Der Kinematograph (June 1923)

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Nummer 850 Otr Rüncmntoanjpfi Seite 7 in Pirna machen auf ihre photographischen Bedarfsartikel aufmerksam, und Albert Drexler in Kochel bringt neu¬ artige Verschlüsse photographischer Apparate. Ganz groß aui'geinacht ist der Stand der Ernemann A.-G., Dresden, die ihre sämtlichen Apparate in höchster Vollen¬ dung und präzisester Ausführung zur Schau stellt und dem sich infolgedessen auch das größte Interesse der Aus¬ stellungsbesucher zuwendet. Die höchste Bewunderung findet die hier meines Wissens zum ersten Male öffentlich in dieser Perfektion ausgestellte Ernemannschc Zeit¬ lupe. Sie hat am gestrigen Tage die besondere Aufmerk¬ samkeit des die Ausstellung besuchenden Königs Viktor Emanuel auf sich gelenkt, der sich in längerem Vortrage den gesamten Mechanismus dieser Spitzenleistung der deutschen kinematographischen In¬ dustrie in allen ihren Einzelheiten erklären ließ. Der hiesige Vertreter der Ernemann-Werke war auch schlag¬ fertig genug, um mit dem zu Ausstellungszwecken vorhan¬ denen Erncmann-Aufnahmeapparat die Vorführung der Zeitlupe filmen zu lassen; der Film läuft heute abend schon im Palais Ghersi, dem größten und besten Kino Turins. Eine großartige und wohlverdiente Reklame. Unweit des Ernemann-Standes hat die Ica A.-G., Dresden, ihre Aufnahmeapparate in vorzüglicher Ausstat¬ tung ausgestellt. Die Firmen Ruhstrat in Göttingen, Spindler und Hoyer, Göttingen, sowie die Sartorius-Werke, Göttingen. zeigen Widerstände und optische Artikel Die Firma Voigtländer in ßraunschwcig. Goltz & ßremmann. Dresden, sowie die Contessa-Nettel-Werke in Sti ttgart zeigen photographische Apparate in allen möglichen Arten und Ausführungen. Die Firma C. P. Goerz, Berlin-Friedenau, zeigt photo¬ graphische Apparate und Filme sowie den Hahn-Goerz- Apparat. Otto Faber, Stuttgart, stellt Linsen und Glt.s- schncidcmaschincn zur Schau, Ruka-Rathcnow' zeigt eine Anzahl Glasschleifmaschinen. Die A. E. G., Berlin, ist mit zwei vorzüglich konstruierten Projektions-Apparaten mit Stillstandsvorrichtung vertreten, denen man auf der ersten Blick die deutsche Präzisionsarbeit ansieht. Die A. E. G. hat ihren Stand zwischen zwei italienischen Firmen, von denen die eine Thcatervorführungsniaschincn, die andere Heimprojektionsapparate ausstellt. Die Erzeugnisse dieser beiden Firmen sind leichterer Bauart, nicht sauber genug ge¬ arbeitet und um Jahre gegenüber der deutschen Maschinen¬ bautechnik im Rückstand. Vielleicht fallen infolge dieser Anordnung die Apparate der A. E. G., Berlin, so sehr und so wohltuend auf. Von den deutschen Firmen ist dann noch die Firma Rodenstock. München, mit einer An¬ zahl photographischer Apparate vertreten. Von italienischer Seite hat die Firma Capelli-Milano Platten. Papiere. Diapositive und Photos ausgestellt. Die italienische Rohfilm-Fabrik. Fabrice-Pellicola Virgin«. Ferrania-Saoona, macht die Beschauer darauf aufmerksam, daß sie mit 26 Millionen Lire arbeitet und zeigt in trans¬ parenter Anordnung meterlange Lichtbildpositivstreifen Die ausgestellten Bildstreifen sind photographisch gut und einwandfrei, lassen aber keinen Schluß auf die Güte des Materials zu, das bekanntlich nur nach einer gleich mäßigen, guten und anhaltenden Emulsion beurteilt werden kann. Außer der auf der Ausstellung erlangten Kenntnis von der Existenz dieser Rohfilmfirma habe ich sie im Ge¬ spräch mit zahlreichen italienischen Filmleuten, die nur von Agfa oder Kodak reden, niemals nennen hören. Die italienischen Fiat- Werke stellen eine Anzahl mikroskopischer Artikel aus, man sieht einen Projektions¬ apparat der Firma Isis in Mailand, über den sich nicht weiter zu sprechen lohnt. Auch die Polizeischule Italiens (Scuola-Polizia Scsentifica) hat zu dem Gelingen der Ausstellung beitragen zu müssen ge¬ glaubt; sie