Der Kinematograph (January 1922)

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No. 71« L)er Kinematograpb — Düsseldorf den Filmkünstleru, Architekten. Regisseuren Vertrage abschließt. um der deutschen Filmindustrie alle Per süniichkeilen zu entziehen, die dazu ai getan sind, den deutscnen Film als einzige und schärfste Konkurrenz rür den amerikanischen 1-um erscheinen zu lassen. Wie übrigens mancner dieser Verträge zustande gekommen ist. dürfte ein Kapitel für sicn »ein, ind wir halten ■' für selbstverständlich, daß datttoer noch manch deut liches Wort gesprochen wird. Man erzählt von Ver- iragsverkäufen und ähnlichen wenig lustigen Dingen, lu unserer Industrie ist es allerdings nichts Neues, daß man sich gegenseitig wertvolle gewinnbringentfe Persönlichkei.eu abjagt, und wenn schon immer daiüber geklagt wurde, daß die Gagenansprüche ins Unerme߬ liche sich steigern, so hat einzig und allein der Kon kurrenzneid schuld daran, der es zus ande brachte, durch höhere Honorarangebote einen Darsteller oder eiuen Regisseur der Firma, bei der er gerade tätig war, abspenstig zu machen. Gerade in den letzten Tagen ist wieder e.n eklatanter Fall zj verzeichnen, wo ein Architekt durch ein ungeheures Angebot von der Firma, der er seinen Ruf verdankt wegging und ein anderes Engagement annahm. Natürlich sind eine Million F'ixum und ein elegantes Auto als Geschenk reizvolle Angelegenheiten. Uebrigens hat die Firma, bei der der betreffende Architekt bisher tätig war, gegen dieses Engagement protestiert, da sie auf dem Standpunkt steht, daß der betreffende Architekt noch vertraglich gebunden sei. Wenn Herr Raclimann bei der Efa im Augenblick eine Reorganisa ion vormmmt. so wird er genau wissen, warum er das tut. Es werden so viele Notizen an die Zeitungen versendet, daß man den Eindruck gewinnen muß, daß Herr Rachmann sich selbst noch nicht klar ist, was er denn eigentlich will. Heute heißt es so, morgen spricht man wieder anders Wäre der Hintergrund nicht gar so düster, die ganze Sache böte Gelegenheit zum Amüsement. Es gibt aber noch rückgratfähige Leute genug in der deutschen Filmindustrie, und wenn man von Neu- gi ündungen. Kapüalserhöhungen und Fusionen, wie sie allwöchentlich erscheinen, hört, freut man sich trotz Herrn Rachmanns Erscheinen über die innere Kraft, die in der deutschen Filmindustrie ruht. Einen breiten Raum des Interesses nimmt die Expansion der Richard- Oswald-Film-A.-G. ein. Oswald gehört mit zu den am meisten angegriffenen Persönlichkeiten unserer In dustrie. Er hat sich nicht viel um die Angriffe ge¬ kümmert. ist seinen Weg gegangen, und wenu es wahr ist, was man sich erzählt, daß nämlich die Dividende eine Höhe annehinen wird, wie noch bei keinem Film unternehmen, so wird man ihm recht geben müssen, daß er diesen Weg gimr. ohne nach rechts oder links zu sehen, ohne sich um die Kläffer zu kümmern. Um den bisherigen Hauptdarsteller Oswalds. Conrad Veidt. wird ein Conrad-Veidt-G. m. b. H. gegründet, außer dem eine CarlMayer.Film-Gesellschaft. in der der be kannte und erfolgreiche Autor nicht nur als Filmschrift steiler, sondern auch als Filmregisseur tätig sein soll. Noch zwei weitere Filmgesellschaften sind im Ent stehen, und sie alle werden dem Oswald-Konzern an geschlossen. Die „Ifa" hat