Der Kinematograph (August 1922)

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Der Kinematograph — Düsseldorf. No 806 7 gong noch nirgendwo gefunden hat. so hat er seine la*l»«*ns- fühigkeit doch schon zur Genüge bewiesen, so /.. B. durch die ..Stnr G. ni. I>. H(worülx-r ich mich in Xr. 804 d«-s ..Kinematograph" kur/, geäußert habe)- <iur«-h Verein¬ barungen, welche einen Darsteller ermächtigen, den Vcr trieb eines Films, lx*i dem er mit wirkt«-, von seiner ausdrück¬ lichen Genehmigung nach Fertigstellung abhängig zu machen, erfolgreich «lurchgesetzte Schnittverboteu. a. grade deshalb eben auf di« Erkenntnis, daß sein«* bevorzugte .St<*lliing gegenüber dem Publikum abhängig vom Unternehmer und s«*iiH*n Mitarbeitern ist. «l«*n Filmdarsteller nie verlassen, «l«*nn sonst ist er nicht nur unbrauchbar, sondern verloren. Künst¬ lerische Disziplin (in dics«*m Sinne) ist ein Gebot der Sellist- erhaltung. Der Film ist ein Gcsamtkunstwerk (das Wort in einer ganz neuen und umfassenden Bedeutung verwandt) di«* materiell f«*stg«*lcgtc Darstellung ein«*s film- g«*n*elden Stoffes durch di«* Bewegung ziisammenspieleiitler Personen in einem bildmäßig wirk«*n«len Rahmen Hierauf sind di«» tx*kanntcu Bestimmungen über Miturhehersehaft nicht anwenflbar. Hier öffnet sieh ein wichtiges und schwie¬ riges Gebiet für die Urhelx*rivohtsg«»scty.gebung aller Länder. Körperschulung und Von Friedrich Rasenberger - Koch Präsidc B i«* Entwicklung «l«*s Films von einer t« ch rischen Erfindung zu einer besonderen Ausdruckskunst hat wührcixl «1er Xa«*hkrieg-juhii* besonders in Deutsch - land eine derart übenaschende Aufwärtsbewegnng genommen, «laß der iinlH*fang«*n«* Beobachter unumwunden cingestclit-ii muß, «laß die Schauspielkunst des Films ein«- gleiche Holi«* im Kunstleltcn einzunehmen beginn* wie «li«* Bühnenkunst und änderte Kunstgattungen der Bi!«.-. Musik-. Schrift- un«l Sprechkünste. Die technisch eng begrenzten Möglielikeiten. von erfahrenen Filmregisseuren langsam er kannt, haben dazu geführt, «laß «l«*r Film endlich dazu ülier- g«*gangen ist. sich eine eigene Filmliteratur zur Darstellung zu schaffen. Un«l wenn die Entwicklung den rechten Weg weitergeht, dann werden wir bald neben Roman- und Drainett- sehriftstellern, «lie letzten Endes von «lei Schöpfung ein* > Filmwerkes gar keine Ahnung haben können, auch Film¬ schriftsteller haben, die zur fachinäßigt-n Bearbeitung ihrer S-höpfungen eine praktis«-he Schulung in der t«»chnisch«*n und darstellerischen Filmkunst durohmaehen. wie sie z. ß. «ler Dramatiker ln»i «l«*r Bühne haben muß. um ein bühnenwirk¬ sames Kunstwerk zu gestalten. Unter technischen und künstleriseh«*u Möglichkeiten «los Films versteht' man die Begrenzung auf «lie schwarz weiße Fläche, «lie mimische Bevorzugung «ler Breite links und rechts vom Mittelpunkt der Leinwand und «las Fehleit einer plastisclu-n Tiefe, die zu erreichen man allerdings Ih*- ka mit lieh längst mit mehr oder weniger Krftilg «lurch An¬ wendung iles Steivoskop-Prinzipcs Ix-müht ist. Amlerer-, seit» ist der Film in «ler Lag«-, «las Bühnentheater zu über¬ trumpfen, da ihm in lx*zug auf Massen- und Bühnenbilder nur wenig B-sehränkuugeii auferlegt sind und «lie akustischen Rücksichten «ler Bühne ganz fortfalleil. Aber gerade «lie Mimik im Film, sowohl «ler Gesiehts- ausdruck als auch die Körpergeste, und n«x*h mehr die Massenszenen verlangen vom R«»gisseur unbedingt cin- gehende Beschäftigung mit den Grundregeln der Gymnastik und Rhythmik; denn was man in dieser Beziehung bisher zu sehen gewohnt war, ließ das fast vollständige Fehlen jeder Rücksicht na hin«* auf die «lern künstlerischen Prinzip «*nt- sprechenden gymnastischen un«l rhythmischen Gesetze er¬ kennen. So lange « s