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No. 7»1 Der Kmeui&tograpb — Düsseldorf. Da die technische seit« der Umwandlung von Lichtspielhäusern in Kino-Varierös meist als recht schwer «largestellt zu werden pflegt, andererseits es aber nur im allgemeinen Interesse liegen kann, die in der Praxis leichte Lösung möglichst allen, wenn auch nur indirekt interessierten Kreisen mitzuteilcn kann doch jeder einmal in die Lage kommen, einem buntbühnenlustigen Kinobesitzer mit fachmännischem Rat an die Hand zu gehen! - möchte ich nicht ver¬ fehlen, da« Endresultat meiner gerade auf diesem Ge biete der Transformation zahlreichen praktischen Er¬ fahrungen initzu teilen, das dahin geht, daß jede L i eh t hild liü hne mit relativ einfachen Mitteln in ein Kino Yariöte und mit ganz geringen In kostet, in ein Kino-Kabarett um ge wandelt werden kann. Ih‘r Kintopp im Genre des von anno dazumal berüchtigten „Ladeukinos" und der au Sonn und Festtagen in eine Hochburg der modernen Kinematographie vermittels einer brüchigen papierenen Weidwund umgezau bertc Dorftanzsaal muli dabei natürlich schon mit Rücksicht auf die hier ganz undiskutablen artistischen Dilettantismen, die dort einen wüsten Tnmmel- und Rummelplatz finden könnten. Ausscheiden; beide werden oh Erinnerung an jugendselige Soinmer-„Tourneen“! einfache Planken und Bohlen auf Bierfässer nageln. Doch, nur nur einen Schritt weiter, und wir sind beim Kleinstadt Kino, dessen Publikum ein gar nicht anzuzweifelndes Recht auf artistische Nummern hat. Hier kann dem Kinobesitzer geradezu eine Kulturaufgabe zufallen. Während nämlich gar viele mit frohem Behagen sich der Variete-Vorstellungen, die man in Friedenszeiten wohl in jeder Stadt besuchen konnte, erinnern, be dauern heute gerade die Ein wohnet der Mittelstädte, daü in diesem artistischen Kunstzweige ihnen innerhalb der eigenen Mauern fast nichts mehr geboten wird. Der Grund dafür liegt darin, daß es sehr großer Geld opfer bedarf, um ein wirklich gutes Variete-Programm zusammenzustellen; kosten doch die leitenden Künstler mindestens ebensoviel Geld wie die Schauspieler und Opernsänger. Während nun also die mittleren Städte sich ein wirklich ganz erstklassiges Variete ebenso wenig leisten können wie ein vorzügliches Stadtiheater. können gerade die Kinodirektoren der Varietekunst in ihren eigenen Häusern ein neues Heim bieten. Da durch, «laß sie außer den selbstverständlich nach wie vor den Löwenanteil ausmachenden Filmvorführungen auch artistische Darbietungen brächten, können sie nicht nur einerseits die Programme wesentlich inter essanter gestalten, sondern sich auch noch anderer¬ seits den aufrichtigen Dank all ihrer alten und der durch die Neuerung neu hinzukommenden Besucher erwerben, die dann verschiedenartige Genüsse an ein unddemselben Abend bekommen und so noch viel lieber den Kinos ihre ständige und unverhrüchlige Gunst zu wenden würden. Natürlich möchte der mittelstädtischc Lichtspiel besitzet' auf die ersteu 4 bis 5 Sitzreihen nicht gerne verzichten , und er müßte es, wenn er den primitivsten Weg der Umwandlung .seines Hauses in ein Kino Variete wählen würde, den nämlich, daß er sich durch einen halbwegs ingeniösen Zimmermeister mit einem Gehilfen, dessen Stelle im Notfall auch der „Rekomnian deur besetzen kann, ein an sich durchaus brauchbares Podium (ca. 2x5 m) in gefälliger und stabiler Form aufbauen ließe. Will er nun aber auf die Einnahme aus den vorderen 40 bis 50 Sitzplätzen, von denen aus wegen der wandverdeckenden Nähe des Podiums nur die obere Hälfte der Filmbilder zu sehen wäre, nicht verzichten, so lasse er sich eine zusammenlegbare Bühn- Unten..wie sie