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Nr. 813 PerlKtnematograph —- Düsseldor f. müssen viertens das dreifach verzweigte Kalkulations¬ problem überwinden! lassen Sie mich hoffen, meine Damen und Herren, daß ich mit der vorstehenden Zusammeniassung Ihr eigenes Gefühl in grollen Zügen richtig wiedctgegolten halte, und überlassen Sie die Ausfüllung dieses Rahmens durch genaueste AusfülirungslK-stiminungen einer Kommission. Seien Sie sich alter alle bewußt, daß die sonst vielfach bestehenden (Gegensätze zwischen groß und klein, Konzern oder Nicht - konzern hier nicht vorhanden sind. Wir möchten doch nicht wieder erleben, daß, wenn wir z. B. die Einschränkung unserer Verleihprogram me besprechen, so mancher von uns im stillen liei sich denkt: .Jetzt ist meine Zeit gekommen; die anderen schränken ein, also werde ich 50 Prozent mehr Filme herausbringen als im Vorjahre. Wenn der eine ein besseres (Geschäft macht wie der andere, so liegt «las an seiner besseren Ware oder an seiner größerer kaufmännischen Tüchtigkeit, niemals aber daran, daß er seine (Geschäfte dadurch auf Kosten der Konkurrenz machen zu können glaubt, daß er unsere Beschlüsse oder andere, für alle in gleicher W eise geltenden Wirtschaftsgesetzc anders behandelt aU_ dir Konkurrenz. (Gelten Sie dieser Einsicht Raum, und geben Sie gleich¬ zeitig unserer Organisation die aller klarsten und gültigsten Vollmachten Stellen wir in diesem Augenblick, in «lern unser aller Existenz bedroht ist, kleinliche Sonder¬ vorteile zurück und verschaffen wir uns alle das vertrauen und ruhebringende (Gefühl, daß uns niemand in den Rücken fallen kann! l'nsere durch unsere Einigkeit mächtige Or¬ ganisation kann und wird dann wachen und jeden Versuch einer Zersplitterung mit unerschütterlicher Energie und. wenn notwendig, drakonischen .Malinahmen verhindern. Arbeiten Sie aber auch alle mit und halten Sie sich VU. Augen, «laß, falls nicht neu.- Wege in der Verleihsaison 1923/24 gefunden werden, der alte Weg der des Unter¬ gangs für uns alle sein wird. Ibe Parole in diesem, unserem bisher sch Wersten Existenzkämpfe heißt: Einigkeit, Vertrauen und V o 11 m a c h t für unsere Organisation! /Die mit größtem Interesse aufgenommenen Ausfüh riingen des Direktors Melanterson wurden im Verlauf der Debatte als noch nicht spruchreif hingt stellt und etiiH aus den Herren M e 1 a m e r s o n , Graf , Rosenfeld Dr. /Kahlenberg und Rechtsanwalt ( V a n d e n esc h e ii bestehenden jN t u die n t k.'o in m i s\s,i o,n zu¬ gewiesen. Itolifilmfragc und Dili ulirfrase- /In der R o Ii f i I m f a g e war sich die Versammlung über die schwerwiegende (Bedeutung der immer J weilet steigenden Rohfilmpreise einig und faßte den Beschlull, die Initiative zu V e r h a n tl 1 ii ii g e n mit den in Betracht kommenden Stellen gegei die katastrophale Preissteigerung dem Vorstand zu überlassen. /In hier Ein f uhrfrag e wurde mach dem /Referat von (Generaldirektor Jakob eine lebhafte Debatte ah- gi führt, in der von allen Seiten die Anschauung vertreten wurde, daß die freie Einfuhr zurzeit eine Un¬ möglichkeit bedeutet. Anderseits war sich die Ver¬ sammlung ebenso einmütig darüber klar, daß die derzeit igr Regelung mit den Mißständen des Kontingentsclieinbanil.