Der Kinematograph (January 1922)

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No 780 Her Kinematograph l)üsseld..rf. welche so recht für den Deutschen paßt Auch schou deshalb. weil sie mit ihren Kniulsio mn. Schalen und Flüssigkeiten in den Bereich der Chemie fällt. Her Deutsche ist ein ausgezeichneter Chemiker. Da' merken die anderen Völker gegenwärtig recht empfind¬ lich, wo sie manches selbst hersteilen müssen, was sie früher gut und preiswert auf dem deutschen Markte l>ezogen. Farbstoffe. Heilmittel, photographische In¬ gredienzen — sie alle stellt man in Deutschland auf das beste her. Auch in der Projektion farbiger Bilder bat man bei uns viel geleistet. Aufnahmen und Yviedergabeu von Bildern in natürlichen Farben mit Hilfe dreier Farb¬ filter brauchen uns Fremde nicht zu zeigen. L ud kurz sei der Uvachromie Erwähnung getan, die farben¬ prächtige Bilder auf der Schauflächc erscheinen lädt, und welche auch der Kinematographie zu dienen be stimmt ist. Auch die Tageslicht wand ist das Ergebnis optisch physikalisch-chemischer Studien und Grübeleien. l)a> war so recht ein Problem für deutsche Tüftlet. Sich loszulösen vom dunklen Raum, den Film ins Helle zu versetzen das war eine Aufgabe, die wohl dos Schweißes wert erschien. Deutschland hat ausgezeichnete Optiker — theo iciische wie praktische — hervorgebracht. Und am-ii in dieser Beziehung erscheint die deutsche Technik geradezu prädisponiert für die Flimmerkuust. Der herr¬ lichste Film wird verschandelt, wenn inan ihn mit einem Objektiv abspielt, das seiner Aufgabe nicht gewachsen ist. Was für feine l eberlegungeii sine aller nötig, um den Strahlengang so zu dirigieren, daß er aufs beste ausgeuützt wird, und daß scharfe Bilder entstehen! Hi"i kann nur optisch geschulte Technik den richtigen Weg weisen, und andererseits braucht man kundige Hände, welche die Gläser so hersteilen, wie der Physiker -ie bestimmt und berechnet hat. Auch auf dem Gebiete optischer Gläser genießt ja Deutschland einen Weltruf, und man wird gewiß über kurz oder lang dahin kommen, • laß mau im Auslände den deutschen Optiker wieder g ■ biiineud hoch einschätzt. Ohne gu'e Beleuchtung versagt aber au.-h die i»este .Optik", wie mau wohl die Oesamtheil aller der Oläscr bezeichnet, welche sich in das Aufnahme- und ITojcktionsgesch&ft teilen. Und die Beleuchtungs frage führt wieder in das Gebiet der Elektrotechnik. Mil schlechtem Lichte ist nichts zu erreichen. Und -•ben-o peinlich wäre es wenn der Motor versagen wollte. Die FUmmerkunst greift in so viele Gebiete Uinülter. Und wenn sie tüchtige Elektrotechniker ge braucht, so können wir damit reichlich aufwarten. Die elektrotechnische Industrie Deutschlands braucht nie als Schülerin aufzutreten. sondern kann die Rolle einer Lehrerin und Führerin übernehmen. Deutsche Technik hat es möglich gemacht, in der Sekunde gegen 100000 Aufnahmen eines fliegenden Ge sehosses herzustellen. Freilich erzielt man damit keine Bildchen, welche sich nachher in gewohnter Weise ab spielen lassen. Aber die Zeitlupe liefert solche. Das . Prinzip der rotierenden Spiegeltroinmel ist in Deutschland zur klassischen Ausgestaltung gelangt. Die Aufnahmen in so kurzer Zeit und in so rascher Folge wurden al>er nur möglich, wenn man wirklich ..Momentaufnahmen" machen konnte, und so führt uns die Betrachtung wieder an den Anfang unserer Aus Führungen zurück. Gewissermaßen das Gegenstück zur Zeitlupe ist .las