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Nr. 837 Der Klnemi — Düsseldorf. inte ressen bekannten Herrn Sensburg, München, den Ver¬ leihern nach Kenntnisnahme des gegnerischen Standpunktes gemachte Angebot einer Verhandlungsbasis von 4000%. Jedenfalls kann auch diese Tatsache unsere Ansicht nicht umbiegen, die dahin geht, daß eine die Stimmen aus sämt¬ lichen Bezirken vereinigende Thcaterbcait'.er-Großversamm¬ lung kaum zu jener postfestalen Sanktion eruag sich hätte entschließen können, wie sie die Vormonat liehen Aufschläge auf der Erfurter außerordentlichen Generalversammlung des Reichsverbandes fanden. Damals konnten die Dele¬ gierten, die den Abschluß perfektuiert hatten, mit gutem Recht auf das inzwischen allen ersichtliche Emporschnellen der ausländischen Zahlungsmittel und die dadurch zwangs¬ läufig bedingte Verschlechterung des Markwertes und die vergrößerte Inflation hinweisen, die geeignet waren, die relativ allzu stark belastend erscheinenden Bewilligungen als endgültig doch erträgliche, ja sogar nicht eben ungünstige Abmachungen zu charakterisieren. Voll und ganz konträr aber hegen die Verhältnisse heute; die Verhandlungen standen unter dem zwar nicht äußerlich sichtbaren, doch jedem einzelnen Teilnehmer innerlich eingehämmerten Zeichen des 50 OOO-DoÜar-Rekordstandes und des sensationellen Rohfilmpreises von 1450 Mk. (wie weit die von den Ver¬ leihern zugrunde gelegte Rohfilmbasis von 720 Mk. zutrifft, können wir ohne Ensicht in die Gesamtunterlagen unmöglich nachprüfen); beim Beendigen der Besprechungen erwartete die Teilnehmer die an sich jeden wahrhaftigen Deutschen unbedingtest erfreuende Nachricht der galoppierenden Rück wärtsbewegung des amerikanischen Weltherrschers, die jeden Filmfachmann beglückende Kunde von der Herabsetzung des Rohfilmmeterpreises um 300 Mk., Neuigkeiten, wohl geeignet, in denLethetrank des kaum geschlossenen Kompro¬ misses bitterschwere WermuthstropLn sack-n zu lassen. Vergessen wir ferner nicht, daß die Delegierten der Theater- besitzer persönlich nicht nur durchaus solvente, sondern wohl auch über relativ hohe Rücklagen verfügende „Pro¬ minente“ waren, die, mögen sie sich zwar, was wir keinesfalls irgendwie zu bezweifeln uns anschicken möchten, durch ihr Einfühlungsvermögen mit den Interessen ihrer „kleineren“ Kollegen (die Konzerntheater Ausscheiden u. E. von vorn¬ herein, da schwer zu entscheiden, auf welcher Seite, ob Verkih oder Theaterbesitz, jeweils größere Imponderabilien mitsprechen) auch weitestgehend identifizieren können, immerhin von ihre eigenen mutmaßlichen, auch bei weiteren sehr schweren Belastungen nicht unbedingt unerfreulichen Geschäftsergebnissen — vielleicht ohne sich dieses Momentes voll bewußt zu sein — in Bejahungsstimmung hineingeilrängt werden konnten. Dies alles sagen wir zumindest ebensosehr in dem uns am Herzen liegenden Interesse des unter allen Umständen lebensfähig zu erhaltenden V erleiherstandes, der eben nur dann siine Vitalität ungebrochen erhalten kann, wenn er seinen Abnehmerkreis mit ergiebigen Geschäftsabschlüssen munifi'.iert weiß, wie im Interesse unseres deutschen Theaterbesitzes, der — wiederum in Anlehnung an die derzeitige Wirtschaftsent- wicklung — seine Eintrittspreise nur unwesentlich erhöhen kann und überdies, nie vergjsss man es!, von allen evtl. Erhöhungen den Löwenanteil de m lachenden Dritten, den Steuerbureaus, überlaisjn muß. Die