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Nr. 813 Der Klncmaf« — Düsseldorf. Die Tagesordnung. Auf der Tagesordnung der zehnte:i außerordentlichen Generalversammlung des Zentralverbandes der Filmverleiher steht unter anderem: das große Referat des geschäftsfüh¬ renden Vorsitzenden der Deulig, D Melamerson, „X eue Wege in der Verleihaaison 1923/24. Ferner die Frage der Teuer ungsaufschläge, die Frage der Erweiterung der Kautionsleistung und der Aenderung des Gruppenverhältnisses, die äußerst wichtige Rohfilmfrage, die Stellungnahme zur Einfuhrfrage im nächsten Jahr, das Lichtspiel- ge setz, das hochaktuelle Thema: Lustbarkeits¬ steuer und Eintrittspreis« und endlich die äußerst wichtige Beschlußfassung über die Bildung einer Spitzenorganisation. Iler erste Verhandlungstag. Schon in den Vormittagsstunden des ersten Verhand- lungstagcs, des 12. September, war mar sich darüber klar, daß diese Tagung, mit unerhörtem Ernst und einer gewissen leidenschaftlichen Sachlichkeit, aus dei schweren Existenz¬ bedrohung für die gesamte Filmbranche Auswege zu suchen liemüht ist. An die Referate schließen sich, ein Zeichen der nie ermüdenden Anteilnahme, überaus lebhafte Dis¬ kussionen. und so viele Redner auch in der Debatte das Wort ergriffen, alle sind bestrebt, die Disziplin der Kürze zu wahren und nur ganz selten irrt der eine oder der andere Debattenredner auf das persönliche Gebiet ab. Wilhelm Graf, der Vorsitzende des Verbandes, ist‘ein idealer Ver¬ sammlungspräsident. Er beherrscht di«: Materie und die Menge, er hat die liebenswürdigste Umgangsform, parla¬ mentarischen Takt und die Gabe, mit sanfter Energie Ord¬ nung zu halten und zu wahren. In seinen einleitenden M orten gab er der Bedeutung der Tagung in knappen Sätzen entscheidendes Relief und berichtete dann ausführlich über die Ergebnisse der Münchener Verhandlungen. Teuerungszuschlage und Leihniieten. Die Versammlung stellte sich einmütig auf den S*and- punkt, daß die Verleiher, wenn sie nicht zugrunde gehen wollen, nicht nur an dem beschlossenen Aufschlag fest- halten, sondern auch in absehbarer Zeit weitere Teue¬ rungszuschläge erheben müssen. Als Richtschnur für neue Verhandlungen wurde diese Ansicht einer gewählten Kommission mit auf den Weg gegeben. Der praktisch wichtigste Beschluß wurde in der Frage der Leihmieten gefaßt. Er ging dahin, daß F i 1 m e ohne vorherige Bezahlung nicht mehr ausgehändigt wer¬ den dürfen, ohne Unterschied, ob es sich um Konzern- theater handelt oder nicht. Jeder Theaterbesitzer, der also nicht rechtzeitig die Leihmiete abtchickt, riskiert, daß er sein Programm nicht erhält. Juristisch ist diese Auffassung einwandfrei, und die Verhältnisse zwingen die Verleiher in diesem Fall, von ihrem Recht Gebrauch zu maehin. Ein weiterer positiver Beschluß • wurde gefaßt dahin¬ gehend, daß die Vermietung der neuen Pro¬ duktion 1923 24 frühestens ab 1. September 1923 vor iich gehen dürfe. Es ist also mit einer wesentlichen Ein¬ schränkung des Ueberangebotes , wenig¬ stens bis zu diesem Zeitpunkt, zu rechnen. Die Sensation des ersten Verhandlungstages brachte das Referat des geschäftsführenden Direktors der Deulig, D. Melamerson, über ,,Neue Wege in der Verleihsaison 1923/24“. Die inhaltlich bedeut¬ samen, auf weitgesteckte Horizonte Ausschau haltenden Gedankengänge Melamersons, die er mit packender Wärme und rhetorischer Sicherheit vorbrachte, fanden bei der Versammlung das allerlebhafteste Echo. Wir lassen in nachstehendem das uns von Herrn Direktor Melamerson freundlich zur Verfügung gestellte Referat wörtlich folgen: Neue Wege in der Verleihsaison 1923 