Der Kinematograph (July 1923)

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Seite 12 5« Rincmatograpfj Nummer 856 Der verfilmte Don Quijote i.nd die Spanier. Bekanntlich bestand bei der Warner Kraus-Film-Gesell- schaft der Plan, den Don Qui ote zu verfilmen. In¬ zwischen hat eine englische Firma bereits mit den Auf¬ nahmen zu einem Don.Quijote-Film begonnen, für den Sinclair Hill das Drehbuch geschrieben hat. George Robey, ein bekannter Bühnendarsteller, gibt den Sancho Pansa. Interessant ist es, was man im Heimatlande des Ritters von der Mancha über die filmischen Möglichkeiten des Romans von Cervantes zu sagen hat. In der spanischen Fachzeitschrift „Arte y Cimcmatografia" vom Juni be¬ findet sich ein Artikel von Jose Vidai Isern überschrieben ,,Der verfilmte Quijote, ein Verbrechen an der Literatur". Ueber die Meldung, daß eine französische Filmgesellschaft einen Don-Quijote-Film in Spanier, hersteilen wolle, ist der Verfasser mächtig erbost. Und nicht weniger darüber, daß eine amerikanische Gesellschaft ebenfalls einen solchen Film hergestcllt hat. „Möge der Himmel diesen Ausländern die entsetzliche Idee verzeihen! Nein, der Hidalgo Don Quijote de la Mancha ist kein Material für den Film! Die Abenteuer des Helden, seine wirren Vorstellungen und Gedanken lassen sich nicht mit dem Auge sehen. Man kann wohl einen Darstellertyp für den Hidalgo, für Sancho Pansa usw. finden. Aber trotz¬ dem läßt sich das alles nicht verfilmen. Alles, was man vielleicht fertigbringen kann, wäre eine hübsche Parodie die einem Publikum, das den Cervantes nicht gründlich studiert hat, möglicherweise gefallen könnte. Es ist die Behauptung auigestellt worden, wenn irgend¬ eine Gesellschaft den Cervartcs verfilmen könne, so sei dies eine spanische Gesellschaft. Ich bin aber durchaus nicht dieser Ansicht. Eine spanische Firma kann und darf es nicht versuchen. Was würde daraus entstehen? Nichts als ein Filmwerkchen, das von dem mächtigen Geiste des Cervantes auch nicht einmal den leisesten Hauch in sich bergen würde. Hoffentlich kommt es nicht so weit, daß wir in diesen Jahren plötzlich in Riesenlettern den Film Hidalgo Don Quijote de la Mancha angekündigt sehen. Wenn das geschieht, armes Spanien! Wenn das geschieht, kann man in den Feldern der Mancha nachts um die zwölfte Stunde den Ge'St des Cervantes umgehen sehen, wie er vergeblich um Strafe für die ihm angetane un¬ glaubliche Grausamkeit fleht. Möge die ganze Welt die Verfilmung des Hidalgo versuchen. Alle Versuche werden nur zu der Erkenntnis führen, daß die Verfilmung dieses Stoffes ein Verbrechen gegen die Majestät der Literatur bedeuten muß." Drei Jahre Proben für einen Film. Auf dem Umwege über Holland kommt die Nachricht aus Paris, daß dort zwei bekannte Tierfreunde und Welt¬ reisende nach einer sich über drei volle Jahre erstrecken¬ den Dressur einen Film hergestellt haben, dessen Dar¬ steller Hunde, Katzen, Kaninchen und andere Haustiere sind. Die holländische Fachpresse ist des Lobes voll über diesen Film. De' Hauptdarsteller ist eine Bulldogge, der weibliche Star eine reizende DackeUn, und der Villain, der dem ehrsamen, unbeholfenen Bull seine Geliebte „aus¬ spannt", ist ein Foxterrier. Die Hochzeit soll der Höhe¬ punkt des Films sein. Eine Kaninchenkapelle spielt zum Tanz auf, Katzenballetteusen führen ein Ballett auf usw. Dann geht die Sache mit dem Bösewicht los. F.s gibt Autoverfolgungen, Schießereien und was noch alles, bis sich die Handlung schließlich in Wohlgefallen auflöst. Die in dem Film gezeigten Tierdressuren sollen fabel¬ haft sein. HAHN» GOERZ Kino® Spiegellampe ARTISOL gegenüber Kondensoren Höchsferreichbare Helligkeit Vollkommen gleichmäßige Beleuchtung Verkaufsbüro: Berlin SW 48. Friedrichstr. 218 Ein englischer Reinfall. Der „Film Renter" beklagt sich über die Gedankenlosig¬ keit des englischen Filmpublikums bei der Premiere des Goldwyn-Films „Enemies of Women". Dieser Film hat pazifistische Tendenzen. Er zeigt die Greuel des Krieges und unter anderem auch drei Aufnahmen von untergehen¬ den englischen Schiffen, die von deutschen U-Booten tor¬ pediert wurden. Diese Szenen wurden von dem Publikum begeistert beklatscht. Hierüber regt sich der „Film-Renter" gar sehr auf. Die Aufnahmen konnten nur aus Deutsch¬ land oder aus Oesterreich stammen, sagt das Blatt. Es will sogar wissen, daß die Negative in Oesterreich auf¬ gegabelt wurden, und zwar von dem Produzenten des antideutschen Hetzfilms „Die vier Reiter der Apokalypse". Daß die Aufnahmen gut sind und eine starke Wirkung haben, wird zugegeben, darüber aber, daß man noch ap¬ plaudierte, als britische Schiffe auf den Grund des Meeres geschickt werden, darüber schlägt der Artikelschreiber in hilfloser Empörung die Hände über dem Kopf zusammen. Nachtragslöhne der Münchener Kinoangestellten. Für die drei Wochenperioden vom 23. Juni bis 15. Juli werden je nach den' drei Rangklasscn der Theater wöchentlich gezahlt: Vorführer 263 000 bzw. 226 500 und 191 000 M. Pia tzan weise rinnen und Kassiererinnen 100 000 bzw. 86 000 und 69 000 M. Portiers erhalten 172 500 M. Außerdem werden die Trambahnkosten und für Pro¬ grammwechsel 3500 M. vergütet. Die Kinomusiker erhalten für Juni noch eine Nach¬ zahlung von 49 362 bzw. 36 998 und 27 724 M. für Streicher und 29 366 bzw. 21 638 und 15 456 M. für Klavierspieler, so daß die Junilöhne nunmehr betragen: Streicher und Bläser (ganzer Dienst) 637 012 bzw. 477 448 und 357 774 Mark; Klavierspieler (halber Dienst) 378 966 bzw. 279 238 und 199 456 M.