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Der Kinematograph (December 1922)

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Nr. 824 Df KlnmatOfTMli — Dtt«t>l4of1. Hugo Caroly, lugeuleur Amtliohsr 8Mhv«rst*ndi(p« für Kino usd Projektion HöIr, Acrtpinitr. 19 — SIAndlgnn groBes Lager bi — umo -upiHwiei piio zootiior Maschinen, Lampen, Tranalor- maloren, WMerstSnde, Kohlen. s»eu vor oiii ^aiiz Kuii^lwork irosto'li. »lein er sich erst an/.U|K(sseti liat. ehe er <*s wirklii'h „^renielJen“ konnte. Wa' ><»ll man iil>erlian|>t unter ..Knnstjremill“ ver¬ stehen? .'sii-liei-lii-h in erster l.inie «mii snl>jektives Knipfiinieii.das ilnr. h eine kiinstlerisel e Wirkiiiifr aus «•elösl wird! Nun imilJ freilieli unterscliiedeii weitleii zwisclieii dem Kunstireniili des I’uhlikiims und dem Knnsty:enuH des Kritikers. E' ist «•inmal sresairt worden. <ler Kritik«'!- dürfe ^ar nicht ..fieuielJen". um ot»jektiv urteilen zu können. Hier kommt man auf das ewisr»' Dilemma d« ■ Kui-stkritik! Wie lälit si«-l das suhjt'ktive K npfimh'ii des Kunstireniisses mit der (>!>j>‘klivitäl der Kunstkritik vereiniiren? •lede Kritik wird stets individuell sein, es frafit sieh mii-. w r sie liltt. Es ist bekannt, dati si<'h in «ler Kunst die Kritik«'!! iib«‘r ein nnd dens«'llK'n t!^:re!lstand oft direkt widerspreel;«'!«. Die individiu'll«' .Vnsiclit wird also bei kein«'!' Kritik aus/usehalten sein. Es koninit nun darauf au. was für ein ..Indiviiuuni" kritisiert. Es «rillt nätulieh sonderbare Individuen, di«' sieh zu t'iner Kritik iM'nift'n fühlen, ohne «'s zu sein, und deren Kritiken pfle;r«‘n am si'hlitnmst«*!!, am sehroffsteii zu sein, womit sie ihr«'!i Manirel .in Kriiikfähitrkeit zu vertus«'h«*!i sm-lien. Der Kritiker darf uml soll «'benfalls ,.;renieli«'!!“. sonst kann «'f «'lu'n nicht urteilen. Seine rrteilskraft muü aber sreläut.'rt sein, er iiind Verstäinlnis und ein- sehläpiire Ki'nntniss«'. vor allem Erfahtiinir in dem Kuiistbereieli besitzen, in dem er sich k -itisierend b««- tätisrt. Dies ist ein«* unerläßliche VorlM'din.irunir für den Kritikerberuf, für den sii'h so viele Ix'ruf«'!! fühlen, abe!- wirklich nur weiiijre auserlesen sind. \i«-ht zum w«'niirsten ist dies bei der Filmkritik zu lx'oliacht«*n. Di«* obj«'ktive Kritik schließt ein subjektives lie- ni«*ßen nicht aus. Die Kritik wird itntner subjektiv gefärbt sein; dann kann ein wirklich objektives Mild übe! «'in Kunstwerk eiiri'iitlii'h erst dur<-h Verjrleich ver- sc'hiedener Kritiken >rewonnen weitlen. Wenn ein Kritiker an die B«nirteilum: eines Werkes ht'rantritt. dann winl er von .s<>inem individut*ll<'!i Empfinden, von den Eindrü«'k«‘n. die ein Kunstwerk auf ihn niachte, ireleitet. Daß dieses .subjektive E!npfind«*»L,ih!n niehr «)der weiiisrer ..(b'iiuß“ bereitet, liegt auf aer Hand, und tlanach wird sich sein Urteil richten So ist sicher¬ lich ein gewisser Zu.saninienhang zwischen Kritik und Kunstgenuß fe zustellen. Allerdings genießt der Kritiker anders al.s das Publikuni. Er wird stets seinen ätand|iunkt als Kritiker hervorkehren, während ander .seits auch dem Publikum ein gewis.ser Kritikerstand¬ punkt nicht abzusprechen ist. Hier spielt natürlich der vers(*hi«*den«* Ib'schmack. die verschiedenartige Bildung. IJeschlecht und .Alter des Publikums eine große Rolle. Da nun gerade im Kino das Publikum außerordentlich gemischt ist. wird die Beurteilung eines Films auch .sehr verschit'den