Der Kinematograph (July 1923)

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Nummer 854 Seite 1 Die „Alhambra“ als Deulig-Kino. Die Alhambra am Kurfürstendamm, eines unserer schönsten Theater, das sich als Uraufführungsstätte beson¬ derer Beliebtheit erfreute, ist in die Verwaltung der Deulig übergegangen, die sich dadurch ein eigenes Premieren¬ theater in der Reichshauptstadt sicherte. Die große Lya Mara- und Zelnickproduktion, die Hcnny- Porlen-Bilder, sichern der neuen Unternehmerin von Haus aus das große Geschäft. Darüber hinaus plant man naturgemäß die Vorführung bester Erzeugnisse in- und ausländischer Firmen, Sonder- vc anstaltungcn wissenschaftlichen Charakters usw. „The Kid“ bei der Ufa. Die Ufa will anscheinend ihre führende Stellung für Deutschland auch auf dem Gebiete des Auslandfilms sichern. Sie erwarb aus diesem Grunde zu einem großen Dollarpreis den großen amerikanischen Film „The Kid", in dem bekanntlich Charlie Chaplin und Jackie Coogan spielen. Das Bild hat in allen Ländern der Welt einen sersa- tionellen Erfolg gehabt und den Ruhm Jackie Coog.ins begründet. Wir möchten den Wunsch aussprechen, daß dieser Film recht bald in Verkehr gebracht wird oder zumindest genau so, wie man es bei den „Zwei Waisen" machte, führenden Leuten der Industrie und Presse in einer Son- derveranstaltung gezeigt wird. Man kann sich nur international cinstellen und wirklich urteilen, wenn man zumindest die Standardwerke ar.de -er Länder studiert. In Deutschland war das bis jetzt nicht möglich. Es ist ein Verdienst der Ufa. dafür gesorgt zu haben, daß das anders wird. Nordbayern wieder vereinigt. Bei der letzten Tagung des VereinsBayerischer Lichtspiel-Theaterbesitzer in außerorder t- licher Versammlung am Dienstag, dem 26. Mai, war das Wichtigste die beginnende Wiedervereinigung der nordbaycrischen mit der südbayerischen Vereinsgruppe. Die Nordbayem ließen durch Herrn Distlcr den Wunsch aussprechen, wenn auch nicht individuell, so doch kor¬ porativ beim bayerischen Verein, aus dem sie unlängst austraten, verbleiben zu wollen. Der Vorsitzende. Herr Scnsburg, nahm diesen Antrag an, und Herr Direktor Gabriel unterstrich noch in eindringlichen Worten die Mahnung zur lebensnotwendigen Einigkeit. Aus der übrigen reichen Tagesordnung sei hervor¬ gehoben die Diskussion über Neuabschlüsse und Teuerungs- zuschläge der F ilmmieten im Zusammenhang mit den Ein¬ trittspreisen. Wegen der ungeheuren Unsicherheit wurden besonders die kleinen Theater vor umfangreichen Bin¬ dungen durch Vorabschlüsse gewarnt. In der Frage der Musiktantiemen will man das Urteil eines schwebenden Gerichtsverfahrens abwarten. Mit der briedrich-Wilhelm-Versieh.-Gesellschaft wird ein Grund¬ vertrag über Versicherung der Filme gegen Feuer- und Transportschäden abgeschlossen. Die Verhinderung der für den Winter in Aussicht stehenden Erhöhung der Lust- barkeitssteucr von 30 auf 35 Prozent macht schwierig, neue Verhandlungen notwendig. Der Verein tritt kor¬ porativ dem Münchener Fremdenverkehrsverein bei. Der Geschäftsführer, Herr Chefredakteur Josef Aubinger. feiert in diesem Sommer sein zehnjähriges Geschäftsführer jubiläum und sein fünfundzwanzig jähriges Jubiläum als Journalist. Dr. M. Goldpreise für Rohmaterial. Durch ein Fachblatt wurde