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Nummer 846 Der Rmcmatograph Seite 7 Film und politische Propaganda Von Dr. Paul Fleischer, M. d. R. D er Film e.w.es sic'.» während des V e.tkrieges als eine der stärksten pi opagandistiseben Waffen. Leider wußte sie das feindliche Ausland weit geschickter zu handhaben als wir. Wie in der Propaganda überhaupt, so waren uns die Gegner auch in der Verwertung des Films für politische Zwecke weit überlegen. Ohne sich einer Übertreibung schuldig zu machen, darf man be¬ haupten. daß die kriegerische Stimmung Amerikas gegen Deutschland vor allem durch den Film erzeugt wurde, daß dieser wesentlich dazu beigetragen hat, die Legionen von Freiwilligen in den englischen Dominions aus dem Boden zu stampfen, und die DahcimgcbÜebencn an¬ spornte, alles zu opfern, bis Deutschland zerschmettert am Boden lag. Es ist müßig, sich jetzt in rückschauenden Betrachtungen zu ergehen. Hätte aber die deutsche Politik während des gewaltigsten Krieges aller Zeiten ein festumrissenes. weltumspannendes Ziel gehabt und den Film in den Dienst dieser Idee gestellt, die öffentliche Meinung des Auslandes hätte sicR anders eingestellt, als dies leider unter der Regie der F-ntcnte zu Deutschlands Ungunsten geschehen ist. Noch zittern die Folgen dieser Propaganda im Film des Auslandes nach. Ich verweise die begeisterte Aufnahme, die dem Film: „Die vier apokalyptischen Reiter" außer¬ halb Deutschlands bereitet wurde. Bei den Volksabstimmungen in Ost- und Westpreuße » sowie in Überschlesien suchte man aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen, lin ost- und westpreußischen Abstimmungsgebiet jedoch setzte die Filmpropagaiida zu spät ein, während sie in Oberschlesien Händen mit wenig glücklichen Griff anvertraut wurde. Im Ruhrgebiet verhindert leider die französische Militärherrschaft jede kinematographischc Aufnahme, die der Welt ein wahrheitsgetreues Bild des furchtbaren Martyri uns bieten könnte. Immerhin hätten zu Beginn der französischen Ruhraktion eine Reihe wertvoller Auf¬ nahmen gemacht werden können, wäre man an maßgeben¬ der Stelle überhaupt auf den Gedanken gekommen, daß im waffenlosen Kampfe um das Recht dem Film eine be¬ vorzugte Stelle gebührt. So aber laufen die französischen Bildstreifen in den Kinos der ganzen Welt. In den eng¬ lischen Lichtspieltheatern wurde die in das Ruhrgebiet cinmarschierende französische Soldateska mit ficnetischcm Jubel begrüßt und jeder französische Offizier, der sich im Film präsentierte, durch besonders lauten Beifall ausge¬ zeichnet. Der Film ist ein untrüglicher Gradmesser der Stim¬ mung eines Volkes. Wer da wähnt, daß die öffentliche Meinung der angelsächsischen Welt infolge des Ein¬ bruches der Franzosen ins Ruhrgebiet Deutschland Ge¬ rechtigkeit widerfahren ließe, irrt sich gründlich. Die Abneigung gegen Deutschland wurzelt zu tief im eng¬ lischen und amerikanischen Herzen, als daß sie in kurzer Zeit zu Deutschlands Gunsten Umschlägen könnte. Das nimmt den weiter nicht wunder, der weiß, wie r.ichl erst seit dem Kriege, sondern seit beinahe zwei Jahrzehnten die Welt gegen Deutschland eingenommen und aufge¬ hetzt wurde, ohne daß cs die deutsche Regierung für not¬ wendig hielt, der Propaganda der Lüge und Entstellung in Wort, Schrift und Bild wirksam entgegenzutreten. Heute sind die Dinge so weit gediehen, daß man jeder Aufklärung, die von amtlicher deutscher Seite, von poli¬ tischen Organisationen oder Persönlichkeiten ausgeht, in Großbritannien und seinen Dominions sowie m den Ver¬ einigten Staaten Nordamerikas mit größtem Mißtrauen begegnet Die Ausländsdeutschen, insbesondere die Deutschamerikaner, können an diesen Tatsachen nichts ändern und scheiden deshalb für die deutsche Propa¬ ganda aus. Wer darum heute nach einer groß angelegten deut¬ schen Filmpropaganda im Auslände ruft, muß mit dieser unbequemen Wirklichkeit rechnen. Vclhg verfehlt wäre es deshalb, wenn man augenblicklich die Regierung zur Filmproduktion drängen wollte. Schado um jede Papier¬ mark, die für ciese Zwecke ausgegeben würde! Private deutsche Gesellschaften aber werden sich zur Herstellung deutscher Propsgandafihne um deswillen schwer ent¬ schließen können, weil damit kein Gewinn, wohl aber erhebliche Verluste verbunden wären. Sollte trotzdem vaterländischer Opfersinn den Versuch wagen, so käme alles darauf an, für die Leitung der Aufnahmen eine Per¬ sönlichkeit ausfindig zu machen, die nicht nur über eine gründliche politische und wirtschaftliche Schulung ver¬ fügte, sondern auch ein feines Verständnis für die Psyche des Auslandes bekundete. Am ehesten dürfte sich im Auslände noch dann eine Wirkung erzielen lasser, wenn sich eine neutrale Zeitung von internationalem Ruf der Filmgesellschaft eines neu¬ tralen Landes bediente, um durch eine kinemato- grup lösche Berichterstattung Licht über die gegenwärtige Lage Deutschlands zu verbreiten. Auch der Spielfilm könnte menschlich ergreifende Motive unter den Trüm¬ mern und Ruinen entdecken, die der Friedensvertrag von Versailles geschaffen hat. Es würde zu weit führen, diese Anregungen in ihren Einzelheiten hier zu erörtern. Sollten sie auf fruchtbaren Boden fallen, bin ich gern bereit, auf Grund meiner Erfahrungen und Beziehungen praktische Vorschläge zu machen. Fort mit den Teuerungszuschlägen! Von D. Melamerson, Direktor bei der Deulig J eder weiß, welche Schwierigkeiten dem Kaufmann heute bzi seiner Kalkulation erwachsen. Restlos lösbar sind diese Schwierigkeiten unter den heutigen schwankenden Verhältnissen wohl nirgends. Voll¬ kommen unlösbar erscheinen sie im Filmverleih. Denn hier wird eine Ware nicht angeschafft, um wei¬ terverkauft zu werden. Sie wird vielmehr in einem komplizierten Geschäftsbetrieb durch Vermietung verwertet und während eines bis zu zwei Jahren dauernden Zeitraumes in kleinen, aufeinanderfolgenden Etappen ausgenutzt. Was das heißt, liegt auf der Hand, in einer Zeit, wo der Wert der Mark sich von Monat zu Monat, von Woche zu Woche, ja von Tag zu Tag ändert! Die einzelnen Filme des Verleihprogrammes sind zu den verschiedensten Zeiten angeschafft. Die Lizenzen sind für jeden einzelnen Film wieder in diversen Raten gezahlt, ln jedem Zeitpunkt stand der Dollar anders. Die Kopien wiederum sind gleichfalls zu den ver¬ schiedensten Terminen und verschiedensten Rohmaterial¬ preisen angeschafft. Die Lieferungen an die einzelnen Theater erfolgen zu