Der Kinematograph (April 1922)

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No. 7*3 Der Kinernatograph — Düsseldorf üontaatz dor Gjgunt kosten. der vom Inlande aufgebracht werden soll und billigerweis' aufgebracht werden muß. erweist sieh nur zu häufig als unerschwinglich hoch Es läßt sich nicht leugnen, daß bei dieser neuen Kon stellstion unser Verleiherstand viel an Bedeutung verloren hat. Während er früher schlechthin der wichtigste Faktor bei jerlern lukrativen Filmgeschäft war. ist er heute nur noch einer dieser Faktoren, und nicht einmal der ausschlag gebende, denn der Schwerpunkt wird mehr und mehr ins Ausland verlegt Was der Verleiher an Ansehen eingebüßt hat, das hat andererseits der Exporteur- gewonnen Und schon zeigen sich neue Konkurrenten für den bisherigen Verleiher in Gestalt der Theaterbesitaerverleihe Nachdem die bisherigen Versuche in dieser Richtung sich nicht durchzusetzen vermochten, scheint die Leipziger Grün düng der Deutschen Vereins-Film A.-G. doch ernst zu nehmen /u sein, und die ganz kürzlich erfolgte Berliner Gründung der „Film-Verleih A.-G. der Lichtbildtheaterbesitzer" lredcutet einen weiteren bemerkenswerten Schritt in dieser Richtung Freilich muß erst noch die Praxis erweisen, ob diese Theater besitzerverleihe tatsächlich in der Lage sind, den Theater besitzern die Filme entsprechend billiger zu liefern als die bisherigen selbständigen Vertriebsfirmen. Wenn dies nach¬ weislich der Fall ist, so wird ihnen niemand ihre Existenz¬ berechtigung absprechen können, denn jedes Mittel, durch das dem Theaterbesitzer und damit schließlich auch dem Publikum die Filme billiger geliefert werden können, muß im ureigenen Interesse der Filnündus.rie zur Anwendung kommen, zumal ja schließlich und endlich auch der Film- f&rbikant das denkbar größte Interesse daran hat, daß die wirtschaftliche l^age der Kinobesitzer möglichst günstig ist. Sollt«- es sieh aber Herausstellen, daß dies«' Theatcrbesitzer- verleihe die Filme auch nicht billiger liefern könnn als andere Verleihfirmen, dann wäre es zu verurteilen, wollten die Theaterbesitzer weiterhin einem Stande ins Handwerk pfuschen, der sich bisher bestens bewährt hat. Denn das kann mau von unseren alten Verleihern ohne weiteres be- haupten Daß jetzt die Preis«' so unerschwinglich gestiegen sind, ist ja nicht ihre Schuld. Wenn nicht alles täuscht, wird die neue Saison uns in dieser Beziehung Klarheit bringen. Zur Stunde, steht gerade eine Frage besonders im Voraer- grundo des Interess s, die nämlich, ob die in Aussicht genom¬ mene Soimnerschließuug unserer Lichtspielhäuser zur Tat¬ sache wird. Die Meinungen der einzelnen Interessenten kreist« stehen sich seht schroff gegenüber, und immer mehr ergibt sich im Verlauf der Debatte, daß diese Maßnahme doch unter Umständen ein recht zweischneidiges Schwert sein kann. Die Theaterbesitzer wollen durch dies«' Sommerschließung energisch gegen die unerschwinglichen Lustbarkeitssteuern und Leihmieten protestieren. Aus meinen obigen Ausfüh rangen scheint mir bereits mit genügender Deutlichkeit hervorzugehen, daß die heutigen Leihmieten an sich nicht unangemessen hoch sind, denn sie haben längst nicht mit «lei tatsächlichen Verteuerung der Filmherstellung Schritt gehalten. Es wäre daher unbillig, die Verleiher für die Höhe der Leihmieten verantwortlich machen zu wollen, sie suni daran ebenso schuldlos wie j««der andere Stand an der all gemeinen Geldentwertung. Daß die heutigen Leihmiet''> namentlich für viele kleinere und mittler* Theaterbesit;:«-i unerschwinglich sind, liegt auf einem anderen Gebiet« daran ist in allererster Lime die