Der Kinematograph (May 1922)

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No. 704 Der Kinematograph — Düsseldorf ist die Expansion unserer großen Filmkonzerue. Er innert sei in diesem Zusammenhang nur an das Hei spiel der Nationalfilni A.-G. auf Gnind des Ergebnisses der letzten Generalversammlung. In der gleich nach dieser Generalversammlung abgehaltenen Aufsiohtsrats Sitzung trat der bisherige Vorsitzende des Aufsicht» rates zurück, um dem Geschäftsinhaber der National bank für Deutschland. Herrn Schacht. Platz zu machen. Nunmehr dürfte es auch den Außenstehenden klar ge worden sein, daß die Nationalbank jetzt über die ab solute Majorität der Aktien verfügt, wenn sje diese Mehrheit auch wahrscheinlich erst mit der Durch führung der Kapitalserhöhung bekommen hat. He katintlich l»esitzt die Nationalbank mit der Deutschen Bank zusammen auch die Majorität der Ufa Aktien, mithin ist es jetzt soweit, daß die Fusion Ufa National, die im vorigen .fahre daran scheiterte, daß der Nationalbank noch ein Posten Aktien an der Majorität fehlte, heute jederzeit durchgeführt werden kann, sobald es den Banken gefällt. Selbstverständlich kann mau zur Stunde noch nichts Positives darüber sagen, ob und wann die Banken diese Fusion, die nur noch eine rein#* Formsache ist, durchführen werden, aber daß diese. Fusion eines Tages kommt, ist ganz sicher. Erinnert sei hei dieser Gelegenheit nur an jenes Wort, das Carl Bratz im vergangenen .fahre auf jener so stürmisch verlaufenen Generalversammlung der Deckt Bioscop A.-G. sagte: „Der Weg der National führt über kurz oder lang doch zur Ufa". Dieser selbe Carl Bratz ist in der vorigen Woche in den Aufsicht» rat der National-Film gewählt worden, und zwar offen sichtlich als Vertrauensmann der l’fahaiik, also, wer Augen hat zu sehen . . . Nebenbei bemerkt, würde dann dipsei Großkonzern mehr als die Hälfte alles Aktieuka|utals. das zurzeit in der.Filmbranche arbeite in sich vereinigen. Da wir gerade Ihm Carl Bratz sind: es heißt, dai dieser Pionier unserer Filmindustrie, der vor wenige Wochen sein eigenes Bureau in der TauentzienstruU eröfffnete. fieberhaft an dem Zustandekommen eine großen Gründung arbeitet, man spricht von etwa '<i Millionen Mark Aktienkapital; Eingeweihte wollen gar wissen, daß Samuel Rach mann, der in den letztn Monaten in der Ela eine so wenig glückliche Roll spielte, an dieser Transaktion nicht unbeteiligt H Es liegt uns fern, un> diese Version zu eigen mache zu wollen. Tatsache ist nur. daß Rachmaim Itereit wieder aus Neuyork zurück ist, sich augenblicklic noch in Paris aufhält und demnächst in Berlin erwart» wird. Ueber seine neuen Pläne weiß man mit alle Bestimmtheit nur das eine, daß er sich auf dem Feld seiner bisherigen Tätigkeit, in der Era. nicht betätig« wird. « Es dürfte also immerhin eine bedeutend Millioneugrütidung fällig selb. Umfangreiche Transaktionen sind letzthin au« bei der Ufa vor sich gegangen, einmal ist das AI kommen mit der Hamilton-Film-Corporation, das »I« 17a sehr lästig sein mußte, auf gütlichem Wege ge¬ löst. Wichtiger aber sind vielleicht noch jene Ver einharungen. die mit der Uci getrofffen worden sind auf Grund derer die Ufa unter Beteiligung der l”d in Deutschland einige Großfilme herstellen wird. Man sieht, die Expansion der Großen ist im voll« Gange, und gleichzeitig erleben wir das seltsame Schau spiel der bewußten Zersplitterung der Kleinen. E- vergeht jetzt beinahe kein Tag. der nicht die Meldung brächte von der Gründung einer neuen Filmgesellschaft nt. b. H. mit einem Grundkapital von zumeist uw •20U00 Mark, und daß diese kleinen Gründungen >i<! derartig häufen, ist doch auf alle Fälle ein Zeiehei dafür, daß sich die Filmfabrikation im Rahmen solch« kleinen Firmen als lukrativ erwiesen hat. Diese Grün düngen halten auch in der Tat manches für sich. ’/x nächst Tallcu da zumeist die Riesengehälter fu' Direktoren größtenteils fort, weil der Geschäftsfiihre zumeist auch entweder Geldgeber oder künstlerisch« Mittelpunkt des Unternehmens als Star oder Regi>>cu ist. Er hat als solcher zwar das größte Interesa» möglichst viel zu verdienen, aber er wird doch relatü billiget arbeiten als bei einem fremden Unternehme*- um die Herstellungskosten auf ein Mindestmaß zu r» duzieren. damit seine Gewinnquote dafür um so reich licher ausfällt. Diese kichern Unternehmen stell« mithin fraglos die ökonomischste Form der Film produktionsgemeinschaft dar. zumal hei diesen l'no*' nehmen die allgemeinen Spesen verhältnismäßig minimal sind. Zwar steilen sich eigene Einrichtung«* Ateliers usw. bei täglicher Benutzung billiger, als wo® mau genötigt ist, dieselben zu mieten, aber erfahnmp gemäß wird diesre Vorteil in den meisten Fällen dopi 1 »“ 1 ' und dreifach dadurch ausgeglichen, daß diese Eiiiric* tungen selbst von den größten Konzernen fast nieniar ununterbrochen völlig ausgenutzt werden können u"" daher vorübergehend unwirtschaftlich sind, weil Löh® 1 und Gehälter auch bei unvollkommener Ausnutzung gezahlt werden müssen. Ueberhaupt bildet der not wendige Organisationsapparat der großen Konzerne z« gleich auch eine schwere Belastung. Aus all diesen Gründen ist der fortschreitend» Expansion unserer großen Konzerne ganz von selb* eine Schranke gezogen. Wenn auch die Großen *»* weilen fast übermächtig zu werden scheinen, werde» doch die Kleinen nach wie vor stets eine Zuku® haben, besonders bei einer so ganz auf das Individuell gestellten BrancliP. wie sie die Filmindustrie darsteß F. 0.