Der Kinematograph (July 1923)

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Seite 12 Nummer 854 Man sperrt dem Theaterbesitzer, der seine Preise nicht denen der Konkurrenz anpassen will, einfach die Liefe¬ rung. Ein hartes, aber wirksames Mittel. Es wäre zu wünschen. daB in solchen Fällen, die, wie der Zentralverband ausdrücklich betont, zunächst durch gütliche Verhandlungen bcigelcgt werden sollen. Reichs¬ verband und Verleiherverband Hend in Hand arbeiten. Wir kommen auf die Angelegenheit in der nächsten Num¬ mer zurück. • Der Mount-Everest-Film in Deutschland. Die sehr rührige Flag Film A.-G. in München kaufte für Deutschland den bei der bisher einzigen Besteigung des Mount Everest gekurbelten Film. Dieser Film läuft nun schon seit Rückkehr der Expedition, also seit über ein¬ einhalb Jahren, ununterbrochen in der Londoner Phil¬ harmonie mit dem dazu ausgearbeite.en wissenschaftlichen Vortrag in täglich zweimaliger Vorführung. Der Ankauf erfolgte direkt von dem Komitee dei Expedition. Auch in Deutschland wird die Flag diesen einzig da¬ stehenden Film mit dem übersetzten Originalvortrag zur Vorführung bringen. Er soll dabei zunächst in den Univer¬ sitäten und den fachlichen geographischen Gesellschaften gezeigt werden. • Goldwyn gegen StolL Der mit großer Spannung erwartete Prozeß zwischen den beiden Weitfirmen, Goldwyn und Stoll, der unter dem Vorsitz des in Film-Angelegenheiten sehr sachverständigen Richters Mc. Cardie verhandelt wurde und sich ins Endliche auszudehnen schien, ist nunmehr, wie aus Lon¬ don berichtet wird, nach einigen dramatischen Zwischen¬ fällen durch einen Vergleich beendet worden, so daß dieser Sturm im Glase Wasser bereits als ein Stück Ver¬ gangenheit betrachtet werden kann. Richter Mc. Cardie sprach dabei die Hoffnung aus, daß die beiden, bisher so feindlichen Parteien künftig gute Freundschaft halten würden. Neue Frankfurter Kinos. Für die Herbstsaison ist mit der Eröffnung von zwei neuen großen Theatern zu rechnen, denen ein günstiges Horoskop gestellt werden kann, da die Halb¬ millionenstadt, wie wir in einer der letzten Nummern aus¬ führten, an guten und gut eingerichteten Filmtheatern gerade keinen Ueberfluß leidet. Eines der Theater ist der Umbau der ehemaligen Odeonlichtspiele in der Vilbeler- straße, dessen Eröffnung zu einem Großtheater von zirka 1000 Sitzplätzen unmittelbar bevorsteht; über ein zweites Projekt, das den Umbau eines Varietes in der Innenstadt in bester Lage zu einem eleganten Luxuskino vorsieht, unter Beteiligung einer angesehenen Großbank, soll heute aus taktischen Gründen noch nicht weiter gesprochen werden. Der Frankfurter schimpft gerne, wie das in Süddeutsch¬ land einmal üblich ist, auf Preußen und alles, was von dorten kommt. Unter Preußen ist eigentlich Berlin zu ver¬ stehen. Daß die Zentralen der großen Konzerne, der Be¬ hörden und Verbände etc. alle in Preußisch-Berlin liegen, ist ihm wenig sympathisch. Das erste Bord-Kino eröffnet. Bei der Probefahrt des Dampfers „Albert Ballin" ist auch das erste deutsche Bord-Kino in Betrieb gesetzt worden. Das Schiff hat keinen eigenen Kinoraum. Es wird vielmehr die Halle der I. Klasse jeweils für die Vor¬ führungen hergerichtet. Die Filme laufen mit deutschen und englischen Titeln. Für jede Fahrt werden mehrere Programme mitgenommen. Bei der Eröffnungsvorstellung, die unter persönlicher Leitung des Direktors Schlesinger von der Ufa-Theater¬ verwaltung stattfand, zeigte man den bekannten Storchen¬ film, die Trickzeichnung vom Hasen und Swinegel, den Hänfling im Nest und einen der beliebten B.B.