Der Kinematograph (July 1923)

Record Details:

Something wrong or inaccurate about this page? Let us Know!

Thanks for helping us continually improve the quality of the Lantern search engine for all of our users! We have millions of scanned pages, so user reports are incredibly helpful for us to identify places where we can improve and update the metadata.

Please describe the issue below, and click "Submit" to send your comments to our team! If you'd prefer, you can also send us an email to mhdl@commarts.wisc.edu with your comments.




We use Optical Character Recognition (OCR) during our scanning and processing workflow to make the content of each page searchable. You can view the automatically generated text below as well as copy and paste individual pieces of text to quote in your own work.

Text recognition is never 100% accurate. Many parts of the scanned page may not be reflected in the OCR text output, including: images, page layout, certain fonts or handwriting.

Nummer 855 Der fimcmatogtapfi Seite 15 37 utt^ati *——n I wn p ' '"iw. * Worauf es ankommt. Es wird viel darüber gestritten, ob die Musik zu einem Film aus klassischen und modernen Weisen zusammen¬ gestellt werden muß, oder ob man eigens eine Illustration in Tönen zu jedem großen Kinowerk komponieren soll. Für den Zuschauer ist das eine untergeordnete Frage, und darum scheint mir auch die Diskussion darüber zwar theoretisch wertvoll, aber praktisch nicht von der großen und tiefen Bedeutung, die die Fachleute ihr beimessen. Worauf es ankommt, ist lediglich, daß gute und stim¬ mungsvolle Musik gemacht wird. Gute Musik sowohl in bezug auf die Qualität der Repro¬ duktion als auch mit Rücksicht auf das Repertoire. Fs ist ohne jede Frage, daß im Kino der Film die Haupt¬ sache, die Begleitung Nebensache ist. Wir gehen in das Lichtspielhaus, um Henny Porten. Mia May. Lubitsch oder Griffith zu sehen, nicht aber mit der ausgesprochenen Ab¬ sicht. nun die „Eroica" oder ..Die lust’gcn Weibe.-" zu hören. Das bedeutet nun nicht, daß die Musik im Kino eine An¬ gelegenheit zweiten Grades sei. Die gute Orchester¬ begleitung gehört zur Wirkung, steigert oder mindert sie. Ich habe sogar das Gefühl, als ob der Kinokapellmeisier und sein Chef, der Kinobesitzer, eine gewisse musikalisch kulturelle Mission erfüllen könnten. Es liegt in ihren Händen, gerade die große Masse mit den Perlen der musi¬ kalischen Klassiker bekannt zu machen. Mozart. Beethoven, Haydn. Verdi. Mcycrbcer können hier zwangsläufig an einen Kreis von Leuten herangebracht werden, ihnen sogar durch die Wechselwirkung von Bild uno Musik gefühlsmäßig zum Erlebnis gemacht werden, wenn man richtig auswählt. Für die Ultramodernen dagegen ist im Kino kein Platz. Nicht etwa, weil es Ultramoderne sind, sondern weil die jüngsten Tondichter ihre Kompositionen nicht nur gefühls-. sondern auch verstandesmäßig erfaßt haben wollen, und weil es nicht möglich ist. derartig schwierige Geistesarbeit so nebenbei, also neben dem Film, vorzunchmcn. Fs ist selbstverständlich, daß sich das Kinorepertoire nicht nur aus klassischen Werken, aus ernster Musik zu¬ sammensetzen kann. Wir brauchen gerade bei vielen hilmen das. was man auch musikalisch im engsten Sinn als Schlager bezeichnet. Die modernen Operetten, das Volkslied, der Gassen¬ hauer. bekannte Tänze geben oft Möglichkeiten zur Er¬ zielung von Pointen, die an sich nicht in der Absicht des Films lagen, aber vielleicht bestimmten kleinen Scherzen des Regisseurs erst zum Erfolg verhelfen. Wer gerade die Begleitung von Lustspielen nach dieser Richtung hin kritisch verfolgt, wird sehen, daß nach dieser Richtung hin eine immer stärkere Einfühlung der Kinokapcllmeister zu verzeichnen ist. und daß da. wo das Repertoire immer auf dem laufenden gehalten wird, wo man Ausgaben für Noten als genau so wichtig und selbstverständlich betrachtet wie Ausgaben für Filme, Wirkungen erzielt werden, deren Be¬ deutung für die Stimmung des Publikums und damit für den Erfolg des Films meist unterschätzt und selten anerkannt werden. Die beste Zusammenstellung, das größte Repertoire nützt aber nichts, wenn die Qualität der Kapelle irgendwie zu wünschen übrigläßt. Es ist besser, c rei wirkliche Künstler zu engagieren, als fünf Musiker, die ihren Beruf als Hand¬ werk auffassen. In der Großstadt ist das ganz selbstverständlich. In der Provinz aber liegt gerade nach dieser Richtung hin außer¬ ordentlich viel im argen. Meist sind es Sparsamkeits¬ gründe, die einen gewissen Tiefstand des Orchesters in qualitativer Hinsicht im Gefolge haben. Das ist ialsche Sparsamkeit Zeugnis für einen schlechten Blick für einen wesentlichen Teil des Theaterbetriebes. Darüber wird aber ein andermal ausführlicher zu reden sein. Alte und neue Musik. Von der Schlcsingcrschen Buch- und Musikalienhand¬ lung geht uns die beliebte „Kinothek" zu. die bekanntlich eine eigenartige Zusammenstellung berühmter klassischer Werke für besonoere Bedürfnisse des Kinos darstcllt. Die einzelnen Sätze sind auf gesonderte Bogen gedruckt, so daß das Umblättern oder die Verwendung mehrerer umfangreicher Notenstücke vermieden wird. Die einzel¬ nen Mappen sind sowohl für kleine als auch für große Be¬ setzung eingerichtet und zeichnen sich nicht nur durch geschickte Auswahl, sondern auch durch wirkungsvolle Bearbeitung aus. Die uns vorliegenden Bände 1 bis 3 bieten das Material für leichten und schweren Rahmen. Wir empfehlen all den Kinobesitzern und Kapellmei¬ stern, die die „Kinothek" nicht kennen, sich unbedingt bei ihrem Musikalienhändler diese zum mindesten einmal zur Nur eine \acfji sollst du mir gefrören Salome Klingeifee Einmal Kommt der Tag Im Hotel zur Sacfrtlgall Sonfa Weine niefrt, u. v. a. Neuerscheinungen 3u beließen dureß Wiener no&eme-VerlaQ