Der Kinematograph (July 1923)

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Seite 14 Nummer 857 Deutsche Hetzfilme in Oesterreich. Aus Wien wird uns berichtet, daß dort schon in aller¬ nächster Zeit einer der schlimmsten Hetzfilme, nämlich ..Die vier apokalyptischen Reiter", zur Vorführung ge¬ langen soll. Ganz abgesehen davon, daß dieses Bild, als es erschien, letzten Endes genau so gegen Oesterreich wie gegen Deutschland gerichtet war, halten wir es natürlich für un¬ denkbar, daß ein Film, der die schwersten Verleumdungen und Verunglimpfungen gegen Deutschland enthält, ausge¬ rechnet in Oesterreich vorgeführt werden soll, während selbst in ehemals feindlichen Staaten die Verbreitung unterbunden worden ist. Wir nehmen an, daß es nur einer einfachen Intervention beim Bundeskanzler bedarf, um die nötigen Verfügungen zu veranlassen. Wie man auf die Leinwand kommt. Gräfin Agnes Esterhazy, so lesen wir im „Figaro", ist eine junge ungarische Aristokratin, die, sehr schön, 22 Jahre alt, sich dem Kino zugewandt hat. (Sie gehört gegenwärtig der Trianon-Filmcomp. in Berlin an.) Das ist das Ergebnis eines langen und seltsamen Abenteuers. Vor zehn Jahren besuchte die junge Dame, damals noch in sehr jugendlichen Jahren stehena, zum ersten Male ein Kino und erklärte ihrem Vater, sie wolle sich der Lichtspiel¬ kunst widmen. Der Graf, ein ungarischer Aristokrat aus altem Geschlecht, war empört und erklärte den Einfall für verrückt. Aber seine Tochter beharrte auf ihrem Ent¬ schluß, so daß er sie, damit sie auf andere Gedanken käme, auf seine wcitabgelegencn Güter schickte. Sie sah ihren Vater und ihre Mutter nun nur noch einmal im Jahre. Und jedesmal wiederholte sie ihren Entschluß. Schließlich kündete der Graf ihr in seinem Zorn an. er würde sie in ein Kloster stecken, sobald sie großjährig geworden wäre. Aber am Abend, bevor sie den Schleier nehmen sollte, gelang es ihr. nach Budapest zu entfliehen und von einer kincmatographischen Gesellschaft engagiert zu werden. Der Graf erfuhr davon durch die Presse und ließ seiner Tochtendas Auftreten polizeilich verbieten. Nun flüchtete die junge Gräfin Esterhazy nach Deutschland — wo nichts ihrer künstlerischen Betätigung im Wege stehen wird. Der beliebteste deutsche Filmstar. Die „Neue Illustrierte Film-Woche" hatte an ihre Leser die Frage gerichtet, wer der beliebteste deutsche Filmstar sei. Das Interessante an dem Ergebnis ist die Zahl der abge¬ gebenen Stimmen: 163 261 — eine Zahl, die in einem merk¬ würdigen Mißverhältnis zu der Auflage des genannten Blattes steht. Da sich diese Abstimmungsresultate über sechs ver¬ schiedene Nummern ausdehnen, so ist anzunchmen, daß ein Teil der Leser sechsmal seine Stimmen zugunsten des Gewählten erhoben hat. In der Einleitung zu dem Wahlergebnis bemerkt die Redaktion: Es ist uns besonders aufgefallen, daß dieser oder jener Star von irgendwelcher Seite derartig forciert wurde, daß wir korrigierend eingreifen mußten. ln welcher Weise die Korrektur erfolgt ist, wird nicht bemerkt. Wir nehmen aber an, daß sie mit Fachkenntnis und Objektivität geschehen ist, weil die Preisträgerin Lya Mara tatsächlich zu den populärsten deutschen Stars zu rechnen ist. An zweiter Stelle steht Lya de Putti, an dritter Henny Porten. Dann