Der Kinematograph (April 1922)

Oer Kinematograph Düsseldorf u I l A Oie neuesten 403A0 Kino-Apparate und alle Znbehörlelle a voiteiihnftexten nur I „Gesellsdiaft für itinematographcn m. b n., Köln, Kru ftenntraße 26 32 — Telephon B 3924 KinoteehniBehe» Special-Guaeh&ft und Film-Verleih. G meralvertroter der Brtel-Werke A.-G daß er aus den Beobachtungen gute Leinen für sich und sein Verhalten ziehen könnte. Die Ausschnitte aus dem Leben anderer, die er sieht, siud einerseits viel zu klein und andererseits viel zu zahlreich. Beide Umstände hindern oder erschweren duch wenigstens die Ausnutzung der Beobachtungen zur Selbstbelehrung und Selbstbildung. Da schafft nun. das Filmdrama Ab hilf»- Es führt dem Xus hauer Leltensläufe von Männern und Frauen aus allen Bevölkei ungsschiehteu vor. Lebensläufe von Guten und Schlechten, von Ge rechten und Ungerechten, vju wahrhaft Edlen und Unedlen, von Schlemmern und Wollüstlingen und Eut haltsaiueu, von Strebsamen und Tüchtigen und von Liederlichen und Faulen usw. Es zeigt sie in ihrem Tun und Treiben und in den Folgen diesen Tuns. Das ist es, was die breiten Schichten des Volkes vom Lichtspiel, bewußt oder unbewußt, erwarten: das ist es. was dem Volke ein Bedürfnis ist. Indem Film und Lichtspiel so verfahren, erschließen sie dem einzelnen das Verständnis für die anderen Schichten «ler Bevölkerung, bringen sie dem Gemüt die anderen Schichten der Bevölkerung näher, machen sie mit¬ einander vertraut. Dadurch aber bewirken Film und Lichtspieltheater mit der Zeit eine Milderung der parteipolitischen Gegensätze, wenigstens nehmen sie diesen Gegensätzen die Schärfen der Voreingenommen ’ueit und Gehässigkeit. Das ist eine nationalpolitisch«- Wirkung von Film und Lichtspieltheater, die man al» '«ihr erfreulich bezeichnen und hoch bewerten muß. Das Vorstehende denkt nur au die innere Politik i»as Filmdrama ist aber auch in außenpolitischer Be Ziehung von großer Bedeutuug. vor allein dann, wenn es sich die Beschränkung auferlegt, nicht bloß keine innere, sondern auch keine äußere Politik machen zu wollen. Mau ha» im ehemals feindlichen Ausland ge furchtet, daß die deutsche Filmindustrie i «ndenziöse Dramen auf den Markt bringen werde, die daliiu zielten tjie deutschen Interessen im Ausland zu fördern. Solche Dramen herzustellen, wäre ein Fehlgriff. Wenn aber die deutsche Filmindustrie Lebenswahres aus unserm V olke dem Ausland vorsetzt, daun wird das im Aus land mit «ler Zeit seine guten Wirkungen sicher tun. Man wird draußen den Deutschen kennenlernen, wie er wirklich ist, und das unzutreffende Bild, das die. feindliche Propaganda von ihm gezeichnet hat. wird geändert. Da und dort im ehemals feindlichen Aus land läuft heute z. B. das Drama „Der müde Tod" In ihm kommt echt deatsche Gemütstiefe zum Aus druck, und nicht das allergeringste Politische ist an dein Stück zu finden. Dem Stück ließen sich noch anderen Filmdramen zur Seite stellen. Wenn aber die breiten Massen der Bevölkerung ehemaligen feind liehen Auslandes solches deutsches Leben sieht, kauu sie unmöglich den Glauben au tlie angebliche Gemüts roheil der Deutschen nei sich uufr«- hterhalten. Ziel einer verständigen Filmausfuhrpolitik sollte es nah« r sein, daß von den Dramen nur solche himiusgelass'-u werden, die echtes deutsches Leben wiedergeben. Du mit ist natürlich nicht gesagt daß das immer Stück ernster Art sein müßten. Andererseits sollte es aber auch ein Richtpunkt für die Filmeiufuhrpolitik sein, keine ausländische!) Filme herein zu lassen, die den Charakter fremder Völker dem deutschen Lichtspielbesucher verzerrt] oder uuwahr vorführen. Dieser Punkt wird heute nicht genügend beachtet. Man zeigt seii längerer Zeit schon in deutschen Lichtspieltheatern ausländisch« Filme, die im Ausland nur in Lichtspieltheatern drittel« und vierten Ranges vorgeführt oder die dort von der Bevölkerung überhaupt abgelehut werden. Der deut sehe Lichtspielbesucher aber ist in solchen Fälle« immer der Meinung, zum mindesten ausländisch« Durchschnitts wäre vor sich zu haben. So wird ü seinem Kopf ein ganz unwahres Bild vom Ausland, seinen Kräften und Bestrebungen erweckt; das Au» land wird tief unterschätzt. Das kann sich rächet) Man hat der früheren Regierung den Vorwurf gemacht, daß sie nichts getan habe, das deutsche Volk übet den wahren Charakter der fremden Völker aufzu klären. Ist es nun ein nicht noch schwererer Fehlet wenn man dem Deutschen das Ausland in so falsche» Bilde zeigt? — Eine verständige Filmein und Filiuausfuhrpulitä kamt zur Völkerverständigung und Völkerversöhnoni unendlich viel beitragen. Soviel vom Filmdrama in seiner Bedeutung politisches Instrument. Auch die andern Filmarie* der Lehrfilm, der Sportfilm, der religiöse Film us« halten, obgleich sie an sich nichts Politisches zeige«- doch ihre bedeutsamen politischen Wirkungen. W dem Artikel keinen zu großen Umfang zu geben, .ehe» wir darauf nicht ein. Nur zum Film der wirt«ch*n liehen Profiaganda sei noch einiges gesagt. Auf dem Gebiet des Erwerbslebens ist es die Landwirtschaft, die zur Förderung ihrer Zweck und Ziele den umfassendsten Gebrauch vom Film macht hat. Es sind eine ganze Reihe von schäften gegründet worden, deren Zweck Vertrieb u' Vorführung von solchen Filmen ist. die geeignet - 1 “ die so mannigfachen Aufgaben der Landwirtschaft fördern. Es seien genannt: die LändlichtspieU>eui e ®j G. m. b. H.. die Landfilmvertriebs-G. m. b. H„ die 5“* deutsche Ländlich tspielgesellschaft. die Süd*®* deutsche Landlichtspielgesell<ohaft. die Mittelrheim 91