Der Kinematograph (April 1922)

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No. 791 Der Kiuematograph — Düsseldorf wurden können, Engagement' aut 25 l>is SO Wochen vor, und gerade heute sind die Gründungen von Kino Variete • Tourneen seitens der Theater • Eugrosbesitzer und durch vertraglichen Zusammenschluß der Provinz theateruntemehmer eine Frage von morgen. Für jeden Arbeitgelier sind die KasseurapporLe und die Haupthilanzen entscheidend: sie sind für seinen Geist, der bestmöglichen Kapitalieninvestierungen nach spürt, die allein maßgeblichen Wegweiser. Die er wiesene Rentabilität der Kino-Varietes hat schon manehem Kapitalisten, der dem leüien Varietebetrieh in woldbereehtigter Zaghaftigkeit gegenülterstand. veranlaßt, sich als Sohauburg - Unternehmer zu etablieren, sich selbst meist zur Freude und zur Be reieherung (materiellen, natürlich) :1er gesamten Kino matugraphte eine neue stutze, vielleicht gar em neuer Pfeiler. leh müßte mir den Vorwurf, einen für das in Hede stehende Genre gar wichtigen Faktor einfach übergangen zu haben, machen lassen, wollte ich liielii zum Schluß auch noch ein Wort von Künstler Agenten in ihrer speziellen Einstellung zum Kim> Variete sprechen Gegen ihre eigenen Interessen win¬ den sie handeln, wollten sie die Vermittlung von Künstlern für Sckauburgen als eine nur geschäftlich« Angelegenheit ansehen. Gerade sie halten hinsichtlich der Beratung der Direktoren einen wesentlichen Kin fluß aur die Spielpläne, durch den sp« die prädestinierten Sehrittmacher Ihm der Niveauhebung der Khiovariete- sein könnten. Sie müssen die l'eberzeugung vermitteln, daß gute artistische Einlagen weit rentabler sind al< direkte Theatergast.spiele, und sie könnten darauf halfen, daß die reichen Arbeitsmögliehkeiten für tüclitige Varietekünstler nicht durch ein die Theater l»esitzer gegen die artistische Erweiterung des Pro gramm.s einnehmendes Vcberhandnelimen von s< hlecliter Dutzendware eingeengt werden. Wenn so alle Kräfte von ihrem frei gewählten Posten aus und in den ihnen kollegial am nächsten stehenden Kreisen aufUtuen helfen l»ei der richtigen Bewertung der Kino-Varietes und der zweckmäßigen Einstellung zv. diesen gemischten Arbeitsstätten, in deren Rahmen jedes einzelne’ Arbeitslust, Verdienst Appetit und Sonderinteresseu durchaus hinein passen, dann werden sich der Kinematographie neue und er tragreiche Gefilde erschließen z ii all er N u t z u n <1 Frommen! v. Coellen. Ei geht los! Wer geglaubt hat. daß die Revision des Reich' lichtspielgesctzes uoeli lange auf sich warten lassen würde, hat sich arg getäuscht. Von den rechts stehenden Parteien werden bereits Alarmsignale g< blasen. Auch die linksstehenden Parteien haben nichts gegen eine Revision dieses Gesetzes, aber in ganz anderem Sinne als jene Hen^cbaftcn von der entgegengesetzten Seite. Jeder republikanisch den kende Mensch muß eine Zeusur a limine ablehnen. Das deutsche Volk soll, dank der Verhetzung von seiten jener Kreise die schuld sind an detn Elend, das über, unser Vaterland hereingebrochen ist, noch nicht reif für die Freiheit des Geistes sein. Diese Bc hauptung ist unwahr, und sie ist noch niemals durch Beweise erhärtet worden. Wenn die deutsche Film industrie bei dem Kampfe um ihre Existenz immer darauf hingewiesen hat. daß es in einem freiheit liehen .Staate ein Ding der Unmöglichkeit sei. Aus nahmegesetze zu haben, und weiter darauf hin wies, daß jede geistige und künstlerische Betätigung frei sein müsse, und man nur den Film knebeln wolle, so war niemals damit der Schrei nach einer allgemeinen Zensur ausgestoßen, nach einer Zensur, die über das Theater, über die bildende Kunst und überhaupt über alles, besonders auch über die Presse, verhängt werden solle. Mit Recht sträubt sich die Filmindustrie gegen Bevormundung. Die Gegner des Films be¬ haupten, der heutige Stand der Filmproduktion habe sich gegenüber ihrem Stande vor Einführung des Zensurgesetzes inhaltlich weit gehoben. Wo ist der Beweis dafür, daß dieser Zustand nicht auch ohne das Lichtspielgesetz ein getreten wäre? Aber bei dem ganzen Kampf gegen da« Kino handelt es sieh außer dem Kampf für Verdummung des Volkes auch um *t< t Kampf gegen das Kapital seien wir ehrlich «egen das jüdische Kapital. Im Reichstag hat der deutschentionule Abvoritn<• Liz. Mumm, einer der Antisemitenfiilirer, eine Philippik «egen die Massenein Wanderung landfremder fmork'i was?) Elemente, gegen die Schund und Schmutz literatur, und alles mögliche sonst noch gehalten un«! natürliche auch gegen das fff Kino, «Ii«’ Erfindu»- des Teufels. Der Herr Lizentiat sprach auch <b Satz: „Die Auswüchse des Kinowescns mit ihren schau losen Aufführungen schreien zum Himmel." Aus wüchse! Mit Verlaub, Herr Abgeordneter, wo gibt - diese nicht! Sie meinen, nur das Kino und die Kuit'i im allgemeinen hätten Auswüchse. Nein, Auswüch- gibt es auf allen Gebieten. Sie wollen auch nicht den Film oder das Kino treffen. Sie wollen diejenige" treffen, die für Film lutd Kino arbeiten. Diese meint" Sie. wenn Sie von Auswüchsen sprechen. Es gib' keinen Stand, der nicht seine Auswüchse hat. davon sind sie alle nicht befreit, selbst der Stand det Theologen nicht. Wir halten es nicht für angäugi- vereinzelte Fälle zu verallgemeinern, von einzelnen Außenseitern auf den gesamten Stand und das, " dieser leistet, Schlüsse zu ziehen. Als die Staats»" Wandlung in Deutschland gekommen war, als die Frei heit erschien, brachte der Taumel, wie bei allen In¬ volutionen der Weltgeschichte, auch in Deutschl»»“ Auswüchse. Es wäre unklug, wollten wir behaupten der Film sei davon verschont geblieben. Außenseiter von denen die Industrie von Anfang an ahrüekte, gab®» einen Beigeschmack, der unangenehm war. Die In du-ätrie schuf sehr schnell eine Seltwtzensnr. utnl