Der Kinematograph (December 1922)

Record Details:

Something wrong or inaccurate about this page? Let us Know!

Thanks for helping us continually improve the quality of the Lantern search engine for all of our users! We have millions of scanned pages, so user reports are incredibly helpful for us to identify places where we can improve and update the metadata.

Please describe the issue below, and click "Submit" to send your comments to our team! If you'd prefer, you can also send us an email to mhdl@commarts.wisc.edu with your comments.




We use Optical Character Recognition (OCR) during our scanning and processing workflow to make the content of each page searchable. You can view the automatically generated text below as well as copy and paste individual pieces of text to quote in your own work.

Text recognition is never 100% accurate. Many parts of the scanned page may not be reflected in the OCR text output, including: images, page layout, certain fonts or handwriting.

Nr. 825 Der Ktnematofraph — DOssHdoM. Hogo Caroly, logeDlegr Amtliober 8*obv«irMAodi(r>v für Kk.o und Projf^ion ^ISr: Köln, Afrippaitt. 19 ?TCir bilität.xkalkulatioii /.ur Uimiöglichkeit rii inui luMi und schlie߬ lich auch noch ihr 1‘rcstigc durch (>ffi::icllcs Ahrüok«-ii und Mißachtung in niedriger Weise v.u geUhr len. In der li'tzten Woche nuißten wir energii»ch Front machen gegen den l'kas des Regierungspräsidenten von Westfalen, der die Lichtspieltheater mit den Rummelplätzen in einen Topf zu werfen Indieht; häufig schon vermeldeten wir die Schildbürgerci von Ortspolizeigewaltigen, «lie in grotesken, in monströsen und skurrilen App.lKT. d.i«- Oeffentliehkeil zum Kampfe gegen den ,.Schmutz" und «l<*n ,,.S hun<l" im Kino aufriefen, die zur Bildung von Aufsic htsgn-mien un<l zu brunnerischer Schnüffelei in amtlichen S<hreil>en und in versteckten Liseraten <ler Tageszeitungen aufff.rderten. Heute haben wir uns witsler einmal mi einem Pfuhlbürgerstreiche 7.U befassen, der sich im bajerischen BamlKi-g zugetragen hat. wo der als Beisitzer der Kammerlichtspiele in Mannheim iH'kannte TheaU rfachmann Leonhard Wüthele im Juli des Jahres ein Lichtspieltheater. <las wähnuid der Sommer¬ monate geschlos.sen war, gekauft hatte. Herr Wüthele hatte der Behörtle die übliche Mitteilung gemacht, daß er das TheaU*r käuflich erworben und daß er es unter R-rück- sichtigung der steiler- und baupolizeilichen Vorschriften ab SeptemlHT weiterzuführen Ix-absichtige. Als er nun das Programm anmelden ließ und die fertige Reklame vorlcgte, wnmle seinem Boten erklärt, daß Herr W. überhaupt nicht das Recht habe, Lichtspielvorführungen zu veranstalten, <la ihm ja gar keine Konzession erteilt wonlen sei. Auf die Vorstellungen beim Polizeiainte, .laß zum Btdriebe eines Licht.spielhauses eine Konzes.sion überhaupt nicht erfonlerlich sei. sah sich der betreffende Bi-amte iM-müßigt. in seiner ganzen Handbibliothek nach «lern Stichwort«* ,,Konzession" zu fahnden, um seiiu* in Kinoangelegenheiten anscheiaend reichlich dürftige Sach- und Faehkenntnis zu erweitern und durch helfende Paragraphen rückgratig zu stärken. Da.s Ergebnis des langwierigen Wälzeits der Gesetzt'sbücher war, wk* selbstverständlich vorherzus<*hen. ein n«‘gativcs, so daß der PolizeilH-amte den Standpunkt lies Theat<*rbesitzers als zu R«*cht liesteheiid anerkennen mußte und die strittige Angelegenheit als erledigt betrachtete. Nicht der gleichen Meinung aber war der hochwohl- löbUche Sta«ltrat, <ler unserem («ewährsmaniu* in den ersten SeptemlxTtagen eine Entschekliing zukommen ließ, die wir ob des Kuriositätsinteress« s. das .sie schon auf Grund der herangi-zogenen Gesetzesbestimmungen von Anno 1868 und 1 8 7 2 (sic!) beanspruchen darf, nachstehend mit- teilen: „1. Der Antrag <les Kaufmanns Ix^onhard Wüthele aus Mannheim auf fIrN ilung der polizeilichen Genehmi¬ gung zum Betrieb des Kiiu*matographentheaters, Regina- Lichtspiek** in Bamberg, Obere iSandstr. 7, wird abge¬ wiesen. 