Stillstandskino. bei welchem ruhende, feststehende Bilder erscheinen. Oder man könnte vielleicht besser sagen da» Stillstandskino ist die fort I geschrittene Zeitlupe. Denn bei dieser werden die I Bewegungen mehr oder weniger verlang'amt: beim Still stand geht die Langsamkeit in völlige Ruhe über. Man bat in jüngster Zeii in Deutschland verschiedene gute, brauchbare „Stillstaudskinos“ erfunden und gebaut. Ausgezeichnetes leistet auch der deutsche Apparate bau. Wie haben sich die früheren Maschinen ver wandelt! Wo ist das K appern geblieben, wo die zahl reichen Versager, mit denen man einst rechnen mußte! Man hat sich gewöhnt, das Kino mit seiner Maschinerie ernsthaft zu nehmen. Denn der Film ist keine Littet haltung mehr für •lalinuarklsgäsie. Man ist gerade auch bei uns bemüht, die einzelnen Teile nicht nur sorgfältig zu formen, unnötigen Lärm und Kraftverluste im Betriebe zu vermeiden und die Gesetze der Mechanik auf das strengste zu befolgen, sondern mau wählt auch I erstklassiges Material für die einzelnen Teile. Selbst Weltfinnen halten es nicht für unter ihrer Würde, sich mit dem Bau guter Kinoapparate zu befassen. Und so erzeugen wir denn in Deutschland zahlreiche Apparate zum Aufnehmen und zum Wiedergeben, die uns im Auslande nicht so leicht nachgeinacht werden können. Der Deutsche ist vielfach Theoretiker. Vielleicht sollte ei oft ein wenig mein Praktiker sein. Aber schließlich muß doch die Theorie eine Lehrerin der Praktik sein. Es wäre unfruchtbar, wenn man bei spielsweise ein Objektiv in der Weise bestimmen wollte. I daß man alle etwa in Betracht kommenden Formen I der Reihe nach durchprobierte, um du- beste Gestaltung { zu finden. Zuerst muß der Theoretiker mit Formeln. I Rechnungen und Zeichenstift den Entwurf machen, und I erst daran kann sich die praktische Ausführung und I das Ausprobieren schließen, was dann allerdings noch I nötig bleibt. Der Deutsche kommt dadurch oft etwas | langsam vorwärts, daß er zu lange wägt, ehe er wagt. I Der Amerikaner geht anders vor. Er probiert kühn ] eine Anlage aus. und läßt sich nicht werfen, wenn er I einen Schlag ins Wässer getan hat. Aber wenn der * Deutsche dann nach langem Sinnieren au die Aus Führung' geht, so kommt recht oft etwas ganz Vorzug Jiches heraus, auf das er stolz sein kann. Was lange währt, wird dann gut. So fehlt es uns denn auch nicht au Stätten, wo kinotechnische Studien getrieben werden, und an Ver suchsplätzen, wo geprobt wird, oö und wie sich diese und jene Einrichtung bewährt oder bewähren kann Auch unsere kinotechnische Literatur ist nicht arm Sie stützt sich wieder auf die interessanten physi kalischen Vorgänge beim Sehen, und so wird denn "Chließlich auch der Arzt oder der Physiologe heran geholt, um den Freunden der edlen Flinimerkunst zu helfen.- Es soll gewiß nicht behauptet werden, daß ander«- Völker nicht auch auf dem Gebiet der Kinematographie Schönes zu leisten vermöchten. Aber wir wollten darauf hinweisen, daß wir selbst wesentlich alles haben, um auf eigenen Füßen stehen zu können. Und das gibt letztlich Gewähr, daß der dcutsch«- Film seinen Siegeszug noch weiter fort setzen wird Oder fortsetzen kann. Die Technik allein entscheid«!! freilich nicht. Es kommt auch auf das an, was der Film bietet — und das liegt nicht mehr auf dem Gebiet des Technischen. Aber es sind schon so viele trefflich«* deutsche Firne herausgebracht worden, daß das Aus land lieh uns auch noch weiter öffnen wird