dessen Anhänger unübersehbar sind, bei einer solelien Behandlung in ein bestimmtes politisches Fahrwasser gedrängt wird ! Wäre es vom Parteistandpunkt aus nicht angebracht, da» unvergleichlich glänzende Mittel des Films mit b«*sonderer Vorlieh«» zu hegen ? Was nützen alle die vielen Erörterungen über die Filii - .Propaganda der Entente gegen Deutschland, wenn man die praktischen Konsequenzen für das eigene Haus nicht ziehen will ? Daß Düsseldorf geracb» dazu aus erkoren war. seine Kinogegnerseh »ft in einer s*-hr unangeneh¬ men Form zum Ausdruck zu bringen, ist auf das tiefste zu bedauern. An anderen Stell*»» ist man andern Ansicht. Die Zeitschrift des Deutschen National-Theaters in Weimar, die „Weimarer Blätter“, bringen im Januarheft eine Dar legung über die Situation der Filmkunst, die nicht nur durch ihren Inhalt zur Aufklärung beitragen kann, sondern allein durch die Tatsac he, daß sich hier das Organ unserer b«»rühintesfen Sprechbühne dem Film öffnet, wohl manchem zu denken geben wird, der bisher der Phrase nachbetet. Mit «1er gegen das Kino geübten Erdrosselungssteuer- politik sollte doch endlich Schluß gemacht werden, sonst kommt » auch hier zum Zusammenbruch, statt zum Auf- und Aushau. Die IDirtsdiaftspropaganda durdi den Film.'* Von Jose f Cohöke n . Generaldirektor der Deutschen Lichtbild-Gesell» - -haft. E. V Die deutsche Werbearbeit auf dem Weltmarkt hat in dem Film, dem jüngsten Propagandamitjel für das Wirtschaftsleben, ein ungemein wirksames Werkzeug erhalten. Im Ausland war man zuerst auf den Gedanken ge kommen (diese Anschauung ist ein verzeihli«-her Irrtum des Verfassers. Die nachweisbar allererste Anregung, den Film als Werbemittel zu benutzen, wurde 1910 im „Kinematograph" gegeben. Anmerkung der Red.), den Film der alle Welt als Unterhaltungsmittel in ganz unvergleichlicher Weise anzog. der Werbetätigkeit nutzbar zu machen. Gerade das. was den Spielfilm, der eine erzählende Handlung vorführt, zu Unterhai tungszwccken so allgemein beliebt gemacht hat. läßt ihn auch als Werbemittel ganz besonders geeignet er scheinen. Das ist die allen verständliche, eindring liehe, jedermann leicht zugängliche Sprache des Bildes Auch der einfachsten Auffassungsgabe. dem naivsten Verständnis kann durch ein Bild klar und *) Anm> rkung d«r Redaktion: Wir entis-hratn dunen fiwaelndi-n Aufsatz aus der Feder des Mitbegründer* und Leiters der D. LO. der Nr. 4 Ar Wochenschrift „Deutsche Industrie“ Verl«Wft Deutscher TTeherseedjenst O m. b. H., Berlin SW 19 deutlich etwas gezeigt werden, was durch das Wort nicht in dem gleichen Maße zu veranschaulichen ist. Bisher hat das Bild des Wort unterstütz!. Ganz un willkürlich griff man oft in der Unterhaltung, wenn der andere etwas nicht recht verstehen konnte, auto matisch zuin Bleistift, um es ihm mii Hilfe der Zeich nung besser zu erklären. Beim Film ist das Verhältnis von Bild und Wort umgekehrt; die viel deutlichere, anschaulichere und daher einprägsamere und eindringlichere Sprache des Bildes wird zur Hauptsache, und das Wort dient nur gelegentlich zur Unterstützung des Bildes, gleichsam, um einige Bilder noch zu unterstreichen. Diese jedermann verständliche Sprache des Bildes ist die eigentliche Weltsprache, die nicht erst mühsam erlernt zu werden braucht. Ein Film bedarf nicht der Uebersetzung aus einer in die andere Sprache nur die wenigen erläuternden Worte des Textes, die sogen. Titel, müssen übertragen werden. Das ist es, was vor allem den Film zu dem geeignetsten Propagandamittel auf dem Weltmarkt stempelt Wir haben leider während der Kricgszeit diese eindringliche Propagandawirkuntr de» Film» zu unserem