unverantwortlich hob. Lustbarkeitssteiier schuld, und schon aus diesem Grande ist jeder beabsichtigte Protest gegen dies«' Ueberspannung dei Steuerschraube von vornherein zu begrüßen. Kein ProteM kann scharf genug sein, der sich gegen dieäen Steuerwahn sinn der Kommunen richtet. Reiflich zu erwägen wäre nur ob wirklich eine .Soinmerschließimg «las gegebene wirksam« Mittel für einen solchen Protest ist. Schließlich muß man sich auch vergegenwärtigen, daß den Kommunen ganz genau bekannt ist, daß sich «lie meisten Kinos ohnehin auch nor malerweise während der Sommermonate nur sehr schlecht oder womöglich gar nicht rentieren. Ich weiß wirklich nicht ob es so besonders starken Eindruck macht, wenn man des halb hier und da sagen könnte, die Kinobesitzer wollen durch tliese ..Protestaktion' nur der Gewinnlosigkeit oder dem Defizit der Sommermonat«* aus dem Wege gehen. Gewiß kann man niemand zwingen, für andere mit einem Defizit zu arbeiten, und insofern ist die Sommerschließung gewiß berechtigt; aber man soll sie mcht als Protestaktion auf ziehen, denn davon hat man sich schwerlich viel zu ver sprechen. Wenn man wirklich den Kommunen durch ein«- demonstrative Schließung zum PioU'st gegen die zu hhoeti Lustbarkeitssteuern imponieren will, dann muß man dazu schon die Wintermonato wählen, die Zeit, während welcher sich normalerweise jedes Kino rentieren muß. Wenn di« Kommunen sehen, daß die Lichtspieltheaterbesitzer es übci sich gewinnen, während der Hauptsaison die Kmos geschlos aen zu halten, dann werden sic gar nicht mehr anders könnt'» als ganz bedingungslos zu glauben, daß die Lustbarkeit«- «teuer revidiert werden muß. Ob aber auch schon bei der beabsichtigten Schließung in der Sommerzeit, bleibt zu mindest sehr problematisch. Bei der, wie gesagt, an sich berechtigten Sommer Schließung «iei Kinos muß im übrigen noch ein Moment berücksichtigt werden. Das bisherig«' Stammpublikum ge wohnt sich gezwungenerweise während dieser Schließung «len Kinobesuch ab, und wenn die Kinos mit Beginn der Winteropielzeit wieder aufmachen, so stehen sie womöglich vor der gewiß nicht leichten Aufgabe, sich oret wieder ein Stammpublikum zu schaffen; es ist 10:1 zu wetten, daß dann «lie Kinos in de.« ersten Wochen lediglich aus dem Grande schlecht besucht sind, weil das Publikum sich erst wieder an einen regelmäßigen Kinobesuch gewöhnen muß Man Bieht aus diesen kurzen Ausführungen, so einfach wie einzelne mutige Vertreter ihrer Ueherzeugung sich die «Sache vorstellen, ist es tatsächlich nicht es hat halt jetle? Ding seine zwei Seiten, und wir können den jetzigen so un¬ geheuer schwierigen Verhältnissen nur gerecht werden, wenn wir über kleinliche Sonderintc ressen hinweg bei allen Maß nahmen das Wohl der gesamten Industrie im Auge aabon Dax Clend der heutigen filmmurih. Wenn ein Kunstgewerbe, das in seiner Art und Bedeutung berufen ist, eine ung«N*hnte Bereicherung der gesamten Zivilisation darzustelleu, ja in gewissem Sinne über das Format eines kulturellen Faktors hinaus zu einer tragfähigen Säule der Gesamtkultur schlecht hin zu werden, von den embryonalsten Uranfängen in bisher beispiellosem Aufschwungstempo sich zu einer der größten Industrien des internationalen Wirtschaft« marktes entwickelt, kann man keinesfalls verlange» daß es alle jene Mittel, die zu seinem Bestände ödes seiner Vervollkommnung sich als unerläßlich erweise» «lauernd in gleich vorbildlicher Art pflegt und an de» allgemeinen Verfeinerungsverfahren teilnehmen läß* Dann erst darf man einer Industrie den Vorwun machen, daß sie Gefahr läuft, ihre wichtigsten, geistigen Stützen, über Bord zu werfen, wenn di*