Der Kinematograph (January 1922)

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No. 77V Der Kinematograpb Düsseldorf für LuMharkeit «st euer aufgeschlegen werden solle? . In München dagegen sind die Steueraufschlnge beispielsweise folgende: bei Mk. 3,— 33 </, % „ - 5.— 40 % 6 .— 43 ®„ „ .. 8 .— 45 % Bei den Nettopreisen über 10,— Mk. müssen für jede 50 Pf. mehr 30 Pf., d. h. 60 °I, an Steuer mehr aufgeschlagen worden. Wenn daher der Münchner hichtspieltlieaterliesitznr sein- Eintrittspreise entsprechend den so auLerordentlieh erhöhten Unkosten und dom gesunkenen Wertetand der Maik auch nur um I..— oder 2,— Mk. des Nettopreises erhöhen will, so erhöht sich nnturgttnäß. nach der z. Zt. geltenden Steuerordnung durch den erhöhten Steueraufschlag der Eintrittspreis so außerordentlich, daß cs fraglich sein wird, ob die Pesuchentahl der Lichtspieltheater nicht zwangsläufig sehr stark aurückgehen wird. Aber auch vom kulturpolitischen Standpunkt aus muß eine Lust- berkeitssteuerordnung, die den derzeitig herrschenden wirtschaft¬ lichen Verhältnissen nicht Beclinting tragt, als äußere ident lieh schä¬ digend bezeichnet werden. Die Fabrikation von Filmen, die auf einem hohen künstlerischen Niveau stehen, ist selbstverst Endlich teurer, als die von Schund und Kitsclifihnen. Naturgemäß muß aber auch die Leihmiete für künstlerisch wertvolle Filme, die der Theater¬ besitzer dem Filmverleiher und durch diesen den Fabrikanten be¬ zahlen muß. entsprechend höher sein. Kann der Tlieaterbositzer, gehindert durch die hohen Lustbarkeitssteueru, seine Eintrittspreise i nicht so erhöhen, daß es ihm möglich ist. die Leihmiete für künst- I lerisch wertvolle Filme zu zahlen, so ist er gezwungen, die billigeren r | Schund- und Kitschfilme zu mieten. Der erfreuliche Anstieg, den in ) | künstlerischer Beziehung der deutsche Film begonnen hat. und der ! ihn zu einem wertvollen Exportartikel gemacht hat, wird dadurch 1 gehindert und die Lichtspieltheaterbesiti-er werden zu Darbietungen 1 zurückzukehren gezwungen sein, wie sie erfreulicherweise bereits als : | überwunden bezeichnet werden konnten. Es wird nunmehr Sacht, der bayrischen Regierung sein, in Bayern Verhältnisse zu schaffen, , wie se< in Preußen und in Baden mit Rücksicht auf die notwendige I j Entwicklung der deutschen Filmindustrie bereits getroffen worden ( : sind. Gerade die bayrische Regierung hätte dringend Anlaß dazu j mit Rücksicht auf das große Kapital, das in der Münchner Film- jj industric investiert ist, eine Industrie die Tausenden von Angestellten II und Arbeitern Erwerb und Brot gibt und als Auftragsgeberin einer , I großen Einzahl von Hilfsindustrien in München in Frage kommt. — Letzthin wurde vor den Münchner FilinkritiKcm der Svenska ij Film „Eroticon,“ vorgeführt. Und wir sollten entscheiden, ob !l das Weik tatsächlich derart ist, daß es die Münchner Zurückweisung tf verdient ? Wir fanden alle d. Gegenteil, d. es e n sehr schöner, witziger. [2 feiner, mit außerordentlichen Mitteln außerordentlich hergestellte. I] Film sei. der schon durch seine exzellente Darstellung uns fesselt. [1 Zudem ist das Sujet nichts weniger als bedenklich; wir haben schon II weit schärfere und weit mehr paprizierte Werk*- gesehen, die austands l| los aufgeführt wurden. „Eroticon“ ist ein Film, der es wohl verdient B in jedem besseren Kino vor besserem Publikum zu laufen. Der beicannte