-h beseitigt werden müsse. Es gelangte ein Antrag Meli me r so n mit großer Mehrheit'zur Annahme.; In dem An¬ trag wird ausgeführt: Der ideale Zustand wäre die freie Einfuhr: dies ist aber bei der gegenwärtigen Wirtschaft* läge nicht durchführbar. Doch soll dieser Zustand durch progressiven Abbau der Eiofuhrbesc hrän- k u n g e n entsprechend der Jeweiligen Wirtschaftslage er¬ reicht werden. Sonclerverhrnndlungeii mit der rheinisch-westfälischen Gruppt /Außerhalb des Rahmens der Tagung trat der Vorstand mit /den Herren Sander und Kronenberg von üer rheinisch -westfälischen Gruppe zu einer Sond erbesprech ung zusammen, in deren Verlaut betont wurde, daß von dem HOprozentigen Aufschlag unter gar keinen Umständenein Nachlaß gewährt werden könne. Die Herren aus Rheinland und Westfale* brachten für den Standpunkt au<-h das nötige Vcrständni- auf. Es wurde angeregt, die Verleiher in Düsse! d o r f zu einer Fühlungnahme in dieser Frage mit dem dortigen Theaterbesitr.erverein zusammen zuführen. Berliner Filmneuheiten. Referat unseres Korrespondenten Dr. .Max Preis, Berlin Halensee. er Graf von Charolais“. Manuskript (nach | Richard Beer-Hoftnanns Trauerspiel) von B. E. | Lüthge-. Regie: Karl Grüne. Fabrikat: Stern Film. Verleih: Xationalfilm A. G. (Alhambra ) Historie im Film kann sieh zweifach aus wirken. Entweder ist sie nur Kostüm, nur Kolorit, nur dazu aufgerollt, um einem Anschauungsbilderhogen zu dienen, oder sie ist Folie, von der sich, den oft ver¬ wirrenden Schwingungen der Gegenwart entrückt, und darum klarer, reiner, überzeugender, allgemein Mensch liches abhebt. Gefühl und Leidenschaft, Trieb und Hemmung werden dadurch exterritorial, werden auf ihre elementare, auf ihre Grundformel gebracht. Und noch eines: durch diese Entrückung in eine verstorbene Zeit gewinnt der rein menschliche Konflikt an Mit¬ teilsamkeit und Verständlichkeit und ebenso an Tiefe, weil er nicht mehr als Produkt der Zeit erscheint. P&!1 r letzten Eudes bei aller elementaren Stärke auch Produkt der Zeit ist, in die er gestellt wird, stört nicht mehr, weil uns die Motive dieser Zeit el>eii nicht mehr persönlich berühren, weil diese Motive für uns erloschen sind und uns ganz nahe an das reine Mit¬ empfinden des Konflikts au sich herankommen lassen. Dali der leere, unbeseelte Aufbau einer geschichtlichen Epoche dem Film im allerbesten Falle eine rasch ver lierbare Augenweide gewinnen kann, ist ebenso um zweifelhaft wie die Erkenntnis, daß de: historisch' Film nur dann künstlerische und dramatische Existenz, bedingung hat. wenn er, einges|iannt in den All menschliches neutralisierenden Rahmen eines geschieht liehen Rhythmus, allmenschliche Problematik auf blättert. Die starken, ganz und gar nur menschlich um schriebenen Motive in Beer Hofmanus Trauerspiel „Df (Graf von Charolais“ kommen durch die Ent rückung um Jahrhunderte aus unserer Atmosphäre zu dichterisch verdichtetem Ausdruck. Dieser gefüld- mäßigen Motivstellung hatte das Manuskript in erster Linie nachzugehen. wollte es nicht Handlungseffekte aufspeichernde Veräußerlichung, sondern der Dieh tung folgende Verinnerlichung und seelische Ausholuti- des Stofflichen werden. Diesen allerdings nur für ein<- vornehme Feder vorgezeichneteu Weg ist der Filmaul " B. E. Lüthge mit einer schönen Konsequenz gegangen Handlungsreiz und Zeitkolorit wurden ihm Rahmen, in den er Menschen zu stellen bemüht war. Wenn er manches bei Beer-Hof mann Gegebene in krassen 12