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Der Klnematograph - DUtseldorl. AKTIENGESELLSCHAFT HAHN FÜR OPTIK U MECHANIK - CASSEL - GEhERALVERTRIEB FOR RHEINLAND UND WESTFALEN: WALTZ A KARIG m. h. H . KÖLN, Volkssa' tensu 20, Fornapr. Rheinland 2792. 10940 sich dafür hält, «las ist dem Filmgast einfach ungeheuer gleichgültig! F.Ih iiso uninteressant sind dem 1’uhUkum auch geschäft- hche Differenzen selbst der meistlievorzugten Darstellerin. Wer als-r iif klarer Einsicht dieses Umstandes im Januar 1!»23 lietont. Frau Porten filme für eine französische Firma, «ler erregt allerdings Aufmerksamkeit beim Pu¬ blikum. aber er lenkt es von der rechten .Spur ab und würde es irreführen, wenn «las ging«'. Aber man Weiß dix-h zu sicher. daU die Porten eine deutsche Darstellerin ist. und daß sie sich auf die Dauer mit einem französischen Ensemble auch dann nicht verschmelzen ließe. wenn sic sich «las Haar schwarz färbte un«l Rot in beträchtlichen Mengen auflcgcii würde’(was ich für wenig wahrscheinlich halten möchte!). Was „man" aber weiß, das wer«len «las Haus Gaumont mul Krau Porten selbst wohl auch wissen. Es bleibt also nur «lif Annahme übrig, «laß die Film¬ diplomatie mal wieder daneben getreten hat. Das aber ist hier, wie sonst nur «ladurch möglich, daß dem deutschen Film «lie Führung mit dem Publikum fehlt. Die Kilmpresse ist meist zu sehr auf die Industrie, diese alter wieder /.u sehr auf «len Augenblick eingestellt und die Tages presse versagt vollständig. Wie wäre es wohl sonst auch möglich, «laß fähige Köpf«- aus «ler Industrie die Kritik öffentlich als entbehrlich Itczeiehnen könnten ? — Dies. Kritik hat auch im Kalle Porten am Unrechten End«- ai - gesetzt. Nirgendwo war zu lesen, daß z. II. «las schon g<- nannte Lustspiel an und für sich eine glänzende Idee war. der Anlauf zur Karikatur alter teils wie gesagt — fehl gerichtet, teils zu schwach (die Ehinger. das Barett d«'s Gerichtspräsidenten, «li«' Paragruphenmützen, «las alles war zu «liinn und wirkte Wils unverständlich, teils gesucht), «laß kein Film ungestraft so lange vor dem reizloser. Gefängnis, iniüeu Halt machen «larf. und «laß last not least — das Zitat <l«‘s Kindergtdtets ein ganz peinlu-ltes Unbenagen erregte. Wenn damals die Courage zur Ehrlichkeit fehlte, sollte man heute nicht den Mut zur Irreführung halten. - - Ist «h'im das deutsche Filmfirmameiit s«> reich liesteriit, «laß man nur z.tzulangen brauchte ? Dann verstehe ich nicht, warum «lie vielen armen Sternchen täglich in unh«>stän<ligeni Glanz erfliminern müssen! Wi'iß «lie Filmindustrie aber nicht, daß so eine Frau, wie Hennv Porten, mit g u i s t i g «• n Mitteln wirkt, daß «*in „bequemer“ Stern also ein innerer Widerspruch soin muß, dann mag sie das Pähnleiu «ler Knust heruntcrholcu. Dann haben die recht, die nicht daran glaubten. Aber dann soll man auch nicht klagen, wenn eine Ittblichc Behörde nicht aufhört, v«tn „Kino un«l Rummelplatz“ zu reden. W eile in. Der Kapellmeister und die Filmkritik. M eine Meinung ist. daß der Film hinsichtlich Regie. Handlung, Ausstattung, Photographie usw., ohne jede Rücksicht im F a c h it 1 a 11, und zwar n u r im Faehblatt besprochen werden soll und zwar nur so, wie man ihn als ehrlicher Kritiker nach eigenster Beurteilung findet. Jeder Kritiker hat andere Erfahrungen g"sammelt; jeder Film wird von mehreren Kritikern (da «loch die Faehblätter in jeder größeren Stadt einen solchen halten) Itesproehen. Die gesammelten Eindrücke, die der Theaterbesiteer daraus gewinnt, können ihm zu einer Be urteihuig helfen, ob «lieser oder jener Film auch für sein Publikum (das er selbstredend kennen muß) paßt. Ich saß z. B. viele Jahre als stellvertretender Dirigent in der Kapelle des k. u. k. Hofballmusikdirektors Eduard Strauß, habe viele Hoffeste, Hofbälle, Hochzeiten, Hof tafeln usw. mitgesehen, bei frem«len Höfen gespielt, un«l ich muß betonen, daß sehr selten in Filmen, in denen ent- sprechende Szenen Vorkommen, auch die gebräuchlich« n Zeremonien (das heißt mit den Tatsachen übcreinstimiii<inl) gezeigt werden.* Kritik soll aufhauen, verbessern^bi'lh'ii, «las Schlechte bekämpfen, ausmerzen. Krankheitskeime ein¬ fach heniusschneiden; alxw sie soll nicht eine öffentliche O|teration darstcllcu, sondern sie soll zu Hause Itezv.. im Operationasaal. im Fachblatt ausgeübt werden. OetfentLehc Kritik in l»kaiblättern ist und bleibt Reklame; wie viele Beispi«'!«- könnt«' man geben, wo durch Herausstreichen eines Films in «h-r Lokalpresse die Wirkung auf «las Pu¬ blikum sich spontan zeigte. Wenn man als Kapellmeister in der halben Welt herum¬ gekommen ist un«l beinahe zwanzig Jahre in einer Ent fernung von zwei Meter an der Weißwand sitzt, tagtäglioh dreimal «'ine Woche lang immer ein und denselben Film sieht, s«> beobachtet mau Dinge, die so mancher andere Sterblich«-, inklusive Regisseur, übersieht; man vertieft sich in «len Stoff, wozu viele Szenen einen schon durch die musika¬ lische Illustration zwingen. Kommen Filme, die einer sach- lichen Krik nicht standhalten können, dann sollte man solche Filme «•b«'n ausschalten (oder gelinde gesagt, für sehr billiges Geht an kleine Theater vermieten). [Kapellmeister Forsch neritsch, Breslau. 6