Der Kinematograph (May 1922)

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No. 797 Der Kinenatograph — Düsseldorf Hugo Caroly, Ingenieur Amtlicher Sachverständiger für Kino and Projektion Köln, Agrlppastr. 19 1 Ständigem großes Lager In — Kino - rtBoaraien und Zubehör Aber sie werden glatt gezahlt; hier wirft man das Geld scheffelweise zum Fenster hinaus; dafür ist man dann bei der Festsetzung der Leihmieten gezwungenermaßen um so rigoroser, denn wenn ein Film sich durch derartige Gagen enorm verteuert hat, soll auch das Inland die höchstmögliche Summe einbringen. wenn zwar auch die Herstellungskosten jetzt nicht mehr annähernd in Deutschland selbst aufgebracht werden können. Vor nunmehr rund zwei Jahren hörte man soviel von einer Konvention der bedeutendsten Filmfabrikanten, die gegen den Unfug der Ueberspannung der Stargagen ge¬ schlossen Front machen wollten; damals sollten unter keinen Umständen höhere Tagesgagen wie 2000 Mark gezahlt werden und auch dieser Höchstsatz wirklich für die allerersten Kräfte. Aber so ungefähr seit der Gründung der E. F. A. ist diese Konvention, die eigentlich niemals piaktischcn Wert hatte, selig entschlummert, und ihre Väter setzen seit dieser Zeit ihren Stolz darein, die allerhöchsten Gagen zu zahlen, wo¬ durch die Preise immer mehr in die Höhe getrieben werden. Es wäre wirklich wieder einmal an der Zeit, daß die ton¬ angebenden Filmfabrikanten in dieser Richtung gemeinsam etwas unternähmen. Dis jetzige Preistreiberei ist auf die Dauer ganz unhaltbar, sie bedeutet vor allen Dingen auch ein schreiendes Unrecht gegenüber all den tausendem und abertausenden fleißigen Angestellten und Arbeitern, die für ihre großenteils gewiß nicht leichte Arbeit nur relativ mäßig bezahlt werden, und zwar letzten Endes auf Kosten dieser Prominenten, von denen sich gewiß keiner überanstrengt und denen doch das Geld förmlich nachgeworfen wird. Es wird natürlich außerordentlich schwer sein, die in Frage kommenden Fabrikanten wirklich einmal unter einen Hut zu bringen denn in der Filmindustrie ist echtes und unverbrüchliches Solidaritatsgefühl leider noch eine Selten¬ heit. Noch schwieriger dürfte es sein, die jetzigen Gagen auf ein vernünftiges Maß reduzieren zu wollen, aber es w-äre schon viel gewonnen, wenn es wenigstens gelänge, diese heutigen Gagen festzulegen und vor einem weiteren Steigen zu bewahren. Die fortschreitende Geldentwertung würde dann schon das ihrige dazu tun, daß diese Bezüge eines Tages mcht mehr unangemessen hoch wären. Zweck dieser Zeilen soll aber in erster Linie sein, noch auf eine andere Möglichkeit aufmerksam zu machen, die bisher fast gar nicht beachtet wurde. Ist es schon nicht möglich, alle Fabrikanten zu einem gemeinsamen Vor¬ gehen zu bestimmen, so wird es doch eine Kleinigkeit sein, daß zwei oder drei Fabrikanten von Fall zu Fall sich zusam- mentun, um für ihre Filme Ersparnisse zu erzielen. Im Anschluß an einen dieser Tage perfekt gewordenen kon¬ kreten Fall mache ich auf folgendes aufmerksam, was allem Anschein nach bisher bei den Kalkulationen unberücksichtigt geblieben ist. Es ist fast niemals möglich, die Prominenten für ihre enorme Gage nun auch wirklich voll und ganz auszunutzen. Es weiß ja jeder, wieviel bei den Aufnahmen notwendigerweise von den einzelnen gefaulenzt werden muß, weil immer der eine auf den anderen warten muß, der Dar¬ steller auf den Architekten, der noch nioht mit dem Umbau fertig ist, der Regisseur auf den Darsteller, der noch nicht mit seinem Umzug fertig ist und der Operateur schließlich auf alle miteinander. Wenn es gelänge, dieses zeitweise Nichtstun der hochbezahlten Kräfte auf ein Mindestmaß zu reduzieren, so wäre damit schon sehr viel gewonnen. Es gibt