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17. Jahrgang, Nr. 860 61 Berlin, 19. August 1923 Der neue Kurs Randbemerkungen zur Hamburger Tagung von A r o s. B is zum letzten Augenblick war die große Tagung in Frage gestellt. Belagerungszustand, gewaltige Reise¬ kosten, vielleicht auch Unklarheiten und Unstimmigkeiten hielten manchen fern. Die süddeutschen Verbände hatten Schecr Vollmacht er¬ teilt. Rheinland fehlte ganz und war nur inoffiziell durch Riclimann -Minden vertreten. Es scheint dort unten genau wie in der großen Po¬ litik zwei Rich¬ tungen zu geben: Separatisten, die sich auf den Stand¬ punkt stellen, daß der Starke am mächtigsten allein sei. aber auch Reichsverbands- treunde, die sich an dasandereWort des gleichen Dich¬ ters halten, das be¬ hauptet, daß nur Einigkeit stark mache. Hamburg be¬ deutet einen Wen¬ depunkt in der Geschichte des Reichs verbands. Wenn man histo¬ rische Parallelen ziehen will, könnte man sagen: einen Rückschritt. Sieht man die Sache nun aber von der praktischen Seite aus, dann lassen sich nur nach Lage der Dinge gewisse Vorteile erkennen. Es gab eine Zeit, da sah man die wichtigste Aufgabe des Ausbaus in der Organisation von Landesverbänden, die, mit geringer Selbständigkeit ausgestattet, das eiserne Gerippe bilden sollten, auf das sich der Reichsverbands¬ bau stützte. Jetzt heißt die Parole: Los von den Untergruppen, die durch ihre eigenwillige und sonderbündlcrische Politik die Gesamtarbeit lähmten und hemmten. Der Rcichsverband kennt in Zukunft nur Einzclmitglie- der, die in einer Generalversammlung ein Direktorium wählen, das die Geschäfte souverän führt und das vor¬ läufig die gleiche Zusammensetzung aufweist wie der alte Vorstand des Reichsverbands. Die Vertreter der ver¬ schiedenen Bezirke stellten den geschlossenen Beitritt aller ihrer Mitglieder in Aussicht. Das erscheint uns optimistisch, denn es handelt sich jetzt, wie Scheer sehr richtig bemerkte, nicht nur um den Beitritt, sondern auch um das Bezahlen des Beitrages. Es gilt nicht nur. Reden zu halten, sondern auch Mittel bereit¬ zustellen, um den Verband lebens¬ fähig zu erhalten. Nach der Eise¬ nacher Begeiste¬ rung und nach der einmütigen und beinahe feierlichen Bekundung rest¬ loser Opfcrwillig- keit berührte es ebenso komisch wie eigenartig, im Bericht des Gene¬ ralsekretärs zu hören, daß manch¬ mal noch nicht einmal das Geld für die Brief¬ marken oder für das Briefpapier vorhanden war. und daß man die Stenotypistin ent¬ lassen mußte, weil die Gelder für das Gehalt nicht ein¬ zutreiben waren. Die Kassen verhäl t- nisse müssen derartig schlecht gewesen sein, daß ein Vorstandsmitglied in einem Rundschreiben an die anderen die Entlassung des Generalsekretärs anregte, weil er per¬ sönlich nicht die Verantwortung oder die Haftung tragen wollte. Durch das neue Organisationssystem soll das vermieden werden. Man steht anscheinend auf dem richtigen Stand¬ punkt, daß es besser ist, zwei-, dreihundert zahlende und mitarbeitende Mitglieder zu haben als tausend, die nur die Arbeit erschweren und gefährden. Scheer, der Vorsitzende, hatte seinen guten Tag. Seine Rede, die auf Verbandskosten gedruckt und verbreitet