-Einakter. Die umgewandelte Halle faßt etwa 100 bis 120 Personen. Die Bildstreifen werden von der Schiffskapclle begleitet werden. Wir kommen auf die Möglichkeiten, die sich hier auch von propagandistischen Gesichtspunkten aus ergeben, in der nächsten Nummer eingehend zurück. Der verfilmte „Battling Siki“. Der große Boxkampf, der im März zwischen dem eng¬ lischen Halbschwergewichtsmeister Baker und dem Be¬ zwinger Carpentiers stattfand, ist zu einer Episode in einem Film verwandt worden, in dem Battling Siki die Haupt¬ rolle spielt. Das Bild heißt „Der schwarze Boxer" und wurde von der Firma Louis Pagenstecher gemeinsam mit der Planct- Film-Aktiengesvllschaft erworben. Wie wir erfahren, wird diese gemeinsame Aktion der beiden Firmen nur der Anfang zu einer wertvollen um¬ fassenden Arbeitsgemeinschaft sein. * Harry Piel, der Zweite. Herr Jack Perry, ein Frankfurter Artist, der sich mit seinem bürgerlichen Namen bescheiden Probst nennt, ist ein Harry Picl-Imitator. — Das heißt, er versucht mit einer Beharrlichkeit, die einer besseren Sache wert wäre, die Öffentlichkeit, Presse und Filmintsressentcn auf seine Person und nicht abzuleugnende Tollkühnheit aufmerksam zu machen. — Zu diesem Zweck klettert er auf die höch¬ sten Kirchtürme, unternimmt gefesselt auf schmalen Brückengeländern waghalsige Spaziergänge und sprang vor einigen Monaten von einer Brücke auf einen unten mit 60 Kilometer Geschwindigkeit vorbeisausenden Per¬ sonenzug. — Dieser in Gegenwart einer großen Zuschauer¬ menge ausgeführte tollkühne Sprung hätte beinahe ernste Folgen gezeitigt, denn Perry kam auf dem Dach des Eisen¬ bahnwagens ins Gleiten, faßte im letzten Augenblick geistesgegenwärtig nach einem Dunstrohr, das durch die Wucht abbrach und stürzte von dem Zug ab, glücklicher¬ weise neben die Geleise. — Nachdem er mehrere Brüche und eine Gehirnerschütterung im Krankenhaus über¬ standen hatte, gelang es ihm gestern, ein Menschenleben aus Feuersgefahr zu erretten. Vielleicht interessiert sich die Filmindustrie wirklich einmal für diesen jungen Mann? ■ Eine wissenschaftliche Abteilung der ,4fa“. Der „Ifa-Konzern“ (Internationale Film Aktien- Gesellschaft) hat jetzt auch die Begründung einer eigenen wissenschaftlichen Abteilung beschlossen, die Lehr-- und Kulturfilme aller Art, insbesondere Lehr-Großfilme her- stellen und noch im Laufe dieses Monats ihre Arbeit auf¬ nehmen soll. Kulturfilmkontingent für Juli. Das Kulturfilmkontingent für Juli, das von den Firmen Agfa, Goerz und Lignosefilm dem Reichsministerium des Innern zur Herstellung von Lehr- und Kulturfilmen zur Verfügung gestellt wurde, beträgt 35 Meter Positiv- und 24 500 Meter Negativfilm. • Filmehen. Colette Brettel, der englische Filmstar, vermählte sich in der vergangenen Woche mit Ernst Winar, der jetzt von ihrem Partner im ersten deutschen Film zum Partner fürs Leben avanciert ist. Wir gratulieren!