verzögerte Postbestellung ließ uns bei Abfassung dieses Artikels noch nicht in den Besitz der Ergebnisse der am Donnerstag, dem 1. d. M., in Berlin stattgjhabten außer ordentlichen Generalversammlung des „Vereins der Licht - bildtheaterbesitzer Groß-Berlin und Provinz Brandenburg“ gelangen: wir wissen aber, daß auch diese Zasamnrnkunft die lauten Stimmen des Unmuts nicht restlos zum Schweigen ersticken kann. Wir möchten fast glauben, daß unter den heutigen Verhältnissen sogar die Berliner Handels¬ kammer zu geringeren Aufschlägen kommen würde; wir können den Theatcrbesit>wrn von den durchaus loyal, doch auch strenge vorgehenden Härtekommissionen keine über¬ mäßigen Erleichterungen versprechen; wir halten den aus sehr vielen Gründen doch sehr bedauerlichen Niedergang und Zusammenbruch des Kleinkinos, des provinzialen Familienbetriebes für unvermeidbar und besiegelt; wir weisen hin auf die am Freitag, dem 23. Februar, erfolgte Schließung der vier Kinos in Wittenberg, Bezirk Halle, (50y o Steuer!), wir erinnern an die unzureichende Steuerermäßigung in anderen mitteldeutschen und rheinisch-westfälischen Orten -und gegenüber all diesen Düsternissen köanm wir nur folgende wenige Wegweiser aufzeigen, nicht zur Ge¬ sundung, doch zumindest zu weiterer Existenzermüglichung : Unbedingte Solidarität aller gleich¬ wertigen Theater in der Preispolitik, in welcher Richtung wir von der Ufa eine Tat erwarten; eine Tat in Berlin und in der Provinz; weitestgehende Be fugnisse seitens des Z. V. an die Bezirks- Härtekommissionen; die Verhandlungen über die fernere Aufsch1agsentwicklung müssen getragen sein vom uneigennützi¬ gen Geiste, vom Bewußtsein, daß alle auf ein und demselben Wrack Soylla und Charibdis ausgesetzt sind. . . auf Tod — oder Leben! C. Berliner Filmneuheiten. Referat unseres Korrespondenten ® ie Kette klirrt“. Manuskript: Fr. W. van Oestären. Regie: Paul Ludwig Stein. Fabrikat: Dea-Film. Verleih: Decla-Bioscop. (Tauentzien- palast.) » Wäre da nicht der Regisseur Paul Ludwig Stein mit im Spiel, hätte er nicht mit seiner Hand grobe Fäden ge¬ glättet, nicht die DarsteUer zu oft sehr verinnerlichtem Spiel beschworen, man müßte diesen Film kalt und rück¬ sichtslos ablehnen. Oestören, als Novellist und Romancier literarisch und profiliert, meint, für den Film ist das Uebelste das Beste. So kramt er aus einer Kiste, die man längst zugenagelt glaubte, allerlei Vorgestrigkeiten, läßt den edlen Jüngling sich für das übeltäterische Mädchen opfern, ins Gefängnis wandern, sich hernach von der Treulosen ins Irrenhaus jagen. Kinderaentimentalität und dramatisches Dr. Max Preis, Berlin-Halensee. Getue mit einem Grubenunglück markieren die sanften und die wilden Akzente des FUms. Oesteren kann mehr — und Stein ist besserer Aufgaben würdig. Ressel Orla, Grete Dierckn (allzu weinerlich), Aiphons F r y 1 a n d (männ¬ licher Haltung lungegeben), endlieh die erquickend innige Frieda Richard sind die Träger der Hauptrollen. „Verlobungsschmerze n“. Regie Mauritz Stiller; Fabrikat: Svenska Film der Ufa. Verleih: Ufa. (U. T, Nollendorfplatz.) Mauritz Stiller, der sohwedischste Filmschwede, zeigt ein Lustspiel. Kaum besondere Handlungsreize, aber alles so delikat geführt, so durchblutet von Kultur, so über¬ sonnt von feinster Heiterkeit, daß man lobpreisen inuß. Victor Sjöström und Karin M o 1 a n d c r in zartesten Lustspielbewegungen, fein, labend! Wann wird der deutsche