Der Kinematograph (December 1922)

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No. 825 Per Klnomafetraph — PÜ$8e*dort. ff" Krupp-Ernemann>Stahlpro]ektor MPERATOR fi stet» vorrät'c;. 41477 ..Qualität" i.'it übiigt'ii.- zum Sclila^wuil unserer Zeii geworden, vor allem, wa^ deut-eh*- HrzeuKiii.sse aller Art unlaii^t entscheidet allein in der Filmindustrie. Aber die deutsehe Filmin lu^t.-ie arl>eitet anseheinend ja sehr mit liilanzeii kaurmännisel er .\rt. d. h. sie stellt das re ch n c ri s eh e ErireFnis in den Vorder ^rund. wozu allerdings die ge-eawäi ti«ri>ii v\ irt^ehaft liehen Verhältnisse verleiten,und d is K ün s 11 e r is ch e kommt erst in zweiter Linie. J)a.s i.st entsehiedmi falseh! Allerdings: .Vusnahmen hestätigen aueh hier die Regel. Aber aueh grobe Filmsresellseharten sind nicht immer unter diesen Ausnahmen zu finden. In der Filmindustrie muli das Prinzip aussehlag gebend sein, das auf der Kunst basiert. Der Film als solcher raub als Einzelwei k lanirteilt werden, aber sein Vertrieb wird nach industriellen Gesichtspunkten ein¬ gerichtet. d. h. hier spielt die ruhmreiche Bilanz die Hauptrolle. Da kommt man aber auf einen wunden Ihinkt, dem man im heutigen Filmwesen inannigfach begegnet: Film-Herstellung und Film-Vertrieb ruhen oft in einer Hand. Bei der Grundversehiedenheit von Herstellung und Vertrieb, deren jedes von ganz anders gearteten Prinzipien au.sgeht, verträgt sich nicht ihre Vereinigung. Allerdings kann, zumal heutzutage, die Kun.st nicht ohne Geschäft e.xi.stieren, aber beide.» ist scharf voneinander zu trennen. Sobald geschäftliche Rücksichten bei der Kunst mabgebend werden, sinkt sie herab Dies ist bei jeder Kunst der Fall, auch bei der Filmkunst. D'-n geschäftlichen Erfolg entscheidet meist das Publikum. Legt man aber in die Hände dieses Massenkonglomerats die Entscheidung über Kunst, dann wird man stets Enttäuschungen erleben, wie man .sie in letzter Zeit vielfach erlebt hat. und zwar auf der Bühne sowohl wie auf der Leinwand. Die große Masse besitzt kein künstlerisches Urteil, man wird ein solches von ihr auch nicht verlangen dürfen. Der „Geschmack" des Publikums ist hinlänglich bekannt. Aber diesen Geschmack zu heben, sollte auch, wie auf anderen Gebieten der Kunst, Aufgabe der Filmkunst sein, die dem guten Geschmack durchaus nicht dient, wenn sie dem Geschmack des Publikums alDin entgegenkommt. Der Film ist ja kein Warenhausartikel. und doch wird r leider oft /.u ein.-m -.olchen irolempeli. Daran irä^: li:!' Filmindustrie di" SihiiM. die zu wenig das Kunst ! l'-risehe und zu 'chi d.ir, Geschüftlicln- iM-rücksichtiet Man denke <l.i vor allem an die Erzeugnisse, die Film lU'tspiele sein 'ollen. Tiidustrieware. aber kein Kunst erzeugnis! Die Filmindustrie mub lernen, dab sie sieh von anderen lndu-lrie;i we se n 11 i eh mite s hei let, ila: sie vor alb ni die Aufg.iUe eim-i F i I m - K ii n s t indiistrie. nieht die •■im r Filmkunst Industrie zu erfüllen hat Wenn -ie vom wahren Wesen des Films unbeirrt ilim-li s.