Der Kinematograph (July 1923)

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Seite 10 Nummer 857 als die Erkenntnis? Es ist nicht fut, die Schwächen bei Großen zu zeigen. Und der Humor, die Groteske, sind etwas Zartes, das man nicht verramschen darf. — Der Mozartsaal. der unter dem neuen Regime Meinhard- Bernauer steht, hat trotzdem einen guten Anfang damit gemacht. Sein Leiter, Hans B r o d n i t z , zeigt damit wenigstens den Willen, dem Kino in Berlin endlich Stil zu geben. i n a. „Die verlorene Stadt.“ Fabrikat: Sclig-Film, New York. Regie: George Chcsibrough. Hauptrollen: Juanita Hansen, George Chesibrough, Fr. Klark. Länge: Drei Teile 18 Akte. ' 1. Teil: 6 Akte 1900 Meter. 2. Teil: 6 Akte 2020 Meter. 3. Teil: 6 Akte 2006 Meter. Vertrieb: Marathon-Film-Ges. Uraufführung: Ufa Tauentzicnstraße. Welche filmischen Perspektiven eröffnet dieser Titel! Es steckt aber nicht viel dahinter. Ein alter ameri- Aus dem Moissi und der Film. Ein interessantes Interview mit Alexander Moissi bringt die holländische Zeitung „De Tclcgraaf". Der Bericht¬ erstatter sprach den berühmten Darsteller vor seiner Abreise nach Afrika. Moissi erklärte ihm, daß er nie und nimmer für den Film tätig sein könne. Der F'ilm eigne sich für die Wiedergabe von Tierleben, von Landschaften von technischen Sehenswürdigkeiten, aber nie und nimmer für das Drama. Moissi behauptet, daß auch Paul W'egner den Film mit einer wegwerfenden Geste abtuc. Die hol¬ ländische Fachzeitung „Kunst en Amüsement" sagt hierzu, daß man sich dieser Meinung des Herrn Mo;ssi kaum an¬ schließen könne. Das beweise schon die Hochachtung, die so viele wirklich große Bühnenkünstler in der ganzen W'elt vor dem Film hätten. Es wäre für uns in Deutsch¬ land aber immerhin interessant, zu erfahren, was Paul Wegner zu der Auslassung seines Kollegen zu sagen hat. Der Film bei den Hottentotten. Frau Caroline Eager, eine in Los Angelos, dem Zentral¬ punkt der amerikanischen Filmindustrie, lebende Film¬ schriftstellerin und Frauenrechtlerin, ist kürzlich von einer Reise um die Welt zurückgekehrt, die in der Haupt¬ sache dem Zweck der Information über die Wirkung des Films auf die von der Zivilisation noch unberührt geblie¬ benen Völker galt. Nach den Erklärungen von Frau Eager haben selbst bei Hottentotten die Kinovorführun¬ gen auf Sitten und Gebräuche geradezu revolutionierend gewirkt. Die Hottentottenweiber lassen cs sich mit rüh¬ rendem Fleiß angelegen sein, ihre armseligen Hütten nach dem Muster der amerikanischen Ingenieure, wie sic sie im Film gesehen haben, zu arrangieren, und sie sind vor allem bemüht, ihre Haare nach den Frisuren zu ordnen, die sie auf der Leinwand bei den Heldinnen der Film¬ stücke bewundert haben. Der einzige Platz, wo der Film als Unruhestifter wirkte, waren die Südseeinseln. Die eingeborenen jungen Männer setzten ihren Stolz darein, die Indianer und Cowboys, deren Taten sie im Film ge¬ sehen haben, nachzuahmen. Aber die Behörde machte dem bösen Spiel bald ein Ende, und die Ordnung war rasch wiederhergestellt. Englandüberfremdung in Hollywood. ln Hollywood sieht man nicht ohne wachsende Unruhe, daß die Zahl der dort eintreffenden englischen Künstler kanischcr Wildwestfilm in einer von Deutschland längst überholten Aufmachung. Onkel Hagenbeck macht so was vi-i-i-icl schöner. Ein Gouverneur hat seine Stadt verloren. In einer Art Krieg, oder so. Die Tochter wird ihm von schwarzen Sklavenhändlern geraubt. Furchtbares Gereitc, Gejage, Geschieße. Natürlich findet sich ein mutiger junger Amerikaner, der sie befreien will. Am Schluß dieses ersten sechsaktigen Teils gelingt es ihm auch. Es bleibt aber bestimmt nicht dabei, denn die „verlorene Stadt" hat drei Teile. Es wimmelt in diesen sechs Akten von Löwen. Papageien. Elefanten und Krokodilen. Es ist alles roh und plump gemacht. Ich glaube, dieses Stück ist nur für ein primitives Publikum berechnet, für ein Publikum, wie man es selbst in Amerika heule kaum mehr finden wird. Der Film ist bestimmt viele Jahre alt. Wenn die in den nächsten Wochen folgenden zwölf Akte auch nur wieder darin bestehen werd^i, daß jedesmal, wenn sich das Liebespaar gerade „hat", wilde Tiere, Räuber, Indianer und Sklavenhändler „Sensationsrummel" machen, so wer¬ den wir schnlichst wünschen, daß der Herr Gouverneur zugleich mit seiner Stadt auch diesen Film verloren hätte. F. D. S. Ausland und Künstlerinnen sich ständig vermehrt und daß offenbar die Absicht vorhanden ist, den amerikanischen Film- darstcllern in ihrem eigensten Bereich eine Konkurrenz zu bereiten, die im übrigen längst zwischen den Zeiten der englischen Film-Presse mehr oder weniger versteckt angedeutet war. Die bösen Sommermonate. In Amerika wird lebhafte Klage darüber geführt, daß während der drei Sommermonate, die sich bekanntlich jenseits des Ozeans durch eine ungeheure Hitze auszu¬ zeichnen pflegen, der Kinobesuch des Publikums dermaßen nachläßt, daß die Verzinsung des investierten Kapitals während dieses Zeitraumes bisweilen mit Schwierigkeiten verbunden ist. Das Kapital an sich bleibt fast unproduktiv. Und was dies bedeuten will, davon gewinnt man eine An¬ schauung, wenn man hört, daß z. B. zwei Kino-Unterneh¬ men in Chikago mit einem Kapital von 1 400 000 Dollars arbeiten. * 44 neue Goldwyn-Filme. Nicht weniger als 44 neue Filme werden von der Firma Goldwyn-Cosmopolitan gegenwärtig vorbereitet. Darunter befinden sich „The merry Widow" („Die .ustige Witwe") nach der bekannten Wiener Operette. „Ben Hur" nach der bekannten Erzählung von Lewis Wallace, „Enemics of Wonien“ (..Frauenfeinde") nach der spanischen Novelle von Vicentc Blesco Hancz. Mary Pickford in dem Film „Die Straßensängerin". Mary Pickfords neuer Film „Die Straßensängerin" unter¬ scheidet sich, so wird aus New York geschrieben, von den bisherigen Produktionen der Künstlerin dadurch, daß die Handlung des F'ilms, den die „United Artists"-Gescllschaft vorbereitet, in Spanien vor sich geht. Er spielt zur Zeit, als Napoleon auf dem Gipfel seiner Macht stand und danach trachtete, auch Spanien seiner despotischen Herr¬ schaft zu unterwerfen. Mary Pickford hat die Rolle einer jungen Straßensängerin inne, der cs durch ihre weibliche Klugheit gelingt, sich den Nachstellungen eines Königs, dessen Macht bereits im Niedergang ist, zu entziehen.