Der Kinematograph (January 1922)

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No. 780 Der Klnoumtograpü — Düsseldorf wahrscheinlich m Anlehnung an den tiefsinnigen Vers: „Wer des Lebens Unverstand mit Wehmut will genießen, der stelle sich an eine Wand und strample mit den Füßen.* Ein neuer Chaplin-Film. „Chaplin bei der F e u e r w e h r“, arbeitet mit den üblicLen derben Scherzen und wurde mit dem gleichen Beifall aufgenommen, wie der im Taucntzicnpalast laufende „C hiplin auf der Walz e", der einige Züge feineren Humors aufweist, wenn nicht gerade geprügelt wird oder e ner ins Wasserfaß fällt, oder andere kindische Späße getrieben werden, an denen höchstens die Präzision amüsiert, nüt der sie inszeniert sind. Aber Chaplin für sich allein, ohne seine albernen Mitspieler, ist ein Vergnügen zu sehen. „D ie Beute der Erinnye n*\ Ein Vorspiel und sechs Akte von Willy Ruekan und H.ins Gaus. Regie. Otto Rippert. Photographie: Willi Hameister. Fabrikat: Sächsischer Kunstfilm. Vertrieb: N ivo-Film-Verleih. (Richard Oswald-Lichtspiele.) Der an sich sauber gearbeitete Film leidet an der Fülle der Personen, die zudem mit denen des Vorspiels ineinander- schmclzen und das Verständnis erschweren. Ein reicher Brasilianer w urde auf hoher See von dem Steuermann M elis und dem Matrosen Knut Hansen lieraubt und über Bord geworfen. Der Kapitän Olaf Lüttgens erlitt das gleiche Schicksal. Er konnte sich aber auf eine einsame Insel retten. Hier findet Kapitän Marey nach vielen Jahren auf Schiefertafeln die Aufzeichnungen des Unglücklichen, der inzwischen infolge Krankheit und Hunger erlag, ln der Sängerin Juanita findet er die Tochter des Brasilianer wieder und versucht gemeinsam mit ihr den verbrecherischen Wells aufzufinden. Sie ermitteln in einem Fischerdorf Hein Lütt, den Sohn dos umgekommenen Kapitäns, der sich ihnen anschließt. Auf der Suche nach dom Schiffskoch, einem Chinesen, der Augenzeuge dis Verbrechens wurde, stoßen sie ohne ihr Wissen auf den Diener des Brasilianer, Tom Sprang, der von den Verbrechern fälschlich der Tat bezichtigt wurde und seinerzeit nur durch einen Zufall dem Tode durch den Strang entkam. Sprang entdeckt, daß der Besitzer dir Jacht Oüvia8 und ihr Verlobter, der Millionär \\ alliser, identisch mit jenem Wells ist, den Olivia als Mörder ihres Vaters sucht. Da er dessen heidi* in jugendlichem Alter geraubte Kinder großzog, vollendet er durch sie seine Rache. Er bringt die Tochter in ein Freudenhaus, den Sohn schickt er aU Erpresser zu seinem Vater, der ihn, ohne ihn zu er¬ kennen, erschießt. Als er die Wahrheit erfährt, macht er seinem Leben selbst ein Ende. Die Teilnehmer der Rache¬ fahrt, Olivia und der Kapitän, die wiedergefundene Tochter Eilen und Hein Lüttgens, der Sohn des umgekommenen Kapitäns, finden sich zu zwei glücklichen Paaren zusammen. Die Besetzung nüt Felix Hecht, Wolfgang von Schwind, Ressel Orla, Werner Krauß. Eduard von Winterstein, Frida Richard und Georg John ist ausgezeichnet (Krauß enttäuscht allerdings etwas); die Regie ist sorgfältig, obgleich cs nicht immer gelang, die etwas komplizierte Duplizität der Personen verständlich zu machen. Schließlich findet man sich aber doch durch und verfolgt nicht ohne Spannung den Gang der Ereignisse. „Das goldene Netz“. Filmschauspiel in fünf Akten. Manuskript und Regie: Hans Werkmeister. Künst¬ lerische Ausstattung: Robert Neppach. Photographie: Gustave Preis. Fabrikat: Deulig-Film. (U. T. NoUc-ndorf- platz.) Unter dem etwas mühsam konstruierten Titel rollt \ sich ein Spielfilm ab, der manches Gute, aber auch manche Schwächen auf weist. Er berichtet die Geschichte einer hübschen jungen Amerikanerin, die, in einer vornehmen englischen Familie als Gesellschafterin aufgenommen, den Nachstellungen des Sohnes ausgi setzt ist und der in dem Besitzer einer Werft ein Beschützer ersteht, dem sie nach einigen Verwicklungen ihre Har.d reicht. Die Geschichte