ihre Generalversammlung abgehalten, in der die Erwerbungen der Luna-Unternehmungen, der Wima-Film Gesellschaft und des Grundstücks FriedrichStraße 8. über dessen Kauf wir schon berich¬ teten, gutgeheißen wurden. Die Promo-Aktiengesellschaft hat ihr Kapital von 7 Millionen Mark auf 12 Millionen Mark erhönt. Damit ist bewiesen, daß sich eie Gesellschaft unter ihrem Generaldirektor Peter Heuser immer mehr entwickelt. Eine ganz kleine Beunruhigung bringen die Lohn tarifVerhandlungen, und es gibt ein paar ängstliche Gemüter, die schon wieder einen Streik wittern. Im Augenblick kann davon keine Rede sein, es sei denn, der Streik, der von seiten der Arbeitgeber propagiert wird, würde einsetzen. Es giot nämlich einige Fabri¬ kanten, die sich, infolge der übermäßigen Lasten, be¬ reit erklären wollen, bis auf sechs Monate ihre Be¬ triebe zu schließen. Zu einem solchen Vorgehen liegt absolut keine Veranlassung vor. Bisher ist ja immer eine Einigung erzie't worden, und wenn von beiden Parteien die nötige Einsicht mit an den Verhandlungs¬ tisch gebracht wird, muß auch dieses Mal wieder die Einigung zu erzielen sein. Die Verhandlungen bringen natürlich Erregungen, kosten auch viel Zeit, aber da sie nun einmal nicht zu umgehen sind, muß verhandelt werden. Viel wichtiger scheint der Kampf gegen die Lust¬ barkeitssteuer, der noch lange nicht beendet ist Der Entwurf der Verordnung wird in Kürze der Stadtverord¬ neten-Versammlung zugehen. Leider besteht wenig Hoffnung, trotzdem man berechtigt war, Hoffnungen zu hegen, daß den Wünschen der Lichtspieltheater- besitzet’ in annehmbarer Weise Rechnung getragen wor¬ den ist. Hinzu kommt eine neue Steuer, die sämtliche Ankündigungen betrifft. Wenn man bedenkt, daß die Kinotheater auf die Ankündigungen, wie Plaka.e. In serate usw. angewiesen sind, so wird man das Kata¬ strophale dieser neuen Steueridee sofort verstehen. Es scheint in der Tat so, als ob mit Gewalt darauf hin gearbeitet werden soll, die Kinotheaterbesitzer zu ru inieren. Die Sprechtheater nehmen eine bevorzugte Stellung ein. und man wird den Gedanken nicht los, daß die Feinde der Filmkunst doch mächtiger sind. al~ mar glaubt. F'einde des Films sind Feinde der Kunst. Die Kunstfeind»* amüsieren im Augnblick das Berliner Publikum durch den Prozeß gegen das Celly de Rheydt Ballett: hoffentlich werden sie kein Glück haben. Da t'elly de Rheydt auch Filme von sich hat hersteilen lassen, richtet sich natürlich der Kampf wieder gegen die ganze Filmindustrie. Das ist man ja nachgerade gewöhnt, und wie lange noch, und man wird sieh niehts daraus machen. Die Derraerlung dp* Kleinfilms. Von Willy Heymers, Köln. Alle Wirtschaftsgebiete beschäftigt zurzeit die F'rage der vollen Auswertung der Betriebe in be sonderem Maße. Es ist heute mehr denn je notwendig, das einzelne Unternehmen in allen seinen Zweigen und nach jeder Richtung hin so fruchtbringend wie möglich zu gestalten Daß dabei die rechnerische Seite die Hauptsache ist, daß sie auch die größten Schwierig¬ keiten bietet, ist gewiß; — aber immerhin bildet die Organisierung des Betriebes, die unbedingt von Zweck mäßigkeitsgründen bestimmt sein muß, die Grundlage. Es ist selbstredend, daß die deutsche Filmindustrie diesen Fragen die gebührende Beaehtune zuteil werden