Der Kinematograph (December 1922)

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Der Klnematograoh — DOsseldor*. Nr. 826 wenigstens unbewußt Fn*u(le an der Bildwirkung zuteil geworden wän^ ? Der Filinküiistier, «1er kein großi's Her/, hat niul nicht «lie tiefe V«Twandtsehaft all«-r Künst«“ spürt, ist f«‘lil am Ort. Gilt «las schon vom l>arstell«-r, so gilt es in ganz lK*.son<ierem Muße- v«)n einem Mann, «lein «ler ungeheure Vorzug lK“schie«len ist, eigene Filmi«liH-n in klar gi-sehauUn Bildern aus «ler Natur — aus seinen DarsU-llern un«l inslx-.stmiU-n- aueli ans der Landschaft! — nach ^finem Willen zu g*‘stnlten. Dies«-r Mann ist Robert R e i n e r t , und sein Werk .,1) i «• sterbenden Völker“ zeigt uns «lie Ver\virkli«-hung eines universell«-n S<höpfungstriel>es v«m großer Kruft. Ich wüßte keinen f'ilm. «l«-r in j«Mlem Kinzell>ildeh«‘n so ent¬ schieden un<i klar auf s«-inen Vat<‘r «ÜMitete, al.s di«*sen, auch keinen Film, in «lein sich I«le«- und Ausführung so r«*stlos entsprächen. Die Ide«- i.st gewaltsam und kühn, geht sie do<?h darauf, ein V'olk, «las schli«‘Blich imm«-r ein Begriff ist, in (wuiulerhar knapjx-n und schlagenden) EiiizelhihUrn zu konkndisien-n. Gewaltsam g«-ht Rünert mit seinen Dar- 8t«‘llem, gewaltsam auch mit st-inem Publikum um. Frau Nilk*n erweist «lie größte Wandlungsfähigkeit. Als prä¬ historisches Urweib geht sie in «lein (etwas zu umfangreich prähistorischen) Milieu derart auf, «laß ich ihrt‘ Identität nicht alleine fc.stznstellen verm«x;ht hätte". Weg«‘ner, Kortner, Ulmer, Gebühr sin«l so fest cingespaiiut, «laß kein Gedanke an eine Solopartie wach wenleii kann. Man «luelliert sich. man streitet mit einer Rage die nur «“in Antrieb von hishe un'x-kannti-r Regi.sai'urenergie ermöglichen k«>nnte. Auch «lie Kin«l«“r werden von «liesem Willen ersichtli«“h g«“tri!g<“n. Ihre Hingaix“ ist lx“ispiello3. Das Bildniäßige zeigt, »ie wenig «lie Mögliehkeib-n «b-r Freiaufnahmen bisher erschöpft sinil. Da st«“ln“n /.. B. zw«i Personen — Anne uiul Heinrich - v«)r einem Hang, hint«r «1cm sich ein Himmel aus «luftig«“n Wolk«-n beitet. Di«“ Sjichc ist elx“n.so einfach wie ein«lruck.svoll. Di«- Mt iiselieii kommen mit ihrer körp«“rlichen Totalität zu einer G« ltung, «li«“ bislM“r — auch bei R«“inert 8t“lb.st — unlx“kannt ist. Ein .Nliiskel am Arm. eine Brustpartie ist genau so wi«;htig wie ein Antlitz. — Es gibt .Ausschnitt«“ — Blicke v«mi der K«'>hij auf «lie sc‘i<lig gefältelt«« See, BiUler, «lie im V«irdergrund «lurch nick«“n«len StrandhaKr lH“lebt wenlen — die nur eine fühl«“n«le Künstlerhand wälilen könnt«“. Man fragt sich «la doch: Warum halx n wir darauf so lange warU-n inü.s.s«“n ? V«>m .Manuskript zu re«len, ist äußerst überflüssig. So lange die Menschheit nicht Augen im Kopf hat, um zu s«“hen, ist solch ein Film eigentlich zu schale. Alx“r sie wird es lernen, sogar schneller, als man glaubt. Das Hergebracht«“ läßt sich — trotz allein! — nirgen lwo lx“s.s« r als in «ler jungen Filnikurtst ülx-r'vimlen. Ih-r Kampfruf laute: Heraus aus dem Schwinlel! — R«‘inert hat da eine ansihnlieh«“ Bivsche ge“8chlagcn Qui vivra, verra! Welhm. Leipziger Erstaufführungen. Von unserem Lcijiziger Korrespondenten. rientfilm Premiere im „Emelka-Palast“. Dieses Lichtspielhaus stand in der vergangenen Woihe iiii Zeichen eines Ereignisses, das ;iieht nur das starke Interesse der Fachleute und des eiiuachcn Kinopublikuins. sondern auch der Krei.se der Theaterbesucher beanspruchte. Hier fand die Ur¬ aufführung des von der Leipziger Firma Orient-Film hergestellten Ausstattungsfilms „Die Tep »ich- knüpferin von Bagdad“ statt. Es sei lestge- stellt, daß dieses neue AVerk den f.’