folgen mit einem Abstand von nur wenigen Stimmen Gunnar Tolnaes. Conrad Veidt, Eva May, Harry Liedtkc und mit weiteren rund tausend Stimmen Abstand Lil Dagover und Harry Piel. Während Ernst Hofmann 9798 Stimmen erzielte, bringt es Emil Jannings nur auf 659, Paul Hartmann, um bei den männ¬ lichen Darstellern zu bleiben, hat über 2100 Stimmen und Fritz 2190, obwohl er doch eigentlich in größeren Rollen in letzter Zeit gar nicht in Erscheinung getreten ist. Mierendorff kommt auf 1325 Stimmen, Olaf Storni hat 859 Stimmen auf sich vereinigt. Das sind Abstimmungen, die dem Fachmann ein leises Kopfschütteln abnötigen, und die natürlich so gut wi- gar keine praktische Bedeutung haben. Schneider Wibbel filmt. Hans Müller-Schlösser, der Verfasser des „Schneider Wibbel", der sich auch schon vielfach als Schauspieler erfolgreich betätigte, hat für die Düsseldorfer Tosca-Film G. m. b. H. eine Reihe von Grotesken geschrieben, in denen er auch selbst als Darsteller mitwirken wird. Die Aufnahmen sollen unter Leitung von Hansjürgen Völckcr in den kleinen Städtchen am Niederrhein statt¬ finden, die sicherlich für derartige Filme einen entzücken¬ den Hintergrund abgeben. Juli-Löhne der Münchener Kinomusiker. Die Löhne der Münchener Kinomusiker werden für die 1. Juli-Hälfte um 80”.,, für die 2. Juli-Hälfte um 120% der Juni-Löhne erhöht. Nachforderungen für Juli wurden dabei ausgeschlossen. Es erhalten demnach im Juli je nach den Theaterrang¬ klassen: Streicher und Bläser (ganzer Dienst) 1 528 827 bzw. 1 145 875 und S58 656 M.; Klavierspieler (halbei Dienst) 909 517 bzw. 669 170 und 478 694 M. Das Saiten¬ geld beträgt für Geiger 6000 M„ für Cellisten und Bassisten 12 000 M. Als Zuschlag für Leitung oder Notenstellen sind 12 800 bzw. 7200 und 4000 M. festgesetzt. Münchener Neugründung. Die „Flag" in München hat in Gemeinschaft mit der Grotesk-Schauspielerin Dorry Renü eine Tochtergesell¬ schaft gegründet: die Dorry-Renü-Grotesk-Film G. m. b. H. Es ist geplant, jährlich etwa 12 Film-Grotesken zu drehen. Den Vertrieb wird die „Flag" besorgen, die auch die Ge¬ schäftsführung übernimmt und ihr Atelier stellt. „Fridericus-Rex-Lichtspiele.“ Der Leiter der Münchener Ufatheater hat auf dem Aus- slcllungsgelände den früheren Tanzpavillon in ein Kino, die „Fridericus - Rex - Lichtspiele", umgewandelt. Das Theater, das größte in München, ist vorläufig ausschlie߬ lich dem „Fridcricus-Rex-Film" gewidmet, der während des Turnfestes ununterbrochen vorgeführt wird, nachdem er in der Stadt selbst bald mehrere Monate gelaufen ist. Die Emelka-Kultur-Film-Gese Ilse halt (Eku). Um auch in München und Süddeutschland dem Kultur¬ film diejenige Stätte zu schaffen, die dem Rang und der ihr zukommenden Bedeutung nach diesem jüngsten Zweige der Filmindustrie gebührt, haben die Münchener Licht- spielkunst-A.-G., die Neue Kincmatographische Gesell¬ schaft m. b. H. in München und die Moeve-Film G. m. b. H. in München gemeinsam eine neue GeseUschaft er¬ richtet, die ausschließlich dem obengenannten Zwecke dient und den Namen „Emelka-Kultur-Film G. m. b. H. (E k u)" trägt. Die N. K. G. und die Mocve. die ihr angegliedert sind, gehen nicht in der neuen Emclka-Kulturgesellschaft auf, sondern bleiben bestehen und entsenden je einen Ver-