-ine gesehiiftlii lieii Erfulre. sieh leiten labt, wenn sie den imiereii Kern d«-^ Films riehtig er kaum und in dieser Ki kemitiiis .m die PrrNluktion heraiitritt. wenn sie :ilso den Film iiielit als M .ire sondern. w.is er ist oder zum mindesten sein soll, ab Kiiiislwerk lietr.ieht(*t. dann wird das gi'samte Film wesen ein \i\e.iti erreit lien -/.ii <b‘s»fii Holie sii-h auel. sehiiidilieli d l' l‘ublikiim enii»oiv.i dien läbt. Dann wäre zugleieli eine der schiinsten Viifg.ilieii des Films er reicht: den (e'-chmaek zu heben und so er:'.iehlie|i und so erzitdilieh auf il.as P\|liliknm einznwirken. Dies biaue!ii durehaus uielif Idol.', dureh soi.r..uaniit>- ..he lehrrnd. " Fiime zu gesell.dien, denn ein gutes Drama, (lieh ein Liis.'i.id ,uif der Leinw.ind kann liöhere \iiigabeii erfii |en .»N lediglieh lie Xerveii und die l.aelimuskeln kit/.elu. E' kummi nun noch dazu. ilaU die Fümindiisl:ie bei ihren mit vielst.-lligeri Z.il.len erscheinenden Bilanzen oft nur mit Seheingewin.o-n oiieriert. Man inub die letzteien in die r i e li t i g e Bi‘Ziehung zum •regenwärtigell Geldwiu-t setzen, was aber, sii-herli'-h ni .•illgemeineii. nieht gescldeht. so laß sieh die \ll ■gemeinheit von diesen Riesen/iff. in blenden läbt. Die • '■eldentWertung, die in den lef:'|iMi Wochen tnit Riesen -chritten erfolgt ist. die damit zus.amineii;iängende enorme Steigerung der T’roduktion.skosten. /.umal die Erreichung und teilweise ri'hersehreitimg der so genannten Weltiiarität haben d.izii g'efülirl. d.ab der dentsehe Film nii-ht mehr so exuortfähig ist wie noch vor kurzem, aiidererseits das Inl.ind auch nicht in der Lage ist. die Produktion in größerem Maßsfabe ar.fzu nehmen. Hier muß ein Riegel vorgesehobeii werden, wenn di.- letzten und unheilvollsten Konsequenzen ver hindert werden 'ollen. die der kaum ertdfihten deutschen Filmindustrie unl.ero'-heubaren Schaden zufiigen wii.-den. Zur Verhütung desselben und 'die nrophylaktisehen Maßnahmen müßten sehr bald getroffen werden, ehe der kränkelnde Körper gän/ii<-h viufällt. denn daß der Gesamtorganismus trotz alle* Seh-unblüte kränkelt, kann nielit geleugnet werden muß man vor .illem dazu greifen, wie schon oben ausg-.'führt w'iirde. die künstle’isehe Qualität in jcd.T Hinsicht zu hpl>en. dann .iber auch die Produktion uuan*itafiv herabzusetzen, was ja allerdings bereits autumatise i geschieht. Diese Maßnahmen erfordeni Selbstüberwindung. Da hieße es. die hohen (J.igen. die Regiesneseu. die überaus hohen .•VufWendungen für d.-is p-jin/..* .\uss?attun‘’’sw’esen herab- .setzen. Der Inhalt, nieht das .Keußere. muß das H,iui.tinteresse in .\n'i>rm*h iiehtneu. wot.ei aueh noch die MöeRchkeii der Xatuiaufuahiue. die dem Film vor dem F.fibnenw'*i k zusteht, sehr ins Gewicht fällt. Die verschiedenen Interessen müßten ve'.*ini<gt werden: PriKliizenten. Mit wirkende. Mat.-rialliofe.-anten. vor allem aber aueh die Fitmstars müßten Opfer bringen, so si'hwer dies ;iueh sein ma*'. .\her im Bereiehe der M ö 1 i eh k e i t Läge ein sep hes O* f«r sieherlieh. und heiitieent.i'rs sollte nichts nnverstielit gelassen werden, üt’er die >fisere hinwegrukommen. die Deutschland und seinem ean'ren O'^^anierrus. nieht zum wenigsten auch seiner Filmindustrie, droht. 6