Der Kinematograph (April 1922)

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Der Kinematogiaph Düsseldorf No 78» „Elstra“, die neue elektrische SlrahienProleklions-Lampe spart ca. 80% an Strom- und 70°/o an Kohlenkosten. Mit 5 rtmp&res führe ich Ihnen ein strahlend helles Bild von 3x4 m Große bei einer Ent fernung bis SU 26 m vor. Die Umformer, Starkstromleitungen fallen fort Prospekte gegen Portogebuh-en von 2 Mark gratis. 4184« GEORG KLEINKE, Kino - Kauihaus, Berlin SW, Friedrichstraße 236. Das Gebot der Stunde! Ein Mahnruf an dis gesamte Branche. Von Direktor H. Bräutigam. Eisenach. Aul Grund memos Antrages in der C'asseler Reichsverbands Sitzung, daß sich die Branche von der kutastroplialen Steuerpolitik befreien möchte, evtl, sogar durch 8trink, sei mir gestaltet, zu der I.ebenstrage, die die gesamte Industrie heut» allein beschäftigen sollte, einige positive Vorschläge zu machen. Vor allem habe ich die Befürchtung, daß die Branche wieder einmal zu spät kommt. Wir haben den Sommer bereite vor der Tür. und keine Stunde darf mehr vorlorongehon, soll nicht die Kata Strophe mit ihrer ganzen Wucht über unsere Industrie hereinbrechen. Wenn in der letzten GeneraIVersammlung des Zentral Yerbandos der p iImverleiher erklärt wurde, daß für die nächste Saison 200—300% Aufschlag auf die Filmmiete bezahlt werden müsse, so kann ich nicht mit einer Handbewegung darüber lünWeggehen. Ein derartiger Prozentsatz hat seine Begründung in der heutigen Schnellzugs- Geschwindigkeit, mit welcher unsere Mark den Berg herunterrollt. Wissen wir, ob zum Herbst nicht 500 oder mehr Prozent bezahlt werden müßten ? Wenn ich heute einem derartig zwingenden Grunde trotzdem oüt ..ganz unmöglich“ entgegensetzen muß. so gebe ich diese Erklärung alt in der Erkenntnis, daß die Theater l«sitzer das nie und nimmer bezahlen können. Was ergibt sich nun aus dieser glatten Unmöglichkeit ? Es kann nicht mehr fabriziert worden, die wenigen Theaterbositzer, die den bedingten Aufschlag • «zahlen können, werden so gering sein, daß die gesamte stolze, deutsche Filmerzeugung aufhören muß. Die Theater müssen zu •tlten Filmen greifen, vorausgesetzt, daß genügend brauchbares Material für mittlere und Großstädte zur Verfügung steht. Ich möchte dies nun glatt verneinen, denn bei schwachem Programm •st auch entsprechender Besuch zu erwarten. Boi dom jntzigen Stand unserer Valuta werden gute Auslandsfilme kaum hereinzubringen An dem Körper der gesamten Industrie saugt ein Geschwür die Lustbarkeitssteuer — die besten Safte auf. Wir dürfen mm 'licht wieder versuchen, dieses Gebilde zuzuheilen. sondern es muß '«■-ausgeschnitten werden. Infolge der Lustbarkeitssteuer können “ich die Tbeatorbeutzer mit den Eintrittspreisen nicht annähernd den Unkosten anpassen, wie ich schon in einem früheren Artikel, • •Die Wahrheit über den 30%igen TeuorungBzuschlag“ in Nr. 36 des „Filmkurier“ dargelegt habe. Seit dieser Zeit haben sich die Unkosten noch wesentlich erhöht. Es stehen nun als Folge der Uistbarkeitssteuer ca. lOfachen Einnahmen 25—30fache Unkosten Gegenüber. Den schweren Stand der kleinen und mittleren Theater besit*er heute nochmals zu beleuchten, kann ich mir wohl ersparen, <1* er von verschiedenen Seiten geradezu trostlos geschildert worden •st. Darf die Industrie diese Aermsten fallen lassen, die doch das Gros der Theaterbesitzeramiee ausmachen und welche die Branche '■rhalten t Die Antwort überlasse ich dem Leser. Wir prahlen nun gern mit der Tatsache, daß wir die drittgrößte Industrie Deutschlands — —-- das, lassen wir uns nicht von jedem kinofeind •ichen Stadtrat zu Menschen zweiter Klasse stempeln. Haben wir nicht die gleiche Existenzberechtigung wie jedes andere Gewerbe T Mit welchem Recht zahlt derjenige, der sich einen Brillantring jjjr 60 000 Mk. kaufen kann, nur 16%, oder derjenige, der sich eine "Masche Sekt leistet, nur 20% Luxussteuer, während der Theater¬ besucher, der Arbeiter, Angestellte und kleine Mann, weil er sich kei«® andere Abwechselung und Zerstreuung leisten kann, 50% nnd mehr Lustbarkeitssteuer zahlen muß» Bei