wird kompliziert durch die Entdeckung, daß der Werft- beaitzer ein unehelicher Sohn des alten Lord ist, und in die Gefahr gerät, sich mit dem jungen Lord, Beinern illegitimen j Bruder, für die Amerikanerin im Duell gegcnüberzuticten. was aber durch die Aufopferung der Gesellschafterin ver¬ hindert wird. Die Regie arbeitet ungleichmäßig, gibt neben manchem Guten viel Mittelmäßiges. Als Lord Leadenhall sieht man den vor einiger Zeit unter tragischen Umständen aus dem Lehen geschiedenen Aenderly Lebius in sympathischer Er scheinung. In Ernst Hoffmann und tharlis Willy Kaisei stehen sich der unternehmungslustige junge Loid ur.d der ruhige, gereifte Mann gegenüber. Julie Seida gibt eine extravagante, adelsstolzc Lady, Eva Bognar ist die blonde Amerikanerin. Eine amüsante Haushol meistert} pe liefert Franz Schönfeld. „Ein Mann, ein Mädchen und ein Hund". Eine Robir.sonade in fünf Akten, he-rgestellt von der Metro Picture-s (Danira-Film), die im gleichen Theater ihre Uraufführung erlebte, erwies sich ausnabms weise frischer und unterhaltender als der deutsche hlim Die nüt dura üblichen Schuß amerikanischer Sentimentalität wiedorgegebene Entführungsgeschichte, die die Tochter eines reichen Amerikaners mit einem auf einer einsamen ln6e-l den Robinson spielenden jungen Mann der Neuyoiker oberen Zehntausend zusamnu-nlührt, nachdem sie von einer I Verbnoherbande als Erpressungsobiekt gegen den Vater j benutzt wurde, ist nicht uninteressant dargestellt. Sie spielt I in einer wahrhaft paradiesischen Gegend und zeichnet sieh liehen prachtvollen Landschaftsaulnahmen durch das schcl mische Spiel der hübschen blonden May Allison aus. „D ie Intriguen der Madame de la Pom meray e“. Manuskript: Fritz Wcndhausen und Paul ' Beyer. Bauten: Robert Herlth und Walter Köhrig. Photo graphie: Carl Hoffmann. Regie: Fritz We-ndhat.se n. PaLii- kat: Russofilm der Decla-Bioscop. (U. T. Tauen! zien palast.) Das nach Dille rot sehen Motiven gearbeitete Manuskript behandelt das gleiche Sujet wie Sternheims „Marquise von ! Arcia“. W ährend aber bei Sternheim das raffinierte Intri guenspiel sich in knappen, oft me-sseischarfen Dialogen | konzentriert, ist der Film gezwungen, die Handlung in einzelne Bilder aufzulösen. Das ist an sich schon ein Nach teil, der in der Inszenierung Wendhausens noch durch allzu starko Betonung des Zeitkolorits verstaikt wuide. Die prunktvolle Ausstattung eidiückt den Geist dis Werkes und erstickt das Persönliche unter dem Zeremoniell des Rokoko. Unter diesem Zwang schien auch die Dai ste-llung zu leiden, und das Mienen- und Gebärdenspiel konnte sich vor lauter Knixcn und Reverenzen, zwischen luimkohen Frisören und Reif rocken, nicht frei entfalten. Abgesehen davon, muß gesagt sein, daß der Film eine kostbare Re konstruktion des Rokoko ist und als Schauobjekt wunder¬ volle Eindrücke vermittelt. Die stileehte-n Bautet, ur.d Paik anlagcn und die prachtvollen Innernäume, ein Werk der Architekten Herlth und Röhrig, Bind allein das Ansehen wert. Die Intrigue der Madame de la Pommeraye ist die raffiniert aue-gedachte Rache einer von ihrem Liebhaber verlassenen Frau. Als sie merkt, daß die .Liebe des ein wenig flatterhaften Marquis des Arcis erkaltet, lest sie selbst nüt lächelndem Mund, aber blutenden Herzens, das Verhältnis und weckt Sein Interesse für die junge Jeanette d Aisnon. die sich mit ihrer Mutter, einer verarmten Aristokratin, um Unterstützung bittend, an sie wandte. Wie Madame de la Pommeraye durch Erkundigungin erfuhr, hielten die beiden Damen aus Not ein öffentliches Haus. Sie gewährt nun ihre Bitte um Hilfe unter der Bedingung, daß sich Mutter und Tochter streng ihren Weisungen lügen. Sie müssen sich einfach, fast klösterlich kleiden und einen ganz zurückgezogenen, sittenstrengen Lebenswandel führen. Ma¬ dame (£9 la Pommeraye arrangiert nun ein zufälliges Zusam¬ mentreffen mit dem Marquis, der sich sofort in die schöne