Der Kinematograph (July 1923)

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Seite 10 Dct Rincmntogcnoft Nummer 856 Hauptrolle ist nur die Titelrolle. Man spürt cs: Karl Wüstenhagen schuf aus dem Geiste eines ihm innewohnen¬ den Herzensbedürfnisses. Es bleibt fraglich, ob Luthers hand¬ feste Persönlichkeit diese hingebende Entpersönlichung ver¬ trägt. Das völlige Vermeiden von Großaufnahmen beweist, daß man hier die stilisierte Idee über das Persönlich-Cha¬ rakteristische stellte. Dr. M. „1812 (Gräfin Vandieres)." Fabrikat: Union-Film G. m. b. H-, München. Regie: Josef Berger. Manuskript: Robert Heymann. Bauten: Karl Machus. Photographie: Fritz Biller. Hauptdarsteller: Dary Ho.m, Rud. Basil, Rolf Pinneger, Jack Mylong-Münz. Julius Berger. Prcsse-Urvorführung: München, Regina-Lichtspiele. Die Union-München wandte sich mit dieser Arbeit erst¬ malig einem großen historischen Stcffe von internationalem Interesse zu. Die Vorgänge, die ein Schriftsteller von Rang. Robert Heymann, zum Film verarbeitete, entstammen der Novelle . ..Lebwohl" von Honore Balzac. Ihnen entsprechend glie¬ dern sich die sieben Akte in drei Handlungskomplexe. Der erste bringt die Zerstörung von Stephanies Jugend - glück. Die Verschwörung inres Vaters gegen Napoleon wird entdeckt. Ihr Geliebter. Majo- Sucy, muß, soldati¬ scher Ehrenpflicht gehorchend, die Verhaftung vornehmen. Um den Vater zu retten, füät sie sich einer anderen Heirat nach Napoleons Wunsch. Ihr Opfer ist umsonst: Ihr Vater wollte die Hinrichtung seiner Komplicen nicht überleben. Es beginnt der russische Feldzug. Sie begleitet als treue Gefährtin ihren Gatten. Die zweite Biidcrreihc entrollt das Bild des trostlosen Rückzugs der großen Armee durch die Schneefeldcr Ru߬ lands nach der Katastrophe von Moskau. Die volle Größe des historischen Ereignisses ist natürlich im Film auf be¬ schränkter Fläche nicht einzufangen. Es muß bei hindeu¬ tenden Episoden bleiben. Hier dienen sie außerdem ja nur als Folie eines Frauenschicksals. Der Jugendgeliebte Sucy führt als Oberst die Nachhut. Krank und zurückgelassen findet er Stephanie und ihren Gatten. Er sucht beide zu retten. Beim Uebergang über die Beresina mittels Floß, nachdem die Brücke bereits ge¬ sprengt war, werden sie wieder getrennt. Der General Vaudiöre, versinkt in der Flut. Sucy fällt in Gefangen¬ schaft der Kosaken. Die folgende Vergewaltigung der Ver¬ einsamten durch die Soldateska hat man aus Filmvorsicht — Zensur und Ausland — vermieden. Wir finden Stephanie nun als Wahnsinnige in der letzten Bildetappc. So findet sie der endlich befreit zurückgekehrtc Sucy. Er macht nun das Experiment, um sie aus ihrer Wahnsinnsnacht zu lichtem Verstände wieder zu erwecken, indem er sie nochmals den äußeren Schrecken des Beresina Übergangs aussetzt. Das Experiment glückt. Während sie aber bei Balzac erwacht, um zu sterben, erwacht sie im Film gemäß dem Diktat internationalen Filmgeschmacks zu neuem Glück. Dem Regisseur Josef Berger kann man nichts Besseres nachrühmen, als daß es ihm, neben der Stellung einiger sehr eindrucksvoller Bilder, gelang, für die Heldin ein reges, teilnehmendes Interesse zu erwecken. Darv Holm in der Titelrolle sieht, wie stets hervorragend aus. Hätte man anfangs an ihrer Stelle vielleicht eine be¬ deutendere Tragödin gewünscht, so verstand sie doch schon bei den Rückzugsbildcm tiefes Mitgefühl des Beschauers zu gewinnen. Auch bei den übrigen Darstellern gewann man im großen und ganzen die Ueberzeugung, daß nun auch in München ein Stamm von Filmkünstlern heran¬ wuchs, der Vergleiche mit anderen Filmzentren aushalten Die Qualität der Photographie war nicht immer gleich. Dr. M. „Das goldene Haar.“ Kriminal-Sittenfilm in sechs Akten. Darsteller: Marabu-Film. Regie: Bruno Eichgrün. Uraufführung: Richard-Oswald-Lichtspiele. Vor zehn Jahren hätte man gesagt: „Nein, so—o—o Heute wundert man sich über den Mut der Hersteller. Aber mein verehrter Marabu-Film . . . wer hat Sie denn nur verleitet, aus diesem Schauerroman von Rudlof Hirsch¬ berg-Jura einen Film zu machen? Seien wir ganz ehrlich, mein lieber Marabu, es ist doch eigentlich auch gar kein Film geworden. „Das goldene Haar“ ist eine photogra¬ phierte Groschenlektüre. Oder wie sich der kleine Fritz das Leben eines Bankdirektors vorstellt. Schwellender Diwan . . . darauf eine noch schwellendere Diva . . . letzter Sonnenstrahl, stark gebrochene Ehe . . . siehste woll! Mord! Er schneidet ihr die goldenen Haare ab. Neues Verhältnis . ■ . Schönheitssalon mit Hinterstüb¬ chen . . . Eifersucht . . . Intrigen, Dolchstoß, Entlarvung, Flucht, Verhaftung.Nach Golde drängt, am Golde hängt doch alles“ ... so auch der verbrecherische Bank¬ direktorenheld, der sich kurz vor seiner Hinrichtung mit Hilfe der goldenen Haare aufhängt ... Nu schön! Bruno Eichgrün spielte diesen Bankdirektor. Als Typ nicht schlecht gesehen. Als Regisseur hatte Eichgrün ein paar ganz hübsche Einfälle. Amerikanische Filme hat er mit Erfolg studiert. Man merkt es an der Art, zwischen span- Vorher ein famoses Harald-Lloyd-Bild und die Deulig- berichterstattung, die das Publikum durch eine graziöse Modenschau überraschte. F. D.-S. SONDERMESSE für KINO -PHOTO-OPTIK' FEINMECHANIK im‘Rahmen der Leipziger Mußcrmcflc vom 2ö. Aug. bis l.Sept. in der Turnhalle Trankf ur trrTc*r Auskunft erteilt und Anmeldungen nimmt entgegen, Messamt für thi Mustermessen in leifzio •