24. Referat des geschäftsführenden Direktors D. M e I a m e r s oii der Deulig. Die letzten Monate sind harte Lehrmeister für uns gewesen. Ein Kaufmann lernt ja nie aus, und gerade in unserer Zeit, wo sich von Monat zu Monat, ja beinahe von Tag zu Tag, die Verhältnisse ändern, lernt jeder von un> immer wieder Neues. Aber wir dürfen, vielleicht auf di«- Gefahr hin un> selbst zu beschämen, an die Spitze unserer Erörterung«-! > stellen, «laß wir Verleihi-r besonders viel zu lernen hatten Ueber den Streit der Meinungen hinaus und unabhängig von der Erlegung dieser Stunden, in denen, wie wir all« fühlen, unser geiiu-insames Schicksal entschieden werden soll und muß steht vor uns allen klar die Erkenntnis, daß «l a * alte System zusammen gebrochen ist, wir sehen die Gemeinsamkeit «ler G«-fahr für uns alle, und wir empfinden einer wie «1er and«*rv jenen Gemeinschaftsgeist. der im Augenbli« k höchster Gefahr Männer von Verant wortlichk«-itsg«-fühl Gott sei Dank stärk«-r als sonst zu er- füllen pflegt. Wir haben alle mit S<-hn-«-ken gesehen, wie jen«\s System eigentlich improvisiert war, auf dem sich doch jetzt schon seit einer stattlichen Reihe von Jahren unsere ernste Lebensarbeit un«l alle unsere Geschicklichkeit kräfteverschwendend aufgebaut hat Wir sehen, «laß wir in einer Zt-it, in der die Filmin«lustri<- sich einen ersten Plat¬ in der deutschen Industrie erworben hat, mit einem für uns alle verbindlichen Verleihsystem arbeiten mußten, da* darauf aufgebaut war, die an sich praktisch genommei’ nichts sagendsten Verträge auf Jahre hinaus abzu schließen, für die weder eine Arbeit«- noch sonstige Leistung als Pfan«! geboten wurtle, uiul für «lie s«-lbstverstän«Uich von der Gegenseite ebenfalls praktisch genommen nur eben*" nichtssagen«!«- Verbindlichkeiten eingegangen wurce-n. So kam es zu den b«>kannten prunkvollen Ziffern — auf dein Papier! In «1er Diskussion «1er letzten Zeit mit ihrem zum T-il höchst wertvollen Material und den hinter uns liegenden, klärenden Meinungsäußerungen in «l«-n Zeitungen ist «Iw Verurteilung dieses Systems mit vollkommener Ein m ü t i g k e i t festgestellt worden. Der tiefe sachlich«’ Ernst dieser Diskussion beweist, «laß die schwere Not dieser Zeit uns ebenso allen klargemaebt hat, «laß di«- Zeiten rhetorischer Selbstgefälligkeit und eitlen aneinamlcr Vorbei schwatzens vorüber sind, und «laß wir fest entschlossen sin'l. sofort etwas Neues an die Stelle des lebensunfähigen Alten zu stellen. Erlauben Sie mir bitte nun den Versueh zu mache» systematisch zusammenzufassen. was an klar erkannt«*» Fehlern aufgezeigt werrlcn kann und wo nach «len bisherigen Anregungen eine Bekämpfung «lieser Fehler einzusetzen hätte. Punkt 1. Die Grundlage für «lie gesamte Reform ist, wenn man so sagen darf, ein „glatter Tisch“, d. h. wir müssen uns verpflichten, nicht eher wieder neue Ware an¬ zuschaffen bzw. auf «len Markt zu bringen, bis die vor¬ handenen Bestände restlos, txler jetlenfalls zur Hanp' sache ausgewertet sin«l. Das bedeutet praktisch, «laß wir um die Festlegung eines Anfangstermins für «li«- neue Suis«" 1 nicht herum können. Es kann nicht in das Belieben Jo«' 1 “ einzelnen gestellt werden, wann er mit seiner neuen W» 1 * herauskommt, und wir müss«>n einen Zeitpunkt fentsetzen¬ der w«-sentlieh spater liegt-, als wir t?s bisher gewohnt waren, mit anderen Worten, wir müssen ein ganzes oiler doch *ui# mindesten ein halbes Jahr vollkommen ausfallen las--* 11 Sie wissen ja, «laß ich diesen Vorschlag bereits im vorige» Jahre machte, und daß ich ihn lediglich fallen ließ, weil die Situation noch nicht reif dafür war, insbesondere