ausfallen. Rs gibt aber sogenannte ..Pu blikumserfolge" von Filmen, die beim Publikum all gemein anspix'chen, al>er einer richtigen Kritik nicht standhalten. Das Ibjblikum urteilt im allgemeinen ol>er- flä«-hlich. es läßt sich vo i momentanen Eindrücken Im'- einflusseii. die größtenteils in Aeußerlichkeiten be gründet liegen. Im übrigen ist und bleibt das Pu blikum das große unlösoare Rätsel in der Frage des Erfolgs. Das Publikum geht auch nicht ins Kino, um zu kritisieren, sondern uni zu genießen. Es ist nun freili<'h nicht zu leugnen, daß es auch unter den Filmen manchen ..ungenießbaren" gibt. alH*r in weh'her Kunst fände sich nicht elienfalls l'ngenießliares? Sei «'S die HaiKilung. .sei es die Darstellung, weh'hes lieides auch oft bei Bühnenstücken eine tadell.ise Kritik herausfordert, .sei es die Regie, sei es die Photograohi«* und .sonstige Technik des F'ilms. Der Kriliker wird dem allem anders gegenüher- >!«*he!i als das Publikum. Im Th«'ater verhält es sich «'lieiiso. Das Ihiblikum überläßt siel; eben dem sorg- loscMi Ceiiiiß, es läßt den Film auf sich wirken, man könnte sag«*n. in rein sinnlicher Wei.sc. Das große l'üblikum sieht. «*.s denkt nicht, und nur .soweit es sic'h zum Denken a-afrafft. ist es kritisch veranlagt. Damm di«* gmßon Erfolge der aiisstattungsreii-hen Monnnientalfilme mit ihren wunderbaren Aufnahnien. die das Aüg*‘ und das Herz Imfriedigen. wenn auch «ift der Deist daran unbeteiligt bleibt! Auf die äußere Aiifmac'liung. auf das Szen«uibild. auf pompös«', märchen hafte Ausstattung, auf prät'htige Landschaft-sbild«*!- wird ein großer Wert gelegt. - oft ist der Rahmen des Bildes hiei wertvoller als das Bild selber. Man 'i>«'knlierf auf d«*n Augensimi, auf «las (lefühl. vielleii'ht .iu« h auf gewis:u' men.schlii'he Schwächen, vor allem im Kilmlustspi«*!. .Aber selbst große .Ausstattungsfilm«* 'im! mituntei arm an Handlung, an wahrem Gehalt. Es w«*rdcn .Aug«*nbli«ksbilder von heftig ersthütternder Wirkung dargcstellt. unterbrochen von präc'htigen l.a!i«l-«cbafts- o«ler pomtiösen Massen- oder .Ausstattungs s-/.en«*ti, und spricht «labei von ..Filmschauspiel“ oder ..Filmdrama". Das ist noch keine eigentliche Film¬ kunst. Von einer solchen muß gefordert werden, daß die Handlung, eine wirkliche Handlung, also der In halt «‘ines Films in dessen besondere Darstellungs weise sich einfügt. Dieses Probien ist noch nic'ht voll¬ kommen gehösl. Nur einseitig, und zwar nach dem äuß«'reti Eindruck hin, strebt man nach Erfolg, man macht dem sinnlichen Vergnügen z;i viel Kon Zession, man will nur einen Genuß her Vorbringen, der an der Ob*'rfläch« haftet, der aber auch oberfläch lieh bleibt. Darum jagt gewis.sermaßen ein Großfilni den anderen, einer will den anderen übertrumpfen, man greift zu den gewagtesten Situationen und Konflikten, wohl in «ler Erkenntnis, daß es dem Film vielfach noch an Innerlit'hkeit fehlt und deshalb „Sensationen“ herhalten müs.sen. um den Erfolg zu sichern. Und das heutige Publikum wird ganz richtig eingescliätzt. wenn man ihm solche Filme bietet, die ihm in der Tat ein ..Genuß“ .sind. Das kritiklose Publikum unserer Zeit ist ja weiter nichts als ein Genießer im gröbsten Sinne des Wortes. Damit ist jedoch der wahren Filmkunst nicht gedient, wenn einem solchem Publikum zu weit gehende Konzessionen gemacht werden. Kommt beim Film in erster Linie das Auge in Betracht, durch das die Wirkung eines F'ilms vermittelt