Der Kinematograph (April 1922)

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No. 791 Der Kinematognaph — Düsseldorf führung zu sprechen. und doch hat g< rade in diesem Film die Technik einen Hauptanteil am Erfolg Regisseur und Photograph haben gemeinsam ihr Bestes gegeben und mit Liehe mul Ausdauer die ungeheuren Schwierigkeiten über¬ wunden. die sich der Ausführung des von ihnen Gewollten entgegenstellten Wunderbar ist auch die Darstellung. Margarete Schlegels Handele ist von lieblicher Zartheit und Hilflosigkeit, mit grollen dunklen Augen in dem schmalen Kindergesicht, die ergreifend wirken, ob sie sich in Augst und Grauen von dem tobenden Vater wenden oder in der Verzückung der Trau ingesichte aufleuchten. Ilm* Mutter ist Margarete Schön, ein armes gequältes Wesen, dem der Tod Erlösung bedeutet. Den Vater Hanneies. den Maurer Mattem, den rohen, brutalen Trunkenbold, spielt Hermann Vallentin mit packender Realistik, den freundlichen gütigen Lehrer Gott wald Theodor Loos Daneben wären in gleichfalls sehr starken Ixiistungen Ernst Dernburg als Amtsvorstehor Berger und Esther Hogan als Krankenschwester zu nennen. Das Manuskript ist im ersten Akt, der frei hinzuerfunden ist. von Willi Rath, in den anderen drei Akten von Willi Rath und Gerhart Hauptmann, wobei aber auch hier Haupt- mann stark in den Hintergrund tritt und in der Hauptsache nur die Fiebervisionen, die den wertvollsten Teil des Films bilden, übernommen wurden. Demgemäß bringt auch der erste Akt, mit der nach der üblichen Kinoschablone gearbei¬ teten Vorgeschichte der Kindertragödie eine Enttäuschung. Er spielt 15 Jahre früher und schildert, wie Hanneles Mutter die Frau des Maurers Mattem wurde, um ihren Vater, den Baumeister Heiber, vor dem Zusammenbruch zu retten, obgleich sie einen anderen, den späteren Amtsvorsteher Uergcr, liebte und bereite ein Kind von ihm (Hannelo) unter •lein Herzen trug. Dann wendet sich die Handlung, auch hier mit Abweichungen. Hauptmann zu: Hanneles Mutter stirbt infolge der aufreibenden Sorgen und Aufregungen, und Hannele, die für den Vater betteln gehen muß und von ihm zu Erpressungsversuchen an dem Amtsvorsteher Berger, ihrem wirklichen Vater, benutzt wird, flieht vor den Schlägen des Trunkenboldes in den Dorfteich, aus dem sie der lehret Gottwald herauszieht und ins Armenhaus bringt. Auf ihrem armseligen Sterbelager erscheinen ihr im Fieber¬ delirium der wütende Vater, die verstorbene Mutter, lichte Engel und der große schwarze Todesengel und schließlich der bucklige Dorf sc h nci.de r. der ihr ein schönes Gewand anlegt, damit sie nicht zerlumpt vor ihrem Herrgott £r scheinen muß. Sie sieht sich im gläsernen Sarg liegen, die Dorfkinder singen ihr ein Abschiedslied, und durch eine Wolke musizierender Engel geleitet sie Christus, in dei Person des von ihr verehrten Lehrers Gottwald, in die Stadt «ler ewigen Seligkeit. Die Aufnahmen, auch die im Freien Spielenden, sind ohne Ausnahme Atelieraufnahmen, und das ist das Einzige, w»« vielleieht als störend, weil illusionsraubend. empfunden wird, wenngleich zugestanden werden soll, daß auch hiei ein Möglichstes geleistet wurde Vielleicht lag hier eine künstlerische Absicht vor, man kann sich aber doch dem Eindruck nicht entziehen, daß Freilichtaufnahmen von noch stärkerer Wirkung gewesen wären. Immerhin bleibt der Eindruck dieses Films ein starker und wird es voraussieht lieh auch bei einem größeren Publikum sein. Seit Wochen sprach Berlin von dieser Matinee in der Staateoper. Das Haus war auch voll besucht Der Berliner hat aber kein Gefühl f iir Veranstaltungen solcher Art; ei weiß sich nicht zu kleiden. Wenn auch der Reichspräsident Ebert nicht erschienen war. wie cs seine Absicht