Der Kinematograph (December 1922)

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Hr: 826 D«»r'*Klwin«<ofr a pli — Dfl«trtdort. Sehr dekorativ und spielrassig cie Zigeunerin Lil Alexandra. Antik aufrauschi* ider Zirkusbeifall lohnte die Filnipreiniere ini Großen <( )iauspielhaus. ..Das Hohelied der Liebe“. Manuskript: Johannes Riemann. Regie: Heinz S'chall. Fabrikat: Koop-Film. Verleih: Caesar-Film G. m b. H.. Berlin. (Schauburg.) Sanfter die Begebenheiten in ler Schau bürg. Dort wurde der neue .Johannes R i e m a n n - Film ..Das Hohelied der Liebe“ gezeisrt. Kaum mehr Spuren der Selbstherrlichkeit eines Stars, der auf seinem mimischen Klavier in Großaufnahmen brilliert. Diszi¬ plin. künstlerische Beherrschung im Spiel. Viel Lyrik im Sujet, viel Lyrik noch im Ausdruck, aber bekömm¬ lich. Nämlich: Riemann ist amh Verfasser des Films, der mit Goldschnitt-Allüren den Krnkliivt Väterfeind¬ schaft-Kinderliebe an einem Beispiel aus ländlichen Gutsbesitzerkreisen recht geschickt und bei aller Tränensüße doch auch dramatisch - wuchtig ab¬ wandelt. In der magdhaft-.sanften Cl.aire Rommer findet Riemann die gleich gute Hälfte. Und diese beiden Hälften geben ein sehenswertes Spieleanzes, das durch Gertrud Welckers innerlich lieteiligtes Mit- spielen die. freundliches Licht erst unter¬ streichende Schatten gewinnt. Regie: Heinz Schall, der besonders den ländlichen Rhythmus in hübsch er¬ faßten und harmonisch eingefüetcn Bildern aus- schwingen läßt. Am Schluß ein fiirchtliar kitschiger Titel mit dummem Geversel. Bitte, sofort entfernen. Photographie tadellos. Wirkung: Bombensicher. ..Die Finsternis und ihr Eigentum“. Regie: Martin Hartwig. Fabrikat: Deutsche Mutoscop- und Biograph-Ges. Verleih: Ufa. (Mozartsaal) Kino, prächtiges, spannunusvolles Kino spielt man im Mozartsaal. Schon das Thema ein Film. Und ein Film die ganze Aufmachung. Nichts, was den Kunst¬ bereich erwartungsvoller oder den problematisch denkenden Menschen bezwingen könnte, aber durch¬ aus eine Sache, die Kinoherz und Kinoherz beschenkt. Vererbungstheorie — angezweifelt — aufs Exempel probiert — Probe gelingt. Des Vaters Verbrecher¬ disposition muß nicht auf das Kind übergehen. Der Sohn des Mörders wi>xl glücklicher Ga^to der Tochter des Professors, der die Theorie anzweifelt. So sagte das in einem s. Z. vielgelesenen Roman Karl von Perfall, so erzählt es mit dramatischer Bildersprache der Film. Alles gut aufgemacht, wuchtig, ohne gewöhnlich zu werden, dargeboten. Rosa Valetti-F'ritz Kortner, ein Darstelleri>aar, das den Atem anhalten läßt, das den Beschauer zwingt in ungeheure Trieb¬ haftigkeiten hineiazuhorchen. Famos die Photographie des um Lubitsch groß gewordenen Theodor Sparkuhl. „Graf Festen barg“. Manuskript nach Felix Salten. Regie: Friedrich Zelnik. Fabrikat: Deulig. (Marmorhaus.) Felix Salten, etwas zu breitspurig nachgebaut, ist dieser noble, absolut wirk.same Film, der die Ge¬ schichte vom echten Kellner und falschen Grafen bringt. Wienerisch feuilletonistische« Parfüm auf der Leinwand. Esprit-Spritzer, sanfte Ironien um die han¬ delnden Menschen. Kräftige dramatische Akzente, aller Welt zugänglicher versöhnlicher Ausirang. allseits be¬ liebtes „Gesellschafts“-Spiel. Gehallte Spannung in Situation und Spiel, bildhaft schöpferischer Gedanke, reiche Fülle regietüchtigen Denkens, für das der be¬ währte Friedrich Zelnik verantwortlich zeichnet, der auch schauspieleriscn in all seiner herzhaft gewinnenden Natürlichkeit aus dem Kellner-Grafen einen wunder¬ vollen Menscher- macht. ,.Liebeslust und -List.