dänische Roman ,,S eine Exzellenz von 1 Madagaskar“ ist von Robert Lehmann und Georg Jacoby ■ (Union-Georg-Jacoby-Film) zu einem zweiteiligen Film verarbeitet worden. Der I. Teii. den wir im Scndlinger-Tor-Kino zu sehen be¬ kamen führt den Titel „Das Mädchen aus der Fremde und ist ein köstliches, humorvolles Lustspiel, das ungemein unter haltsam wirkt. Eva May ist in ihrer Art prächtig! Sie hat ihr i sentimentales, langweiliges Fach aufgegeben und sich dem der über mutig-flotten „Soubrette“ zugewandt, und nun entfaltet s>e als „Range“ soviel Humor, daß wir sie gar nicht erkannt haben! Naben ! bei ließ sie sich auch in einigen Sensationen bewundern. Da aber 3 auch die übrige Darstellung in durchwegs ersten Händen liegt (Paul .. Otto. Georg Alexander;, so konnte es nicht fehlen, daß man den 1 interessanten Vorgängen auf der J .einwand mit viel Spannung folgte. Eine eigene Note für sich sind die sehr schönen Außenaufnahmen. Nun haben wir den II. Teil der .Abenteuerin von | Monte Carlo“ zu berichtigen Gelegenheit gehabt. Er heißt I „M arok tanischo Nächte“ und führt uns nach Barcelona. I wo wir ein veritables Stiergefecht mitmachen und von hier nach 1 Tetuan zum Marokkanischen Rif, nach Marokko. Ungemein hoch I interessante Aufnahmen die durchaus wohlgelungen sind und sicherlich I ihre Wirkung auf den Beschauer ausüben. Wenn nur die Handlung I dieses Teiles des Werkes nicht gar so mager wäre! Mit Ach und I Krach werden die 5 Akte ausgeiüllt, und da gibt es viele sehr viele I Wiederholungen und viele, sehr viele Passagen. Die Reitereien der 1 Kabylen sind an sich sehr schön und hoclionginell („Phantasie" der 1 Araber) aber es genügt wenn wir es zweimal sehen! Und so geht es mit manch anderem auch. Trotzdem, das muß nochmals hervor¬ gehoben werden ein Film von Qualität und von überragender Be- ’ • deutung, auf den Ellen Richter stolz sein kann. Ohne Zwoifel hat das Werk auch ein hübsches Sümmchen verschlungen, aber das 1 viele Geld ist gut angewendet denn wir haben es mit einem erst- I kiassigen Geschaftsfilm zu tun. Am 19. <L M. begebt unser allverehrter Carl Gabriel ein ' schönes Fest. Vor 25 Jahren hat er die Münchner Sektion des AU- ' gemeinen Schausteller-Verbandes gegründet, der übrigens ebenfalls du, Werk ist- Ko ist er ja auch Ehrenvorsitzender de« Vereins und seit 25 Jahren Vorsitzender der Münchner Sektion. Und da Alt- moister Gabriel obendrein einer der allerersten ist. der die Filmerei nach Deutschland gebracht hat. so hat auch dio Filmend ausreichender Grund, an dem Feste dieses hochverdienten Mannes Anteil zu nehmen. Um so mehr als Gabriel uns menschlich schon so außerordentlich nahe steht u. die Münchener Filmerei ihm so ungemein viel zu danken hat. Möge ihm ein gütiges Geschick seine Arbeitsfrnudigkeit noch rocht viele, viele Jaliro erhalten zum Besten unserer Kunst der ei mit ganzem Kerzen dient. Iiifol.e einer Einladung c’er „H iitorio a“-Fi!m-Gesell, wohnten wir einigen großen Aufnalunen im Stuart-Webbs-Atelier bei. Unter Sclieberas Reg.e kurbelte F a ß b e n d e r eine große Massen¬ szene, für die im Atelier ein Prunkbau aufgerichtet worden war. Der große Zeremoniensaal im Königsschlosse zu Brüssel. Wir waren im Jahre 1700, da drr bayerische Kurprinz Josef Ferdinand. S ilin des Kurfürsteu Max und Emanuel nun König von Spanien proklamiert werden sollte. Daß sich da großartige Empfange abspielteu, ist selbst - verstündlicln Einige hundert Menschen in kostbaren Toiletten und Uniformen jener Zeit, Kavalire mit hohen AllangepeiTÜckcii. Würdenträger der Kirche in goldenen Gewändern in Purpur oder im bescheidenen Schwarz, Damen in raffiniert kostbaren Cour-Kuben füllten dos Atelier und wurden von Schebera gelenkt und geleitet bis an die Stufen des Tlirones wo neben dem Kurfürsten die schöne Kurfürstin (Frl. Bodenheim) Platz genommen hatte, ln dieser großen Menge geputzter Hofgesellschaft ein Häuflein Bayern mit dem „Schmied von Kochel“ an der Spitze. Der bekannte Artist Marino, dor ein Auto übet seinen Körper dnhinn.sen läßt und der als der stärkste Mann der Welt gilt, spielt den Schmied. Eine mächtige, breit ausladende Gestalt, krafttrotzend und wuchtig. Wir wußten keinen besseren Darsteller für den berühmten Fmheitsheklsn. Es bleibt nur noch abzuwarten, in wie weit er darstellerisch seiner Auf¬ gabe gewachsen ist, für die er äußerlich alle wünschenswerten Qnali täten mitbringt. Aus diesen Andeutungen ist schon zu ersehen daß es sich um den Film „Der Schmied von Kochel“ handelt, um ein historisches Werk aus jener Zeit, um einen Film, in der bildhaft die Katastrophe eines Volkes uns vot Augen gebracht werden soll. Und wir müssen der „H i s t o r i c a“ nachrühmen, daß sie alle Mittol in Bewegung ges« tzt hat. den höchsten Forderungen, dii man heute an Filme dieser Art stellt, gerecht zu werden. München. Die Helios-Lichtspiele. Sendlinger Straße 62 wurden bis auf weiteres geschlossen. cs> Stuttgart. Die „Fulog", Film- und Lichtspiel-A--G.. den-n Ver .’eihorganisation über ganz Deutschland vor dem Abschluß steht, .egt Wert auf die Feststellung, daß sie an die Lichtspieltheater nur fertige Filmwerke, alier keine erst im Entstehen begriffene Filme vermietet. Jeder Film des Fulag-Programms ist vorführungsberoit. mit Roh- und b-lu htoicn Film, n und Kin-uu.p.initcn mit Ausschluß jeglicher Lagerung. Gesellschafter Johann (Hans) Keller und Moritz Herzl. Spanien. Barcelonas Stolz, die Rainbia Cataluna. I*-sitzt bereits im Metropolitan ein Prachtkino, v.-olches durch don Neubau Pathö- kinema jedoch übertroffen wurde. In Kürze golgt. ein noch schöneres Kino zur Einweihung, das „Kursaal-Kinema". Mit seiner schönen Außenarchitektur halt die gediegene und allen Anforderungen gerecht werdende Innen--inrichtung Schritt. bf Canada. In Montreal hat eine große Anzahl Kinobesitzer die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Zur Hebung des Besuches f aben sie ein gemischtes Programm Film und Varietö oder Film und C mödie. Alle diese Häuser müssen jetzt Sonntags, dem zuliebe sie ihre Taktik geändert hatten, schließen, nur die lediglich Filme zeigen den Theater dürfen an diesem Tage öffnen. Das französische Viertel wird von der Verordnung am härtesten getroffen. Dort herrscht die alte, aus der Heimat mitgebrachte Vorliebo für Singspiel, das Vaudeville, und blieb den Kinos weiter gamichts übrig, als diese Unterhalsungsart neben dem Film zu , flogen. Die Verordnung stellt keine Neuerung dar, sie ist älteren Datums, war aber sauft in Vscgessenheit geraten. Um dem verhaßten Film eins auszu- wischen, entwickeln seine erbitterten Gegner rund um den Erdball geradezu phänomenalen Scharfsinn. Sie graben ohne Unterlaß und tief. Ob die Leutchen wold mit einer, auf alte, gegen den Film anwendbare Paragraphen reagierenden. Wünschelrute arbeiten t