Urlu*bem“C*htsg«-sotzt* gibt, ist niemals «-i•« • Vei ä iderung im kulturellen Leben unterlaufen, w -I<*Ih- gewal¬ tigeren Einfluß auf <li<- Umgestaltung «liesci Bestimmung. u hätte halx-n könnrn, als «li«* Entwicklung «les ..Spielfilm-". Dies«* Entwicklung hat nämlich auch erwiese». daß «s im-hr Dinge zwischen llimm.i und Erde gibt, «lie sehutzfähig-- Geisteswerke sind, als Wort. Bild und Ton. Das L>h«*b r- reelit am Film kann nur in «*in«*m abgeschlossenen Gos«*iz ■ Ix'handelt werden. ,l«*«le Analogie mit «lein Wort- oder Bil I kunstschütz ist verwirrend un«l praktisch von «l«*n iilx l>t ii Folgen, weil sie «li«* Produktion viel nachdrücklicher hemmt, als man zunächst glaulx-n möchte. Die lit«*mrischc Epoche «l«*s deutschen Spielfilms wäre schon hingst und viel gründlicher «.»rledigt, wenn wir an Sudle d«*r sachlich falsch orientierten Bestimmungen ent weder richtige od«*r gar k«*in«* .Schutzgesetz«* für «li«* Film - Produktion hatten. Der G.xlanke einer Uinregeliing <l«*s Filmurhebenreeht-.-- auf iiit4‘riiati<«naier Grtiixllug«* kann «lie Beteiligten nicht friili genug in Bewegung s«*tzen. «leim «lie Vorarbeit ist alles and«*n* als einfach. Filmschauspielkunst. nt «l«-r Gewcrskehaft Denteeher Geistesarbeiter E. V. Gewiß hat man zuweilen eikannt. «laß der Wechsel d«*r I Szeiu n und die Erregung einer notwendigen Spannung Ix im 1 Zuschauer nur dadundi zu erreicben sind, «laß «li«* an Haiwl- I lung besonders reichen Szenen von haivllungsarmcn und das 1 Gemüt «les Zuschauers wohltuend beruhigenden Natur- I bildern unterbrochen werden müssen, wenn «ler gezeigte Film 1 etwa ein Kunstwerk sein soll. Gewiß ist sieh j«*d«*r Fachmann ] darüber klar, «laß ein Kunstwerk nicht nur spannen utul I auf regen. sondern auch t*inen wohltuenden uml ven*«lcln<len | Einfluß auf *l«*n Beschauer ausülx*n soll, uiui «laß das Hasten I gewisser amerikanischer Fabrikate zwar die Nerven «les | Publikums kitzelt, aber mit Kumt genule s«jviel zu tun hat, I wie ein Stierkampf «xl«*r ßoxmatch. Meine Anregung, sieh ernstlich um das Wesen rhytli- I mischer Gymnastik zu kümmern un<! aus Amerika und den I romanischen Ländern nicht tun Schlechtes, sondern auch I Gutes und Fruchtbares durch Berücksichtigung der Lehren | einer Isatlora Dum-an <xh-r ein.*s .lac«pt«*s Daleroze für «len I Film zu werten, möge «lalier nicht ungehört verhallen. In «l«*m Werke ..Das W«»ih <i«»s Pharao" z. B. erinnere I ich mich jener Kampfszene in einem Talkessel zwischen fl Aegyptern und Aethiopiern, die vollkommen mißglückt 1 war. Einmal war der Operateur mit seinem Apparat «lerart I nahe an «lie handelii<l«*n Massen herangetreten. «laß «lie 1 Kämpfenden sich in rasendem Tempo gegen- im«I von ein- 1 ander bewegten und info|gcdi*sscn nur ganz undeutlich 1 un«l striehartig zu erkennen waren, und dann vermißte man fl in der ganzen Kampfhandlung jenen natürlichen Rhythmus 1 eines sc-hön wirkemien Auf und Nieder. «1« r auch in «lie an I sich unschöne Handlung «las künstleris<*h<* Prinzip des ganzen I Werkt»« hätte hiiu*inleg**n müssen. Unter aller Kritik war fl in dem Film ..Drei Meilen unter dem Meere“ ( () (nach I Jules Verne) «lie Geste «ler DarstclUw. Diese hatten von «l«*n fl einfachsten Regeln gymnastischer Sehauspi«»lkunst auch 1 nicht «lie blässeste Ahnung, sondern fuchtelten in einer ganz 1 lächerlichen Weise mit Armen und Beinen in d«»r Weltge- 1 schichte umher. Auch der Henny Porten-Film ..Sie und «lie 1 Drei“ war, was das rhythmogymn&stische Prinzip an belangt, fl ein recht unfreiwilliges Lustspiel. Hier war e- wieder «li«* 1 Szenenfolge, «lie unt«*r dem Zeichen unglücklicher Verwirrung fl zusammengestellt wurde. Der vollkommen unülx*rl« gt«* fl Wechsel der Schauplätze, der zwar den Faden «ler Handlung 8 75