der heutigen Geld •ntweitung beginnen die niedrigsten Eintrittspreise bereits bei der höchsten 8taffol. Haben wir nicht das Recht, wie jeder andere Mensch, ' J *ld zu verdienen T Zahlen wir nicht unsere Einkommensteuer vpo den», was vor vanLouen ? Nachdem wir uns durch Eingaben, °r»toUungen, Vorlegen von Bilanzen usw. vergeblich bemüht haben, ‘•nssren Wünschen zu verschaffen, so bleibt uns nur noch die Genalt, da man über alles nur mit einem mitleidigen l-aeheln hinwegging. Wir müssen beweisen, daß sich ein Heer von Hundert - tausenden von Menschen nicht thno weiteres vernichten läßt. Ent weder man verbietet den Film vollständig oder man spricht ihm ein« Existenzberechtigung zu. Ist nun letzteres der Fall, so muß mau ihn aller auch leben lassen. Ein Vernichtung»wiIle besteht bei den Iteichsbehörden nicht, denn in utm vom Reichsarbeitsamt heran geaebonon Reichsarbeitsblatt ist bereits mehrmals fostgestellt worden, (lat die Lage des Licntspielgeworb. s katastrophal sei. Wir sehen als., daß der Bod-n bei don Reichsbehörden für uns geebnet ist. Nut müssen die nicht zu belehrenden Kommunen ausgeschaltot werden loh stelle daher die Forderung, daß sich alle Verbände der Arbeitnehmer und Arbeitgeber allerschnei Ist.-ns zusammenfinden zur gemeinsamen Front Denn es geht um Sein oder Nichtsein Kino von sämtlichon Verbänden ausgearbeitete Denkschrift, die de« Stand unserer Industrie sachlich ur.d objektiv darstellt, muß, unter stützt von persönlichen Vorstellungen, unseren einmütigen Entsohluß in nicht mißzuverstehender Weise ultimativ folgende Forderungen stellen: 1. Bis 1. Juni fordern wir, daß die Steuersätze der Normativ beetimmungen zum Geset t. erhoben werden (bei don jetzig*« Eintrittspreisen waren das 20 bis 26%). 2. Ausschalten der Kommunen. 3. Das Jugendschutzalter muß auf 16 Jahre zurtickgesntzt Sollten diese Bedingungen nicht erfüllt werden, tritt die gesamt <• Industrie am 15. 6. in den Streik. Welche Werte dem Reiche dann verlor»ngehon, werden die nächsten Zahlen beweisen, die schon durch Schließen der Theater erreicht würden. Ein mittleres Theater zahlt heute an Lustbarkeitssteuer pro Monat ca. 20 000 Mk. Bei 3000 Theatern ergibt sich der Bot rüg von 60 000 000 Mk. in einem Monat Hätten nun die Theeterbeeitzor nur dio Hälfte an Lustbarkeitssteuern zu zahlen, so wären sie in dor Lagerten Wünschen der Verleiher Rechnung zu tragen. Nehmen wir also an, em Theater bozahlt statt 240 000 Mk. pro Jahr nur 120 0*30 Mk., so kann der Besitzer für jedes Wochenprogramm 1600 Mk. mehr bezahlen und er selbst wäre von seinen verzehrenden Sorgen mehr entlastet Ferner hat ein mittleres Theater pro Monat an Strom, Löfinen, Reklame, Porto. Filmen usw. ca. 60 000 Mk. Unkosten. Boi 3000 Theatom entspricht das einem Betrag von 180 000 000 Mk. Dieser Betrag würde der Allgemeinheit, wovon der Staat durch Steuern und Abgaben ein recht erhebliches Teil bekommt, vorlorongehon. Rechnet man zu übrigen Betragen noch die zu zahlende Arbeitslosenunterstützung und die sich ergebenden Verluste durch Schließung der Filmfabriken und Verleihanstalten und der damit verbundenen Rjeaenindustrie, so ist die Rückwirkung bei Aussehalten unserer Industrie auch nicht annähernd abzusehen. Bei energischer Inangriffnahme kann dor Erfolg nicht ausbleiben. und ich glaube, die Behörden werden es nicht zum Aeußersten kommen lassen. Trotzdem empfehle ioh die Kündigung aller Angestellten den Fabrikanten, Verleihern und Theatorbesitsem Zum 16. Juni, und zwar unter der Voraussetzung, daß unseren Wünschen bis dahin nicht Rechnung getragen ist. Vot allem wäre dann auch auf eine tatkräftige Unterstützung der Arbeit nehmorvereinigungen zu rechnen und em Erfolg wäre sicher. Der gesamten Branche rufe ich zu, nur „Einigkeit macht stark' (Wir (ibergeben vorstehende temperamentvollen Ausführungen des Herrn Direktors Bräutigam, dem eine ganze Anzahl mitteldeut scher Kinematograpbentheater unterstehen und der sich schon mehr fach für die Interessen der Theaterbeeitzer wacker eingesetzt hat der Diskussion. Mit der Grundtendenz des Artikels wird sieh jede