Der Kinematograph (September 1921)

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So. 769 Der Kinematograph — Düsseldorf. heraus auf der einen Seite Verständnis für die Schöpfungen der hohen Kunst zu erschließen und auf der andern da« eigene Gestalten durch Hebungen im Gliedern und Füllen von Flächen mit Geschmack zu durchdringen, ist die höchste Aufgabe des Zeichenlehrers. Sie kann nur von einem Künstler erfüllt werden. Weil es uns an solchen Küustlern sowohl in der Schule wie auch namentlich »'•: den hehrer bildungsansta Iten noch gar zu sehr mangelt Hierauf fallt er das Schreiben ins Auge, welche Dar¬ legungen wir überschlagen, tun sodann zum körperlichen Gestalten überzugehen. ..Mit Recht“, sagt Pallut. ..wird . verlangt, daß das Formen in Ton und Plastilina künftig nicht mehr als bisher auf den Kindergarten und die untersten Schulklassen t>eschränkt bleibe, sondern neben dem Zeichnen weitergeübt » erde; aber die Gefahr des unzulänglichen DilettierenH ist bei dem Modellieren womög¬ lich noch größer als beim Zeichnen, zumal da es dafür noch so gut wie ganz an künstlerisch ge¬ schulten hehrern fehlt. Im Atischluil daran prüft er den Unterricht in Hand¬ arbeit und sagt, das bts hierher überhaupt Dargelegte über¬ blickend : ..Aus den Bedürfnissen der Kunsterziehung ergibt sich, daß die Lehrer und Lehrerinnen der Handarlx-it ebenso wie die des Zeichnens nicht nur technisch und pädagogisch, sondern auch geistig und künstlerisch geschulte Persönlichkeiten sein müssen. Wird diese Forderung anerkannt, ko folgt daraus oline weiteres, tlaß die bisherige Ausbildung (der Leltrer und Lehrerinnen), die sehon für die handwerklich»- und pädagogische Schulung nicht ausreichte, erweitert und vertieft werden mu.“ Professor Dr. Pallat ist Geheimer Oberregierungsrat im Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung zu Berlin. Gegen die Ausführungen dieses Herrn werden wohl auch die Lichtapielreformer und die Lichtspielgegner nichts ein wenden. So also sieht die Kunsterziehung in der Volksschule aus! Mit einem so geringen Maß au künstlerischer Allgemein¬ bildung sind bisher die Volksschüler und -Schülerinnen ins Erwerbsleben hineingesetzt worden. Die, die nach der Ent¬ lassung keine weitere «Schulbildung genießen, und das war bisher die große Menge, sind nicht in der Lage, eine weitere Kunsterziehung »ich zu verschaffen oder sich etwa gar selbst in der Richtung weiterzubilden: Dazu läßt das Erwerbs¬ leben keine Zeit. Die arbeitsfreie Zeit müssen diese Schichten der Bevölkerung ebenso zur Erholung und Ruhe verwenden, wie die Lichtspielreformer und die Lichtapiclgegner die ihrige. Außerdem fehlt ihnen ja auch in intellektueller Hinsicht jede Möglichkeit: Die Volksschule hat es versäumt, ihnen die nötige- Anleitung zum selbständigen Weiterschreiten auf den Weg zur künstlerischen Allgemeinbildung zu geben. Aber latent vorhanden ist in den breiten Schichten des Volkes der Drang nach Kunst. Der Zustrom, den die Lichtspiel¬ theater aus den breiten Massen der Bevölkerung erhalten haben, beweist das. Und selbst Herren, die nicht zu den Freunden der heutigen Lichtspiel Vorführungen gehören wie Professor Pfleiderer, erkennen an, ,,daß das Kino tatsächlich gewi-se. ihrem grundsätzlichen Wesen nach künstleris» )ir Eindrücke vermittelt, daß es zwar ein rohes, aber reelles künstlerisches Bedürfnis befriedigt”. Aber wenn Professor Pfleiderer in seinen