die Nachricht verbreitet, daß die Agfa den Rohfilm in Zukunft nur noch zu Gold- maikpreisen liefern wolle. Wie wir erfahren, ist die Nachricht in dieser Form un¬ zutreffend. Es ist selbstverständlich, daß auch die Aktien¬ gesellschaft für Anilinfabrikat on nach irgendeinem festen Gradmesser sucht, nach einer Schlüsselzahl, genau so, wie das jetzt die Verleiher und vorher die Textilindustrie, der Buchhandel gemacht haben. Der Rohfilmpreis für die nächste Woche wird auf alle Fälle noch in Papiermark be¬ rechnet. Welchen Gradmesser man anlegen will, ist vor¬ läufig noch unbestimmt. Es wird das alles von den Ver¬ handlungen mit den Vertrauensleuten der Filmindustrie abhängen. An sich ist es natürlich ganz gleichgültig, ob der Preis in Papier, in Gold oder in irgendeiner anderen Fcstmark berechnet wird. Es kommt nur darauf an, wie die Kalku¬ lationsunterlagen beschaffen sind, von denen die Agfa ausgeht. Daß der Rohfilm teurer werden muß, ist an sich natürlich sonnenklar, denn es gibt nicits, was nicht im Preis in den nächsten Wochen erheblich höher sein wird als heute. Es wird darauf ankommen, daß sich jede Preissteige¬ rung in gewissen Grenzen auswirkt. Das fcstzustellen, ist Aufgabe der Vertrauensleute der Industrie, von denen man merkwürdigerweise von Preisfestsetzung zu Preis¬ festsetzung weniger hört. Der sprechende Film in Amerika. Aus Amerika kommt die Meldung, daß demnächst in den größten Ncw-Yorker Theatern regelmäßig Vorführun¬ gen eines Sprechfilms stattfinden sollen, der nach einem System von Dr. Lee de Forest hergcslelit ist. Dieser Amerikaner hat sich auf dem Gebiet der draht¬ losen Telegraphie drüben mit größtem Erfolg betätigt. Seine Konstruktion stimmt im Grundprinzip mit dem deutschen Tri-Ergon überein. Es wird auch hier der Schall photographiert und mit dem Film zusammen auf denselben Bildstreifen gebracht. Wir kommen auf die technische Seite der Angelegenheit in der nächsten Nummer zurück una beschränken uns heute auf die Mitteilung, daß man zunächst einmal Groteskfilme hervorbringen will. • Der Filmjournalist als Fabrikant. Dr. Werner Klette, der bekannte Münchener Film¬ journalist und Korrespondent des „Film", will weiter unter die Fabrikanten gehen. Als seinen zweiten Film hat er die Seereise-Novelle „Der Malaienboy" aus dem Reisc- buche „Ali Bumba" von R. Prevot (dem Münchener Fcuilletonisten und Filmkritiker) erworben. Lange Programme und kurze Preise. Der Zentralverband der Filmverleiher hat in seinen neuen Bestellschein eine Bestimmung aufgenommen, wo¬ nach der Verleiher das Recht hat, vom Theaterbesitzer eine Erhöhung der Eintrittspreise oder eine Kürzung übermäßig langer Programme zu verlangen. Jetzt wird sicherlich wieder von den Theaterbesitzern vom Diktat und vom Eingriff in die heiligsten Rechte ge¬ sprochen werden. Theoretisch gesehen, ist das richtig. Eintrittspreise und Programmlängen sind Sache des Theaterbesitzers. Aber die Sache bekommt ein anderes Bild, wenn man erfährt, daß sich der Theaterbesitzer¬ verband an den Zentralverband mit der Bitte gewandt habe, ihm im Kampf gegen Außenseiter, die kurze Preise und lange Programme haben, beizustehen. Den Verleihern steht durch ihre straffe Organisation auch die Macht zur Verfügung, im Eventualfall wirklich etwas zu erreichen.