Der Kinematograph (July 1923)

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Nummer 857 Oer Kincmotopropfi Seite 23 wmmmmmmmKmmmmmammmummmmmmmBmmmam mm Vom Werden des Films D er moderne Kulturmensch benutzt im täglichen Leben Hunderte von Dingen, über deren Entstehen ersieh wenig Kopfzerbrechen macht: sie sind da und das genügt ihm. Lnsere Väter haben im weltfremden Klcinstädtchcn wohl als Knaben dem auf dem Dreibein hockenden Schuh¬ macher zugcschaut und miterlebt, wie ein Stiefel entstand, aber die Enkel werden es nur noch vom Hörensagen wissen, daß man so was ohne Maschinen mit den ein¬ fachsten Werkzeugen, aber mit dem erforderlichen Hand¬ geschick herstellen kann. Wie Leuchtgas gewonnen wird, hat wohl der oder jener, den ein glücklicher Zufall in eine Gasanstalt geführt hat. gesehen, und doch hat unter all den vielen, die jahraus jahrein z. B. in Berlin ar dem Kiesengasbehältcr zwischen den Stationen ..Groß- Görschenstraße" und ..Schöneberg" vorbeifahren, viel¬ leicht einer oder zwei auf Zehntausend einen Blick in die Rctortenhäuser getan. Ähnlich oder wohl noch viel ungünstiger liegt es mit uns Filmleuten. Wir arbeiten tag- täg.ich mit dem Film und für den Film, entstehen sehen hat ihn aber noch so gut wie keiner von uns: käme er von einem fernen Stern auf die Erde, so könnte seine Geburt uns kaum fremder sein, als sie es tatsächlich ist. Es wird deshalb mancher mit Freuden begrüßen, da? die Aktien-Gesellschaft für Anilin-Fabrikation mi'. ihrem ..Handbuch für Kinofilm" wenigstens einen flüchtigen Blick au! das Werden unseres Rohstoffes gestattet, wenngleich sie es aus Gcschäftsrücksichten vermieden hat. auch nur ein Zipfelchen von dem Schleier zu lüften, hinter dem sich so überaus viel Interessantes bergen dürfte. Aber das, was wir hier erfahren, gibt uns doch wenigstens einen Überblick über den Umfang und die wirtschaftliche Be¬ deutung der größten Filmfabrik in der alten Welt. So dünn der Film auch ist. so verbraucht die Agfa doch im Monat nahezu 100 Tonnen Baumwolle, urr im Zusammenwirken mit 150 Tonnen Schwefelsäure und 500 Tonnen Salpetersäure die erforderliche Menge Kollodium¬ wolle zu erzeugen. Über die Menge des verbrauchten Kampfers besagt das Handbuch zwar nichts, wir wissen aber aus anderen Quellen, daß in dem fertigen Film bis zu ein Sechstel von diesem enthalten ist. Interessant ist aber die Bemerkung, daß während des Krieges kampfer- freier Film in großen Mengen in den Verkehr kam, daß man aber, seitdem wieder Kampfer zur Verfügung steht, zu ihm als dem weitaus besten Gelatinierungsmittel für die Nitrozelle reumütig zurückgekchrt ist. Den Bestre¬ bungen, alte abgespielte und von der photographischen Schicht befreite Filme zu lösen und aus ihnen neue Filme durch Umgießen zu erzeugen, steht die Agfa ab¬ lehnend gegenüber, da Bedenken hinsichtlich der inneren Stabilität des umgegossenen Zelluloids bestehen, weiß man doch nicht, ob dieses bei den photographischen Pro¬ zessen nicht Einwirkungen ausgest tzt war, die das che¬ mische Gefüge rgendwie ungünstig bce'nflussen konnten. Als Lösungsmittel spielen Äther. Alkohol und Benzol wenigstens bei uns die Hauptrolle, während der glück¬ licher gestellten amerikanischen Filmindustrie die teueren wie Amylaze'.at, Azeton und Essigither in reichlicherem Ausmaß zur Verfügung stehen dürften. All diese Lösungs¬ mittel machen in Anbetracht ihrer eigenen leichten Ent¬ zündlichkeit, wie derjenigen der Nitrozellulose, weitgehende Vorsichtsmaßregeln gegen Feuersgefahr im Verlauf des Herstellungsverfahrens notwendig. Daß deshalb auch die nortnalspurige Fabrikbahn mit feuerlosen Lokomotiven fährt, um das Funkensprühen zu vermeiden, sei nur neben¬ bei erwähnt. Die wesentlichsten Rohstoffe bei der Herstellung der lichtempfindlichen Schicht sind Gelatine und Silber. Für beide ist im Laufe der Zeit die Kincindustrie die stärkste Verbraucherin geworden, werden doch monatlich die Köpfe und Hautabfällc von etwa 250 000 Kälbern be¬ nötigt. Temperatur. Feuchtigkeit und vollständige Staub¬ freiheit der Luft spielen bei der Herstellung und Verarbei¬ tung der lichtempfindlichen Gelatine eine hervorragende Rolle. So müssen denn stündlich 600 000 Kubikmeter Luft gereinigt und auf die erforderliche Temperatur gebracht werden. Der Temperierung der Luft und dem Abkühlen der Gelatine usw. dienen insgesamt 12 Kühlmaschinen mit einer Tagesleistung von je 600 000 Kilogramm Eis bei ununterbrochenem Betrieb. Der Ausgangsstoff für den fertigen Rohfilm, die aus Nitrozellulose, Kampfer, Lösungsmittel bestehende¬ schwach gelbliche Gießlösung, etwa von der Zähigkeit IO.L.A.G. Bas ist die bekannte und beliebte Original Plag Spiegellampe der Firma OSCCfJ* Ü€ITkQC Akt.-Ges. Berlin SW 4S. t riedrlUystrafU 220 Verkauf stellen werden Interessenten gern nacQgewiesen