einen Weg, der dies wenigstens teilweise ermöglicht. Wenn sich nämlich zwei Fabrikanten zusammentun und ihren Aufnahmeplan gemeinsam durcharbeiten, dann ließe sich vieles in dieser Hinsicht ändern. Voraussetzung ist, daß es sich dabei um Filme handelt, die eine ganz ähnliche Besetzung der einzelnen Rollen verlangen und deren Außen¬ aufnahmen in derselben Gegend stattfinden, Bedingungen, die ja sehr häufig zutreffen. Dann wäre es nämlich möglich, durch geschicktes Kombinieren sehr bedeutende Ersparnisse zu erzielen. Ein Beispiel: Der Fabrikant A dreht einen modernen Gesellschaftsfilm und der Fabrikant B dreht einen Kostüm¬ film. Zu beiden Filmen w-erden die fünf gleichen Haupt¬ darsteller gebraucht, zu beiden ein erstklassiger Operateur und überdies finden die Außenaufnahmen zu beiden Filmen irgendwo im Gebirge statt. Dann ließe sich, wie das in einem mir bekannten Falle demnächst auch tatsächlich geschieht, unter allen Umständen eine Kombination der¬ gestalt treffen, daß die Reise zu den im Gebirge stattfindenden Außenaufnahmen gemeinsam gemacht wird, dann sind die Reisespesen für die mitwirkenden Künstler von jeder der beiden Gesellschaften zur Hälfte zu tragen; es genügt ein Operateur und überdies würde sich die Zahl der Aufnahme- tage jedenfalls verringern, denn einzelne Tage, an denen andernfalls die Darsteller großenteils untätig sein müßten, könnten für beide Filme gleichzeitig ausgenutzt werden. Inwieweit derartige Kombinationen jeweils möglich sind, läßt sich natürlich nur von Fall zu Fall entscheiden. Der »Schreiber dieser Zeilen geht so gar soweit, zu behaupten, daß auch bei den Atelieraufnahmen bis zu einem gewissen . Grade Kombinationen gemacht werden können. Wenn die beiden Gesellschaften z. B. in einem unserer großen Ateliers nebeneinanderdrehen, so wäre cs sicherlich zunächst einmal möglich, daß ein und derselbe Operateur mit zwei Apparaten beide Filme aufnimmt, denn bei den Proben usw. braucht er ja nicht unbedingt mit dabei zu sein, es genügt, wenn er die Beleuchtung anordnet und dann nachher dreht. Nun nehmen aber bekanntlich die Proben, Umbauten und Um¬ züge der Darsteller den weitaus größten Teil der Zeit in Anspruch. Auch einzelne Darsteller könnten bei geschickter Disposition während der Atelieraufnahmen au ein und demselben Tage mühelos in beiden Filmen mitspielen, denn es ist je nur zu bekannt, daß unsere vielbeschäftigten Kanonen dergleichen schon sehr oft auf eigene Kappe versucht haben, um auf diese Weise ein doppeltes Tageshonorar heraus zuholen. In unserem Falle würden sic natürlich für das Spiel in beiden Filmen nur ein einfaches Tageshonorar er halten. Kurz, die Kombinationsmöglichiceiten sind sehr zahlreich. Wenn es auch nicht gerade erfreulich ist, zu der¬ gleichen Mitteln greifen zu müssen, so wird doch auf die Dauer gar nichts anderes übrigbleiben, um unsere über¬ bezahlten Filmstars wenigstens relativ preiswert zu er¬ halten. Noch eine andere Art der Produktionsökonomie winl sich unter dem Drucke der Verhältnisse jedenfalls sehr bald bei uns einbürgern. Immer und immer wieder mußten es jetzt unsere Filmfabrikanten erleben, daß an sich gute Filme für den Export nach einzelnen Ländern, namentlich nach den englisch sprechenden, nicht in Frage kamen, weil Kleinigkeiten, die bei diesen Ländern die unerläßliche Vor¬ bedingung sind, nicht beachtet waren. Wir haben uns daher schon in vielen Fällen (z. B. beim „Weib des Pharao' und in „Lady Hamilton“) damit geholfen, daß zwei Negative hergestellt wurden, von denen das amerikanische z. B. den dort erforderlichen versöhnenden Schluß auf wies, während der Ausgang in der in Deutschland gezeigten Bearbeitung tragisch war. Aber in vielen Fällen wird auch das nicht