2. Für gegenwärtigen Be‘schluß kommt eine Gebühr von Mk. 60,— in An^tz. Grünile; Zum Betriebeines Kinematographentheater- ist nach Art. 32 Ziff. 2 PStOB. in Verbindung mit § s der \ er<*rdnung vom 3. Juli 1868. un<l nach § 15 tler Ver Ordnung vom 4. Januar 1872 di«- Erlaubnis dt-.s .Stadtrat«-- «•rforderlicli. Die Ert«-iliing o<ler Nichterteilung der Er laubnis ist gemäß !} 5 der Veronlnung vom 3. Juli 186' in da.s pflichtgemäß«- Ermeas«-n «les Studtrates gc-stellt ln Bamlx-rg iM-fiiulen sich Is n-its vier Lichtspiel theater, eine Anzahl, die «lern Bedürfnis «ler R-völkeninv e ner Sta<lt von .50 000 Einwohnern vollständig genügt Di<-s b«-w«-ist der l'nistand. «laß «las früher auf dem An west-n OU-rt- .Samlstraßt- 7 betricla-iu- Liehtspk-lhau Astoria (jetzt R<-gina) mangi-Ls genügenden R-suchc vor mehn-ren .Monaten gt-schlossi-ii wenlen mußte uiic bis j«-tet gi-schloss«-!! war. Es war deshalb die erlK-U-ne Erlaubnis zu versa-.: n IVr .Aii.s.spruch im Gebühreiipimkt r.clitfertigt sich iiacl Art. 142. 14.3. 166. 167 ii. 175 <les Kosti-ng.-s tz. s. Stswltrat; gcz. Rattel ur.«l Kück«-1. Aiisg«‘f. Bamlx-rg. «k-n 5. S-pt. 1022." Ein l’olizciwachtiiu-ister erhalt «-ig«-ns den Auftra-; durülx-r zu wachen, daß die Vorstellungen auf Cirund «le Entschekliing Jes .‘stafltrates ausges«-tzt würden. IXr ii seinem Geschäft dur«-b die Schließung :mf «'as alK-renipfiin! lich.ste g«-sehä ligte B«-sitzt-r v«-rsu. lit<- nun, dur-h Int«-i pellatioii «les Bamlx-rger Bürgeriiu-isters eine Wk-ilen-röffnun. st-ines Haus«-s zu ermöglichen. Das Stailtolx'rhaujit 't-lll' <l«-n .Stadtrat als die verantwortlich.«- Instanz hin. der Staili rat ve wit-s auf «lic Polizeib<-h«'ir.le und diese wk-«lerum an: «len Sta<ltrat, so «laß «in nicht eiidenwoll mler Kreis eni staiul, ein pos.si(-rliches Vcrstcckspi«-!. über «ins man nur her/ haft lachen könnte, wärt- «-s nicht s«» .sciiikuiiös uii'l traurig. .Auf dk- n-cht dringliche Anfrage d«s g«-het:-.ten Tht-atei Ix-.sitzers, wer «lenn nun eigeiitlicli von all «len HerrschafU-e für den ent.stehenden .Schalen haftbar gemacht werd« könnt-, wußte man allerorts nur eiiu- einzige .\ntv»ort, ein« recht banale Au.sflu«ht, dk- mit abwclm-iulcr Geste da- au.sführcn«k> Grgan, «leii P«>lizeiwaclitm<-ister. <l«-r «1 ■ Schließung «Inrchgefühit hatte, als «-inzigt-n Sün<lenlKX h darstellte. Dt-r ewig«-ii Wirstt-llung und fruchtl«»seii Bamlx-rg* B«-mühungen mü«!«-. vvamltc sich uns«-r G«-\vährsniann dur- .st-inen R«'chtsbcistand in cin«-ra au.sführli«hen Schreib« an «Ik- R«-gi«-rung von OlM-rfrankci». «lie «lern eigenartig« Spiel der Sta«ltlu-mit <ladur< h ein Emlc st-tzte. daß sie an« 16. Oktola-r den Be.->«-hluß des Bamlx-rger .Sta<ltrates a nicht zu Recht bestehen«! aufhob. Als eigen¬ artig vertUent «lie Tatsache Ix-sondcn- Erwähnung, d « dieser B<-schliiß genau 14 Tag.- brauchte, bis er «len V • - in «las Bun-au «les R«-chtsanwaltes faml. Ja. ja, «lie Po-: Wir richten hiermit an .Staat ui'«l Stä<h«-. «lie do« h wenn wir üh<-rhaupt ülx-r «lie Griimllx-griffe der Staatsbürg ' kun«le einigt-rnialk-n richtig informk-rt sin<l, nur «larin ihi E.xistenzls rcchtigung halvn. «laß sie «las Lolx-n un«l «i: Erwerbsniögliehki-iten «ler Bürger s«hütz(-n un«l gew:- leisten, «lie Frag«-, ob «lerartige Ränkespiele, wie wir vorsteheml «ler (X-ffentlichkeit niitgeteilt habt-n, «lurch -Ii« zur Re«le stehen«!e Materie irgi-ndwic begründet erscheinen können un«l wer dem schw«-r gt-schäiligten TheaterbesitzC für dk- entstanflenen Verluste haftbar ist ? Wir begnü:.'«' uns nicht mit «lern von «len Bamlierger .Sta<lträU-n gegeben*’« Hinweis auf einen Polizeiwachtmeister, der d«x:h ganz fragl nur einen ihm höheren Orts erteilten Befehl aiLsg-führt h'' Wir beiuf(-ii uns auf «len Ix-i festlichen Gek-gcnh« .' häufig zum Ausdruck gebt achten Unterstüt::ungswillen niall g«-bUcher Regierungsvertreter, und wir fordern und erheisch.-: namens «ler gesamten deut.schcn Filmindustrie Anerkennung von deren Lebensbereehtigung, von deren Entwickliuig^ notwendigki-it un«i von ihrem verbrieften Anrechte tatkräftige Förderung! C. 10