in der Saison 1920/21 von dem Geister für 4 bis 6000 M. in bester Ausführung ge liefert wurde. Wer seine praktikable Bühne von einem Ingenieurbureau für technische Konstruktionen bezieht, kann sich allerdings davon halte ich mich in mehreren Fällen selbst überzeugen müssen auf den mindestens zehnfachen Preis gefaßt machen. Wird nun die Gesamtbühne inkl. Podium durch einen stilvollen Vorhang geschlossen, eine Verschönerung, die jedes Kino auf weisen sollte, so ist der für ka Ivirettistische wie auch für mittlere Variete-Einlagen erforderliche Rahmen geschaffen und - das Spiel kann beginnen. Zugegelten. daß die gemischten Programme der führenden Großstadt-Varietös das redliche Bemühen erkennen lassen, ein erfreulich großes Niveau in den einzelnen Vorführungen zu bieten, so muß doch, wenn auch mit schmerzlichem Bedauern, festgestellt werden, daß in unseren Schauburgen fast immer der Zufall als Regisseur zeichnet, eine durchaus mögliche contradictio in adjecto! Richtungweisend für die Spieifoige unserer gemischten Programme müßte unbe dingt die z. B. in Frankreich geradezu selbstverständ¬ liche Gepflogenheit werden, die einzelnen artistischen Nummern dem jeweils zur Vorführung gelangenden Film genauest anzuschmiegen. Es schweben mir da zwei Möglichkeiten vor, und zwar erstens die Er gäuzung des filmischen Geschehens durch artverwandte Bühnenakte und zweitens, aufbauend auf der er fahrungsgemäßen Parallelität der Kontraste, stark gegensätzliche und dadurch doppelt fesselnde, ge steigert anregende Darbietungen. Nur so kann eine ästhetisch einwandfreie und künstlerisch vollendete Harmonie geschaffen werden, die doch ihrerseits wiederum Gtundbedingung für eine bestmögliche Unter haltung des Publikums, also auch für die Rentabilität der Lichtspielhäuser ist. Da Beispiele am über zeugendsten wirken, mögen einige Beobachtungen meine Forderungen erläutern. Zwei Fälle nur, die ich in Süddeutsehland erlebte, fast möchte ich sagen: er litt. Ein großstädtisches Haus gibt als Hauptpro grsmm „Das Haus ohne Tür und Fenster" und die so genannte artistische Einlage bestritt ein „gewichtiges" Müunerquartett mit übervaterländischen Liedern un¬ rühmlichst bekannten Genres! Der zweite Fall schnitt mir doppelt ins Herz, da der Hauptfilm das einfach glänzende artistische Drama „Die Galavorstellung des Circus Oesare Marselli“ war, den man ob der geradezu vorbildlich in die Gesainthandhing verflochtenen, sehr gut aufgenommenen Arbeit der weltbekannten „Hegel mann-Truppe“ hoch einschätzen muß, während die direkt nach der filmischen Vorführung des Circus- Programms mit der imponierenden Hegelmann-Arbeit folgende Varietö-Nummer sehr mäßige Reckturner auf das Publikum losließ, das doch notwendigerweise zu Vergleichen herausgefordert wurde und die so un¬ günstig placierten Turner als zwerghafte Springins filde ansehen mußte. Während eine einsichtsvolle Direktion als Beiprogramm zu dem tür- und fensterlose) Haus etwa eine Tänzerin im Stile der Dresdenern 1 Sent Mahesa oder des choreographischen Herrn Aphroditen Voo-Doo verpflichtet hätte, wäre als Ent Spannung der durch den oben genannten Circu- sensationsfilm aufs stärkste gereizten Nerven je nach der Zusammensetzung des Hauptpublikums ein lieben* würdig gefälliger Sketsch oder eine stimmungfangend'- Burleske das psychologisch Richtige gewesen. Wer hier die naheliegende Einwendung macht, daü es ein Ding der Unmöglichkeit sei, starre Richtlinien zu formulieren, nach denen man, wie an Hand eines Kochbuches, die den Unterhaltungshungrigen zu sei vierenden Menus rinunnrnftns tAllpn könnte, vertritt einen dnrniMtM rrchtireu Standpunkt; keineswegs aber kann