“ Manuskript (nach Boccaccio) und Regie: Dr. Reinhard Binick. Fabrikat: Moira-Film. (Richard-Oswald-Licht spiele.) Decamerone-Stimmung im Film. Dekorative I aune, ornamentales Gewis.sen. Kostümrausch. Sinnlicher Zauber. Novellistische Dclikate.sse des Boccaccio mit Anstand und von einem Mann, der gleich Dr. Bnick künstlerisches Verantwortli: hkeitsgefühl besitzt, schön, mit Bildblick und Sinn für Kontra-itwirkung in den Film übersetzt. Er bringt zwei Episoden, die raffiniert sind und dabei volkstümlich tun. Pest in Florenz - heiter erhitzte SOdlichkeit — prächtig in der Gegen¬ stellung. Da.i alles mit Stilsubtili‘ät gesehen, gestellt, photographiert — zu neuen, bleibenden, ancrenehmen Filmeind rücken verdichtet; an denen neben der elastischen, unbeschwert federnden Regie die Darsteller Carl de Vogt. Cläre Lotto und besonders der be¬ zwingende Komiker Eugen Thyssen, dankenswerten Anteil haben. Brief vom Rhein. in V^-gpisterter Filmfreund in Düsseldorf hat, dem Zuge der Ztit folgend, ein Prcisau.s.schn il»en über 100 Dollar erlassen wollen. The ma:,, Wievi« 1 .Sch läge bat Eddie Polo schon auf seinen Hintt^rkopf erhalU'n, von denen er sich binnen zweier Minuten wieder restlos erholte J Wieviel Flaschen wurden hierlx-i zer¬ brochen, »ieviil Vasen zertrümmert, wieviel Eisenstangen krummgebogen und »ievicl Holz zu Hobelspänen ver¬ wandelt ? Wieviel von diesen Schlägen entfallen — unter genauer Berücksichtigung der in Frage kommenden Elinzel- materialitn — alkin auf den ,geheimni8Vollen Dolch?“ Die reaktionären Dunkelmänner haben unter dem Deckmantel des Di-visengesetzes ihren filmft indlichen Geifer verspritzt, und es ist ibntn geglückt, den schönen Plan durch Drohungen mit dem Staatsanwalt zu vereiteln! — Uns bleibt einstweilen nichts, ais die Hoffnung, daß man im freien Amerika die Idee aufnehmen wird. — Die Zahlen der richtigen Lösung wird die gesamte Filmwelt mit beson¬ derem Interesse zur Kenntnis nehmen! — Herr Robert Reine rt hat wahrscheinlich nur von dem Preisausechnüben, nicht aber von dem leider erfolgreichen Treiben der Dunkelmänrer g»>hört. Als er am Sonntag im Di*clatheater vor einer dichtgfsirängteii Menge sagte. Düss«‘Morf sei < inc der wenig«‘n Stä<lte, in df'nen man sich als Kün.stler wohl fühh-n könne — da hab«- ich mich als anständiger Mensch geschämt! Sehr geehrttT Herr Reinert, ich wiederhole es noch einmal: Ohne dc-n Film (und ohne manche Filmmusik!) müßten wir in Düsseldorf verdorren! — Die Zahl der Leut«. die das einsehen, mehrt sich. Die erfreulichen R'weise haben Sie ja mit eigenen Augen bei Ihrem Hiersidn erheben können. Ich gebe zu. ein Filmkünsth r könnte sich noch am ersUn hier wohl fühlen, weim es Filinkünstler gäbe, die sich so ausschließlich und eng an ihren Beruf schmiegten, wie das viele Musiker oder Bildkünstler taten und noch tun. Abt-r solche Filmküirstler sind nicht möglich. — Wer könnte sich erfreulich bewegen, wenn ihm nicht Musik in den Knoch« n steckte I Wer köimte „gut aussehen“, wenn ihm nich 4