-üheren gegenüber wesentliche Fortschritte aufzuweisen Imstande i<t wenn auch das Manuskript einige .Schwächen und kleine psychologische Unebenheiten hat. Der Verfasser Robert Nehmer (Edmund Linke) hat im übrigen eine publikumswirksame und recht siiannendc Handlung ge¬ schaffen, die uns in das .Morgenland führt. Der Kalif be¬ gehrt die Tochter des Teppichhändlers Jusuff zum Weibe, und der Alte verspricht gegen den M'illeii des -Mädchens des.sen Hand dem Herrscher. Kon-ul Nordhy, der .lusuffs Tochter liebt, glaubt sich von ihr hinter¬ gangen, .sieht aber später ein, daß sein Verda«“ht nicht berechtigt war. Der Kalif, ülierzeugt, daß er die Liehe seiner Fraa nicht erringen kann, solange Nordhy lebt, sucht diesen zu beseitigen. Die.ser V'ersuoh mißlingt aber, und nach Ueberwindung all der Gefahren und Hindernisse, die sich den Liebenden gegenülierstellen. werden sie schließlich doch noch vereinigt. Die Regif“ führte, wie bei den früheren Filmen des Uiitc'rnchmens. Edmund Linke. Er sorgte für Spannung und gab der Handlung den erfolgsicheren Rahmen. Es wiixl in diesen Bildern ein Prunk entfaltet, wie man ihn sonst wirklich selten zu sehen bekommt. Manchmal ist es vielleicht ein bißchen zu viel des G’jten; das Bild ist etwas zu überladen, so daß das Auge keine Ruhe¬ punkte findet. Von den Darstellern gefällt vor allem Lotte Fechner als Suleika, die hier das erstemal vor dem Apparat stand. Ihr Spiel ist naturgemäß noch ni(“lit ruhig und ausgeglichen. Die übrigen Mitwiikenden seien mit einem Gesamtlob bedacht. Fehlt auch hii.“r und da eine kleine Unsicherheit in Mimik und (Je.ste nicht, so bieten alle Mitwirkenden durcliweg sehr gute Lei.stuugen, die um so mehr anzuerkennen sind, als alle Künstler der Sprechbühne angehöreii. Techni.sch i.st der Film mustergültig; Brauns Photo¬ graphie ist, wie schon bei den früheren Filmen. ausgezeichnet. Der Film erscheint im Verleih der Filmhaus Nitzsche A.-G. — Zur Leipziger Uraufführung ist besonders zu bemerken, «laß die von Kapellmeister Kloß geschickt zusammengestellte .Mu.sik zum guten Erfolg des Ganzen nicht unwesentlich beitnig. Wenig erfreulich waren nur die der .Auf¬ führung vorangehenden Szenen: der ..Kampf“ der Pressevertreter um bessere IMätze. Beim nächsten Mal werden «liese mehr oder weniger temperamentvollen Auftritte hoffentlich nicht wieder nötig sein. Die Deutsche Film-CTesells« hift in Leijizig-Lindenau hat ein neues Manuskript „Volk in Not!“ erworben, mit dessen Aufnahmen bereits in der allernächsten Zeit begonnen wird. Ein Teil der Szenen soll auf den Gletschern der Alpen aufgenommen werden. An dieser hochinteressanten E.xpedition in den Höhen des ewigen Schnees und Eises nehmen bewährte Kenner der alpinen Hochwelt teil. Die Regie liegt in den bewährten Händen von Hanns Lampadius. der. entgegen anderen Mit¬ teilungen. nunmehr doch Leipzig, seinem alten Wir¬ kungskreis, erhalten bleibt. Das Apollo - Theater wartete mit einem Mün¬ chener Film ,.Marcco, der Todeskandidat" auf, der sich nicht über das Durchschnittsniveau ähnlicher Werke erhebt, trotzdem aber recht interessant ist. Die 6