zeigt eine Anzahl nicht auf hoher Stufe stehen¬ der photographischer Aufnahmen von gesuchten Mördern, ihren verstümmelten Opfern. Fingerabdrücken, alles Bilder die zum Teil grauenerregend wirken und bessere Verwendung bei einem kriminalistischen Lehrgang ge¬ funden hätten. Alba-Film. Turin, zeigt Modelle zu Film¬ aufnahmen, Koristka. Mailand. Aufnahmeapparatc und Mikiuskope. Von der Firma Pio Pion, Ma-Iand, sicht man einen Projektionsapparat ..Eureka", der gegenüber den deutschen Erzeugnissen sich nicht behaupten kann. Die Firma Fratelli-Sera, Turin, hat einen Heimapparat hcrgestellt. den sie in einem eigenen Stand allein aus¬ stellt. und bei dem man den Eindruck hat, es soll hier demnächst ein Spiclwarenladen errichtet werden. Zahl¬ reiche Objektive aller Art und in guter Ausführung be¬ finden sich in dem Stande der Firma Salmoiragia. Mailand. Das Kriegsministerium in Rom hat durch Ausstellung von Entfernungsmessern und anderer für den Kriegsgebrauch notwendiger Apparate der Ausstellung die in der momentanen innermilitärischen Situation Italiens nicht zu entbehrende kriegerische Ncte gegeben. Alle möglichen photographischen Apparate, Papiere. Platten usw. sieht man bei der Firma Morsoliin, Turin, die für Italien die General-Vertretung mchreicr englischer, fran¬ zösischer und auch deutscher Firmer hat Von amerikanischen Erzeugnissen sieht man neben den bekannten Produkten der Eastman-K .dak-Gcsellschaft. die keine Neuerungen enthalten, nur c nen Vorführungs- anparat für Wanderkinos der Motion pictures de Vry in Chicago, der Beachtung verdient. Der gesamte Pro¬ jekt. onsapparat hat die Größe eines n ttlcrcn Toiletten¬ koffers und enhält in sinnreicher Anordnung den ganzen Mechanismus, der für die Vorführung erforderlich ist. einschließlich der Lampe und des Antriebsmotors Aus Frankreich sieht man nichts Neues. Linsen. Stereoskope. Stative werden von den Firmen L’Giroux, Jobard. Maltcy, Paris, ausgestellt. Lumierc & Jougla-Guilleminot. Bocspflug, Paris, sowie die Union Photo-Industrielle. Paris, stellen Platten und photogra¬ phische Papiere aus; eine größere Ausdehnung hat mit photographischen Apparaten die Firma Gaumont. Paris, genommen, während unter einem „Francia" übcrschriebe- nen Stand acht kleinere unbedeutendere Firmen zu einer gemeinsamen Ausstellung aller möglichen photographi¬ schen Artikei sich zusammengetan haben. Damit haben wir den Hauptinhalt der internationalen Frühjahrsausstellung in Turin angegeben. In ihr nimmt Deutschland sowohl hinsichtlich der Zahl der Aussteller, als auch hinsichtlich der Qualität seiner Produkte un¬ bestritten und erfreulicherweise die erste Stellung ein. Die Vorführung kinematographischer Filme hat in dem Augenblick der Niederschrift dieses Artikels noch nicht begonnen, da der Vorführungsraum noch nicht vollständig fertiggestellt ist und die zur Ausstellung hergesandten Filme auch erst die italienische Zensur passiert haben müssen. Sehr groß scheint aber die Beteiligung nicht zu werden. Die in den letzten Jahren zum Erliegen ge¬ kommene italienische Filmindustrie ist mit Ausnahme eines Standes, den der größte italienische Filmvcrleiher Stefan Pittalnga errichtet hat, und in dem nur Diapositive und Bilder italienischer, italienisch-deutscher und ameri¬ kanischer Filmdarsteiler zu sehen sind, überhaupt nicht und nirgends vertreten. Ein untrügliches Zeichen für den Verfall der früher in Blüte befindlichen italieni¬ schen Filmindustrie. Soviel ich erfahren konnte, haben sich an der Vorführung von Filmen auf der Ausstellung aus Deutschland nur wenige Firmen, darunter die Phoebus-Film A.-G. mit drei Filmen, aus Oester¬ reich einzelne Firmen, darunter die Sascha-Film A.-G., aus Frankreich einige wenige Firmen beteiligt, während Amerika sich auf der Ausstellung durch Vor¬ führung von Bildstreifen überhaupt nicht vertreten läßt.