Der Kinematograph (July 1923)

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Nummer 854 Seite 9 Zwei Waisen im Sturm der Zeit. Fabrikat: Griffith-Film. New York. Regie: D. W. Griffith. Hauptrollen: Lillian Gish, Dorothy Gish, Josef Schild¬ kraut. Morte Rluen. Länge: I. Teil: 2140 Meter, II. Teil: 13S8 Meter. Vertrieb: Ufa. Uraufführung: Ufa-Palast. in Standardwerk der Weltfilmliteratur. Ein Revolu¬ tionsfilm. Das gleiche Thema wie die Dubarry. un¬ mittelbar nach dem großen Film von Lubitsch ent¬ standen. Ein historischer Film, bei dem die Historie nichts anderes ist als der lebendige Hintergrund, vor dem sich das Einzelschicksal abrollt. Die Geschichte zweier Waisen. Zwei niedliche Mädchen, von denen eins die richtige Tochter eines kleinen fran¬ zösischen Bürgers ist, während die andere eines Tages vor der Pforte von. Notre Dame aufgclesen worden ist. Der Film verrät im Vorspiel die Geschichte der kleinen Louise. Eine adlige schöne Frau hat einen Bürgerlichen geheiratet. Man läßt den Mann heimlich morden und das Kindchen rauben. Diese Frau wird dann später die Gattin des Polizeipräsidenten von Paris, dem sic aber das Ge¬ heimnis der Vergangenheit erst in dem Augenblick off.-n- bart, als die Wogen der Revolution den Einfluß dieses all¬ mächtigen Mannes über Nacht in Jas Gegenteil verwandt ln. Die beiden Waisen gehen nach dein Tode ihrer Eltern nach Paris, wo Louise das Augenlicht wiedergewinnen soll. Ein böser Zufall führt sie auseinander. Die Blinde muß betteln. Die hübsche Henriette steht unter dem Schutz ces Grafen de Linieres, kann Danton das Leben retten und wird gerade in dem Augenblick ins Frauengbfängnis übergeführl, wo der junge Linieres ihr Treue hallen will, anstatt cic Geliebte des Königs zu heiraten, ab die Revolution aus¬ bricht. Abenteuerliche Ereignisse führen das liebende Paar und die Schwestern immer wieder beinahe zusammen und auseinander. Der Konvent verurteilt Henriette und Gaston sogar zum Tode durch die Guillotine, aber Danton rettet sic und führt am Fuße der Todesmaschine Schwestern und Liebend«-. Eltern und Kinder zusammen. Wer eine psychologisch gerade Linie im Manuskripi sucht, kommt nicht auf seine Rechnung. Es dreht sich zwar alles um die beiden Schwestern, wir erleben einen kleinen Roman, aber in Ausschnitten, in Bildern, konzen¬ triert. in einer Art Kino-Telegrammstil. Man überlegt nach den ersten zwei oder drei Akten schon gar nicht mehr, ob dies oder das wirklich so gewesen sein könnte. Die logische Reflexion schaltet aus, weil das Bild an sich, die Personen und das Menschliche fesselt. Griffith arbeitet eben bewußt für die großen Massen. Es gibt Leute, die das für ein Manko halten, die sich einreden. daß nur der Regisseur ernst genommen werden darf, der in reiner Kunst macht. Das ist ein Irrtum. Die wahre In¬ telligenz versucht auf der Basis des Erreichbaren, aus der . . Gesichtswinkel heraus ein möglichst vollkommenes Werk zu schaffen, das vollkommen ist iA den Augen derer, für die es gemacht wird. Die beiden Waisen zeigen denen, die cs noch nicht wissen, das große Geheimnis des Weltfilmcrfolges. Man muß einen Stoff nehmen, der menschlich packt unc interessiert, muß ihn. selbst wenn er historische Begebenheiten schildert, um¬ formen. wie es das Kino erfordert, muß von der Kino¬ dichterfreiheit Gebrauch machen, di; manchmal sogar gleichbedeutend ist mit einer absoluten Verdrehung der historischen Lebensformen und Sitten, muß ein Bild schaf¬ fen, das menschlich packt. Es läge nahe, einen Vergleich zwischer Dubarry und den beiden Waisen zu ziehen, aber soweit man sich in Einzel¬ heiten dabei \erhört, wird man zu Fehlschlüssen kommen, weil die amerikanische Arbeit Lubilschs ii:h sicherlich schon in seinen neuen Werken zeigt, weil auch ..Flamme'' eine bewußte Einstellung auf die internationale Grundlinie und eine Abkehr von dem deutschen überli-erarischen Stand¬ punkt zeigt, weil beide Arbeiten heute nur historischen Wert besitzen und längst überholt sind durch Werke, die noch höher cinzuschälzen sind als das. was einst beim Erscheinen die größte Film- und Kunstbegeisterung auslöste. Der große Beifall im Ufapalast bezeugte die starke Wir¬ kung auf das Publikum und auf die Fachmänner. Über den Liebreiz der beiden Schwestern Gish unterhalten sich die Damen und Herren des Kurfürstendamm genau so wie die Kleinbürger und die Kleinmädel im Osten. Die anderen Darsteller treten alle weil zurück. Nur Josef Schildkraut, der den jungen Gaston zu geben hat. erzielt so etwas, was man einen Eindruck nennt. Das bedeutet nicht, daß all die anderen Darsteller schlecht sind. Sie ordnen sich aber unaufdringlich dem Ensemble ein. treten auf Sekunden hervor, um dann wieder zu verschwinden, etwas, was auch durch die Beleuchtung noch unterstrichen wird, die manchmal durch einen scharfen Lichtstrahl ein Gesicht hervorhebt, manchmal durch Ab- Sind Spiegellampen empfehlenswert? Wir können Ihnen hierzu nur sagen, daß wir am 15. De¬ zember 1922 die Fabrikation begannen und heute nach zirka sieben Monaten bereits 623 Spiegellampen verkauft sind. — Unsere Spiegellampe dürfte allen Anforderungen entsprechen; denn wir haben uns von den ersten Vorführern Ideen und Wünsche unterbreiten lassen und das Gute her- ausgesucht. Das Resultat ist eine allen Anforderungen ent¬ sprechende praktische Lampe geworden. — Besonderes Augenmerk haben wir auf die Feineinstellung gerichtet, di«.- gerade bei einer Spiegellampe besonders notwendig ist. An Verstellungen ist nicht gespart. Wir haben auch an die jahrelange Handhabung der bisherigen Projektionslampen gedacht und dem Vorführer seine gewohnten Handgriffe ge¬ lassen. — Es werden Glasparabolspiegel aus den ersten Häusern der optischen Industrie verwendet. Die Versilbe¬ rung der Spiegel ist zum Schutze mit einer Kupferschicht überzogen, diese wiederum nochmals lackiert, wodurch eine Gewähr geboten ist, daß die Versilberung durch die Wärme nicht leidet. Die Lampe ist ab Lager zum festen Preise lieferbar. Aufträge werden der Reihe nach erledigt. — Kino-Schuch. Berlin SW. 48. Friedrichstraße 31 IUI/2