gewesen sein soll, wenn auch sonst offizielle Persönlichkeiten fehlten, so unterschied sich «liese Uraufführung durch den Rahmen in dem sie vor sich ging, weit von ähnlichen Veranstaltungen Dem Raum wurde nur von wenigen äußerlich Rechnung getragen. Auch Gerhart Hauptmann, den man erwartet«- kam nicht. Die Filmindustrie war nur spärlich vertreten Man sah außer den Direktionsmitgliedern der T« rra die Herren Brat/.. Albort Pommer, Alex Wolff. Dr. Friedmann Wolfsohn, Weiner. \us Kunst und Literatur waren an wesend: Ressel Orla. Rita Parsen, Käthe Erlholz mit ihrem Gatten Rudolf Nelson. Max Mack, Carl Wilhelm. Anton Edthofer. Eugen Zabel. Hanns Brennert und verschiedene andere. Neben der Vorführung des Films seihst interessiert«- es erheblich, daß der Herr Intendant, Professor Max v. Schillings, die liegleitende Musik zum Film zusammen gestellt hatte und selbst das Orchester der Staatsoper dirigierte. Man muß dies alles cum graue salis nehmen, denn einem Gerücht zufolge hat der bewahrte Kapellmeister des Ufa-Theaters Kurfürstendamm, Herr Alex Schirmann erheblichen Anteil an der Zusammenstellung der Musiken Und das bei der Ausführung unter Leitung von Schilling« alle« geklappt hätte, kann man nicht gerade b« haupten Es ist eben unmöglich. Begleitmusik zum Film zu dirigieren wenn man das Wesen der Filmmusik nicht beherrscht. Per Musiker Schillings, der gewöhnt ist, seinen Willen heim Piri gieren ausztidriu-kcn. konnte »ich nicht so mit der Musil; den Vorgängen auf den Bildstreifen anschmiegen, wie nötig war. So entstanden unfreiwillige Pausen. Es gibt «*ben Dinge, bei denen die große Künstlerschaft und «ler große Name nicht das vollbringen können, was der Routinier zu schaffen vermag. Es braucht wohl nicht erst betont zu werden, daß das herrliche Orchester wundervoll klang Die Chöre hinter der Szene leitete Professor Hugo Rü«l«*l an der Orgel saß Kapellmeister Dr. Besl. Vielleicht wird für die Aufführungen in der Provinz die Musikzusammcn Stellung mitgeliefert. Verwendung gefunden haben dal«*' «I. a. Schuberts „Unvollendete“, die ,,1’.«lostrina"-Ouvertun .,Hainlet“-Ouvertüre, Momente aus Pfitzners ..Christelflein aus der ..Schottischen“ und ans ..Hänscl und Gretcl" Die IDiener Bundes - Film - FtauutsfollP. Zu den wenigen sympathischen Institutionen, die da« neue Oesterreich her vor gebracht hat. gehört entschieden die Runden Film Hanptstelle. die in verhält uisinäiiig ganz kurzer Zeit hervorragende Leistungen zu hieten imstande ist. Ueberbliekt man all das. wa« bisher von dieser staatlichen Filmhauptstelle in die breite Oeffentlichkcit gekommen ist, so kommt man zu der Ueberzeugung. daß diese Institution der Förderung aller Faktoren bedarf, um in der internationalen Film brauche jene Rolle zu spielen, die ihr von Rechts wegen unbedingt einzuräumen ist. Die Filmerzeugung ist im alten und neuen Oesterreich im argen gelegen, erst n den letzten zwei Jahren ist ein erfreulicherer Um sohwung zu bemerken Man scheint endlich auch in Oesterreich zu der lJel»erzeugung gekommen zu sein daß es nicht genügt, mit ein paar Millionen Krön? 0 eine Filmfabrik zu gründen und eventuell erst d p ' Erfolg des ersten Films ahzuwarten, ehe man ein«* •/.weiten Film in die Arbeit nimmt. Fabrikanten, d* auf dieser ungesunden Basis arbeiteten, hat es in Wir" etliche gegeben, sie alle haben genügend Lehrgeld ** zahlt, indem ihre Unternehmungen total verkraf* «ind. Aus all diesen angeführten Gründen berührt * angenehm, einer Filmunternehmung zu begegnen, di «len denkbar seriösesten Grundstock besitzt und ns< allen bisherigen Proben hoffentlich sehr hald in d? Lage sein wird, auch den notwendigen Einfluß die Repertoirebildung der Kinos zu besitzen. Wir st®