Der Kinematograph (July 1922)

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No. «ui! Der Kineinatograph — Düsseldorf. Satire taucht in Märcheiistiiumung. Sarkasmus trägl ein romantisches Gewand, in fkieien Gefängnissen tobt sich übermütig verzerrende Laune bildhaft aus. gegen Mucker und Duckertum klingelt klatschend die Narren schelle. Dieser Film gehört dem Regisseur E. A. Dupont. Der ist einer der wenigen Spielleiter, die jeden; Film das Signum eigener Persönlichkeit auf prägen. Er hat. freilich mehr im fesselnden Detail als in der ballenden Kraft, eine Unmenge Köstlicher, scheinbar mühelos gewonnener und harmonisch dem Ganzen eingegliederter (also niemals aufdringlicher) Einfälle zur Verfügung. Lin grollen und ganzen ist seine Hand vielleicht zu schwer, nimmt Tempo und Rhythmus dieser huschend eiligen Geschichte zu ge wichtig, aber er bereichert, wie nicht bald einer, die filmische Fläche mit einer Buntheit, für di** man ihm danken niuii. Er viragiert Situationen, die an sich nicht einmal immer zwingend sind, mit dein Rot des Humors, er setzt funkelnde ironische Lichter auf. über rascht von Szene zu Sene, sei es mit einem famos ge schliffenen Titel, sei e* mit einer kleinen witzigen Geste, sei es mit der Ausschöpfung einer bildhaften Möglichkeit. (Las Auftauchen eines Zuges etwa aus dem Tunnel!) Er eröffnet immer dankbar akzep¬ tierte Einblicke in das Glashaustreiben. Kurz er amüsiert und würde noch mehr amüsieren, wenn er nicht gar so viel zeigen wollte Henny Porten ist „Sie". Was es an mimischem Ausdruck gibt, zeigt sie schön in das Ensemble eingerodnet mit Geschmack, mit Anmut, mit Laune, mit fröhlicher Selbstverulkung. Eine Szene, in der sie sich vor dem Spiegel gewisser maßen höchst selbst parodiert, darstellerisch virtuos gespielt, wurde mit Beifall angedonnert. Um „Sie“ sind mehr als Drei. Die ganze Berliner Komik ist aufgeboteu und jeder einzelne streut seine Note in diese lustige Sinfonie. Thimig. der Sanfte: jungenhaft frisch naiv Roher» Scholz: als männlicher Film star famos affektiert. Tiedtke als verliebter Gefängnis¬ direktor: köstlich girrend und schnaufend. Daneben Picha in einer Professor-Brunner-Maske von hinrei ßender skurriler Wirkung. Aus der Fülle der zwei Dutzend sei noch Blamiire Ebinger genannt, die eine impertinente, spinöse Kammerzofe mit vortrefflichen karikaturistischen Mitteln auf die Leinwand haucht.* Kainer hat dem ganzen malerischen Grund. Heltnar l.erski photographisch höchste Qualität gegeben. (Bell, die kinomusikalische Behandlung von ..Sie und die Drei" den Sonderhericht unseres Spezial- referenten für ..Kino-Musik".) „S c h m i ii k e" (..Sigrids Werdegang“). Re -ie: Fii'z Kaufmann. Fabrikat: Frerofilm G. nt. b. H Verleih: Ritterfilm. (Alhamhra am Kurfürstendamm.) Eine- ausgeleierte Geschichte. In den Töpfen un¬ zähliger Kolportageromane mit der faden Norir.albrühe zerkocht, ausgelaugt und schmacklos. wird <ie nicht liesser, wenn man sie statt auf dem Lesetischtuch auf der Leinwand serviert. Karriere einer Tänzerin. Sie tanzt sieh in die Gunst des Theaterdirektors. Irgend¬ wo harrt und schmachtet ihr Brakenburg. Dieser Herr ohne Vorurteile war*et seine Zeit ab. und die kommt. (Jegen die ewige (Jegenwart seiner 1 iebe ist o.ie direk toriale Vergangenheit machtlos, und im fünften Akt wird geheiratet. Das ist sehr edel. Diese belanglose Geschichte wird vorzüglich gespielt. Ganz besonders von Hanoi Weisse. die für den Gewissenskonflikt: hie Tugend und Liebe hie Karriere einen stark menschlichen Ausdruck findet. Famos Hermann Picha, der als Direktion~sekretär mimisch zwingende Fein¬ heiten zeigt. Eine neue amerikanische Groteske „Er und seine beiden Rivalen“ ist doch zu amerikanisch knallig, zu unl>edingt unsinnig, als daß man mehr als die gelegentliche Grimasse eines er¬ starrten Lachens dafür übrig haben könnte. „Gesetz und Liehe.“ Regie: Ermolieff. Fa brikat und Vertrieb: Wiking-Film A.-G. (Ermolieff Produktion). Presse Vorführung der Wiking Film A.-G. Eine kühn aufgerissene Handlung. .Jede Ader dieses behenden Spiels mit theatralischem Blut gefüllt, jede Szene von filmhafter Nervosität iiberflackert. Die Vorgänge gehen ungeseheut an die krasse Sensation heran, und stoppen dann mit einer gewissen Noblesse, verlieren sich niemals ins herb kitschige. Dieser Film hat alle Tugenden des Lichtspiels, er hat aber auch seine größte Todsünde: den Verrat an der Logik. Wenn man ihn sogar von dieser Sünde absolviert, dann müssen wohl Qualitäten in ihm sein, die für eine Begnadigung plädieren. Bevor diese Qualitäten untersucht werden, einen Blick auf das Manuskript. Ein Staatsanwalt, starrer Hüter und Bewahrer des Gesetzes, unbeirrbar, wo es gilt, die Gerechtigkeit zu schützen, erhebt gegen die eigene Rraut die Klage auf Mord. Er schickt sie. aus dem Kamof zwischen Gesetz und Liebe zum Fanatismus der bedingungslosen Gerechtigkeit sich auf¬ reckend. aufs Sehaffot. Zu spät erfährt er. daß sie einen Bildhauer, der in eine Spionagegeschichte ver¬ wickelt ist. nur darum tötete, weil dieser Mann den Staatsanwalt durch ein gefälschtes Aktenstück kom¬ promittieren wollte. Nach dieser Erkenntnis erschießt sich der Staatsanwalt. Hier liegt der folgerichtige Grundfehler: es wird dem Zuschauer allen Ernstes zu¬ gemutet. zu glauben, daß irgendwo in der Welt ein Staatsanwalt, der die Anklagerede gegen seine Braut, hält, aus Befangenheit nicht abgelehnt werden müßte! Das Tempo des Films, seine starken Spannungsreize. die trotz mancher Herkömmlichkeit persönlich kon Girierten Bilder, helfen in der erregenden Mitteilsamkeit