Ausführungen fortfährt: „Freilich, welch ein Tiefstand der Kultur liegt in dieser Feststellung trifft dann dieser Vorwurf die Lichtspieltheater ? Xein, er trifft einzig und allein die Volksschule und die für die Volks schule verantwortlichen Bevölkerungsschichten, das sind die regierenden Kreise mit Einschluß der Kommunalver¬ waltungen, das sind die «Schichten der Gebildeten überhaupt. Freuen muß sich der Volksfreund, daß die breite Mal» die Möglichkeit der Weiterbildung in intellektueller und] künstlerischer Beziehung durch den Besuch der Lichtspiei j theater in so lebhafter Weise ergriffen hat. Wenn die Weiter hildung auch eine mehr oder minder unbewußte ist und wenn der Besuch der Theater auch vor allem zum Zwecke der Unter¬ haltung erfolgt, so nimmt das der Wirksamkeit der Lichtspiel¬ theater in der angegebenen Richtung nichts von ihrer R« deutung. Lebhaft bedauern muß der Volksfreund, daß die Kom¬ munalverwaltungen in kurzsichtiger Wahrnehmung finanziellen Interessen der Gemeinde, durch die steuerliche Belastung der Lichtspielvorführungen den breiten Schichten] der Bevölkerung »len Besuch zum Teil erschwerten, zum ' ganz unmöglich machten. Für jeden Einsichtigen ist selbstverständlich, daß das nicht so bleiben darf. Die hol Steuern auf die Lichtspielvorführungen müssen beseitigt werden. Paul Eilet Kinobrief aus Dänemark. Der Landesverein der Kinotheaterbe¬ sitzer wählte in seiner Hauptversammlung in Aarhus. am y. August, wo etwa 140 Mitglieder erschienen waren (aus Kopenhagen Dir. Frede Skaarup und «Sophus Madsen und die Filmagenturinhaber John Olsen und Glaus Hansen), zum Vorsteher wieder Dir. Christian Sörensen, Svendborg. Dieser schilderte die schlechten Zeiten für den Kinobetrieb: die 400,0 Lustbarkeitssteuer wirken jetzt, wo der Besuch abgenommen hat, außer ordentlich drückend, und eine weitere Steuer pro Sitz im Theai^r, wie geplant, würde das Geschäft unmöglich macheirr Die an einigen Orten aufgenommene Sta tistik zeigt, daß die Kinoeinnahmen im letzten Viertel¬ jahr gegen die gleiche Zeit im Vorjahre um 24» 0 zu rückgingen. Sollen die Eintrittspreise wieder billiger werden, so muß auch der Staat seine Ansprüche herab setzen. Man beschloß, eine Resolution an den Reichs¬ tag zu senden, die um Milderung der Steuer ersucht, und besuchte dann eine private Filmvorstellung im neuen Regina Theater. Erst sahen die Kinoleute sich selbst auf der weißen Leinwand, indem sie heimlich während sie sich zur Sitzung begaben, aufgenomnie« worden waren; darauf zeigte Direktor Sehnedler *<>• rensen seine Filmaufnahmen aus Grönland, über deren Plun wir im vorigen Brief (in Nr. 753) berichteten. D* wider Erwarten auch das Königsschiff einen Film-Photo- graphen an Bord hatte, kehrte er, schneller als hcab- sichtigt, mit dem, was in Südgrönland fertig wurde« heim. Seine 3400 in Filmbilder, darunter jedoch vor schiedenes für Museumszwecke und besondere Insti¬ tutionen. werden dem Publikum in Serien gezeigt werden; die Einspi^uug von gutem Wetter be¬ günstigt. auch in entlegenen Sfedelungen. wo sich die Grönländer nur kurze Zeit im Sommer für Robben- und Walfang aufhalten. Den Eingeborenen klar machen, was eigentlich bei der Aufnahme vor sien ging, war aussichtslos, und ihr Staunen, ihre Gesichter, als sie sich nachher bei einer Vorstellung in lebenden Bildern wiedererkannten, unbeschreiblich. — Zulet*‘ wurde den Kinobesitzem der deutsche Film „Danton