Der Kinematograph (July 1923)

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Nummer 857 Der Kmcmatogtapf) Seite 13 HANDELSTEIL DES KINEMATOGRAPH, Die Bilanz der Richard-Oswald-A.-G. Wenn wir dem Jahresabschluß der Oswald-Film-Gesell- schaft besonders kritisch gegenübertreten, so geschieht es aus dem Grunde, weil die Aktienpolitik dieser Firma mehr¬ fach unliebsames Aufsehen erregt hat. Was an der Richard-Oswald-A.-G. zunächst einmal aus¬ zusetzen ist. ist das Fehlen jeglicher Sach- und damit jeglicher Goldwerte. In einer Zeit, wo man dem Film in Bank- und Kapitalkreisen mit einem gewissen Mißtrauen gegenübersteht, sollte der Vorstand der Berliner Börse die Einführung von Papieren, denen überhaupt keine Sach¬ werte gegenüberstehen, einfach nicht zulassen, und zwar aus dem einfachen Grunde, weil selbst die schönste Film¬ bilanz nur ein Spiel mit Zahlen bedeutet, soweit Verträge. Negative usw. die alleinigen Unterlagen darstellcn. Bei dem Abschluß des Jahres 1922 sprach man davon, daß die Hauptbeträge für die ..Lady Hamilton" erst in der Bilanz 1923 erscheinen sollten. Man las Ende 1922 und im 1. Quartal 1923 von großen Uraufführungen im ge¬ samten Ausland und von dem großen Geschäft, das in diesen Bildern gemacht worden ist. Jetzt vermißt man die entsprechenden Zahlen, denn ein Sorten- und Kassenbestand von rund 406 Millionen steht natürlich heute in keinem Verhältnis zu dem. was ajs dem Verkauf zweier solcher Filme bei geordnetem Geschäfts¬ betrieb zu erreichen ist. Die Bilanz ist so aufgezogen, daß man über die wirk¬ lichen Eingänge und Ausgänge überhaupt kein Bild be¬ kommt. Man hat den Eindruck, als ob die Fiima peinlich bemüht sei. eine Übersicht über die wirklichen geschäft¬ lichen Erfolge oder Mißerfolge unmöglich zu machen. Die Debitoren von rund 208 Millionen werden vermut¬ lich Forderungen an die Tochtergesellschaften sein, über deren Wert man sich klar sein kann, wenn man berück¬ sichtigt, daß diese Beteiligungen mit tausend Mark zu Buche stehen. Unseres Erachtens hätten auch diese Debitoren erheb¬ lich abgeschrieben werden müssen, weil die Carl-Meyer- Film-G.-m.-b.-H. eine ebenso erledigte Angelegenheit ist wie die Jeßner-Film-Gesellschaft. Wenn man annimmt, daß der Sorten- und Kassenbestand von vierhundert Millionen ausreicht, um die Kreditoren von vierhundertfünfzig Millionen auszugleichen, so ver¬ bleibt nach Abzug der zu zahlenden Dividenden ein Ver¬ mögen der Gesellschaft von noch nicht einmal 150 Mil¬ lionen Mark. Das reicht selbstverständlich noch nicht einmal dazu, einen Akt des geplanten Großfilms hcrzustellen. Wir erleben also das Schauspiel, daß eine angeblich gut florierende Aktiengesellschaft, die ihre Produktion nach allen Ländern der Welt verkauft hat. noch nicht einmal imstande ist. aus eigenen Mitteln ihre nächsten Filme her¬ zustellen. Das ist nicht nur ein betrübliches Zeichen, sondern vor allem kein Grund, plötzlich über Nacht die Dividenden von dreihundert auf fünfhundert Prozent zu erhöhen. Mit Dividenden soll man keine Reklame machen, dafür ist die Angelegenheit zu ernsthaft. Mag sein, daß wir zu schwarz, sehen, weil die Bilanz zu undurchsichtig ist. Man wird, wie man die Zahlen auch betrachtet und gegeneinander abwägt, das Gefühl nicht los, als ob der innere Wert der Gesellschaft in keinem Verhältnis steht zu dem. was nach außen Sin immer von ihr erzählt wird. Das ist peinlich, besonders wenn noch Experimente da- mkoraraen, wie sie immerhin die hundertprozentigen Vor¬ zugsaktien darstellen. Wir haben an sich, wie wir schon in der letzten Num¬ mer eingehend oarlcgtcn, gegen derartige Sicherungen und in ganz bestimmten Fällen nichts einzuwenden. Jetzt aber, im Zusammenhang mit der Bilanz betrachtet, möchten wir in diesem Spcziaifal! auch diese Politik der Kichard-Oswald-A.-G. für unklug und für nicht unbedenk¬ lich bezeichnen. Wir erwarten, daß die Richard-Oswald-A.-G.. die von unserem Blatt nicht behaupten kenn, daß wir ihr gegen¬ über eine Sonderpolitik oder e ne persönliche Politik treiben, eingehend zu den angeschnittenen Fragen Stel¬ lung nimmt und zumindest diejenigen Aufklärungen gibt, die im Interesse der Klarstellung der Angelegenheit, die nicht eine Privatsache der Firma, sondern eine Angelegen¬ heit der Industrie ist. dringend notwendig sind. Erweiterung der Foreign Film Corporation Nachdem die Foreign Film Corpor;.t an Akt.-Ges. durch die Übernahme der neuen Produktion der Metro Pictures Corporation. New York, für Zentraleuropa in die Reihe der Großfirmen des deutschen Filmhandcls cingcnickt ist, hat Direktor Max N i v e 11 i eine Erweiterung der Foreign nach et ßen hin dadurch herbe.ge- lührt. daß er dem Unternehmen eigene Vertriebs- und Verleih- Zentralen in Wien. Prag und Bukarest angcschlosscn hat. Drei der Häuser in Österreich, in der Tschechoslowakei und in Rumänien sind in den Besitz der Foreign übergegangen und werden als selbständige ..Foreign-MetroAktiengesellschatten lorl- geführt. Auch für‘die Versorgung des inländischen Marktes mit Er¬ zeugnissen der Metra Pictures Corporation ist Direktor Nivelli zu einem bedeutungsvollen Abkommen ge.angt: Da der Gcsamlbe- darl der Foreign Film Corporation auf rund acht Millionen Meter kopierten Filmes geschätzt wird, wurde mit einer führenden Kopieranstalt eine Liierung dergestalt vorgenommen, daß die Foreign für einen Tagesbedarf von 20 000 Meter kopierten Filmes die volle Garantie übernimmt. „Gsi.“ Unter dem Namen „Gif (Gcrmano-lberia-Film G. m. b. H.) wurde mit spanischem und Schweizer Kapital eine neue Filmgesellschaft gegründet, die die Herstellung, den Ver¬ leih und Vertrieb von Filmen bezweckt. Kaufmännischer Ge¬ schäftsführer der G. m. b. H. ist Herr Otto Bricscmann, zum technischen Leiter wurde der Filmoperateur Willi Bricscmann be¬ stellt. ln Barcelona wurde eine Zweigniederlassung eröffnet. Die Berliner Geschäftsräume befinden sich Goltzstr. 30 (Nollen- dorf 7878|. Der Berliner Film-Index Nach dem Stande vom 15 Juli 1923 Aufgestellt von R. A. Fritz Pick Stichtag für die Erhebungen war Sonnabend. 14. d. M.