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t>cr Rfticmotogropfi Seite 10 wird, war filmpolitisch klug und zeigte, daß man bei den Theaterbesitzern die Situation klar erlaßt hatte. Es wurde einwandfrei erklärt, daß man die Notwendig¬ keit von Teuerungszuschlägen nach Maßgabe der wirt¬ schaftlichen Entwicklung anerkenne, ind daß es unbe¬ dingt notwendig sei. auch die Eintrittspreise, wenn es sein müsse, im D-Zug-Tempo hinauf zu; etzen. Man for¬ derte nur. daß eine Zusammenarbeit erfolge, schon aus dem Grunde, weil ja die Preispolitik der Kinotheater stark beeinflußt würde von den Löhnen, nicht etwa des Theater¬ personals, sondern der großen Masse, sowie von verschie¬ denen anderen Imponderabilien, die sich aus der Tatsache ergeben, daß die höheren Preise erst darn gezahlt werden, wenn die Besucher sich erst einmal an die Steigerung auf anderen Gebieten gewöhnt haben. Scheer betonte ausdrücklich, daß das nicht eine Ausrede sei, um vielleicht ein paar tausend Prozent abzuhandeln, sondern er bewies einleuchtend, daß es sich meistens nur um Fristen von acht oder vierzehn Tage handle, die ja schließlich praktisch nur einmal — nämlich beim Anfang — in die Erscheinung treten. Den Kampf gegen den Zentralverbard als Ganzes will man aufgeben. Das Schwergewicht Cer Verhandlungen und der Auseinandersetzungen wird auf den Einzelfall gelegt. Das erscheint uns außerordentlich richtig, denn, w<e schon so oft an dieser Stelle au&geführt. landclt cs sich ja bei den meisten Beschwerdcfällen gar nicht um den Teue¬ rungszuschlag, sondern um den Grundpreis, der in einigen Fällen, die uns vorliegcn, auch entschieden zu hoch ist. Es gibt mittlere Theaterbesitzer, die vor einem -Jahre für ein Wochenprogramm sechzigtausend Mark bewillig¬ ten, weil ihnen der Reisende beim Abschluß auseinander- setzte, daß diese Summe beinahe wertlos sei. wenn der Film gespielt und die Miete gezahlt würde. An eine Teuerungszuschlagpolitik im heutigen Sinne hat man dabei niemals gedacht. Wir sind überzeugt, daß auch der Verleiherverband zu¬ geben wird, daß es im Augenblick unmöglich ist, drei Milliarden Leihmiete pro Woche zu zahlen, besonders wenn es sich um einen Film der vorjährigen Produktion handelt, bei dem Lizenz und Kopie diesen Betrag ins¬ gesamt noch nicht einmal erreichten. Man wird cinwenden, daß die Härte-Kommission hier schon einen Ausgleich schafft. Davon sind wir nach unserer Kenntnis der Dinge ohne weiteres überzeugt, Nummer S60 61 genau so. wie wir uns denken können, daß in derartigen Grenzfällen der Verleiher von sich aus schon zu einer Reduktion schreitet. Aber solche tatsächlich vorkommenden Verträge dienen dazu, die Pferde scheu zu machen. Sie bringen den Theaterbesitzer auf den Gedanken, daß eigentlich jeder zu viel zahle, bringen ihn in ein Verhältnis zum Verleiher, das im Interesse beider Teile vermieden werden müßte. Der beste Weg scheint uns hier das Zusammenarbeiten der Organisationen innerhalb einer Kommission, deren Votum ja nicht entscheidend zu sein braucht, aber als Grundlage für den endgültigen Beschluß des Verbands¬ vorstands der Verleiher dient. Der Reichsverband ist bei der Auseinandersetzung mit dem einzelnen auf ein neues Mittel gekommen. Scheer nennt es die „stille Solidarität", und er meint damit den Boykott in einer wirtschaftlich anständigen und erlaubten Form. Es ist nicht ausgeschlossen, daß dieses Druckmittel in dem einen oder andeien Falle zur Wirkung kommt, es ist aber einem zweischneidigen Schwert zu vergleichen, weil es unter Umständen dahin führen kann, daß man dem Konkurrenztheater die Qualitätsproduktion in die Hände spielt, während man sich selbst mit guter. Filmen behelfen muß, die aber gerade in diesem Theater oder an diesem Platz nicht so zugkräftig sind wie jene Werke, die man aus Gründen der stillen Solidarität nicht spielt. Alle anderen Beschlüsse sind von untergeordneter Be¬ deutung. Man wird versuchen, durch gemeinsamen Ein kauf von Glühlampen, Kohlen usw. den Mitgliedern Er¬ sparnisse zu schaffen, wird verschiedene Tagesfragen, wie sie die Prüfung der Vorführer, die Versendung von Filmen auf der Bahn, die Zugehörigkeit zur Berufsgenossen¬ schaft für Elektrotechnik usw. darstcllcn, durch ent¬ sprechende Eingaben klären und beeinflussen, wird in erster Linie jene Verleihfirmen bevorzugen, die durch er¬ mäßigte Teuerungszuschläge, gemeinsame Bestellscheine usw. dem Reichsverband entgegenkommen. Aber das sind Dinge, die, von höherer Warte aus gesehen, ziemlich un¬ wesentlich sind. Die Beschlüsse Hamburgs müssen sich auswirken. Man wird die Taten abwarten müssen, in der Hoffnung, daß inzwischen doch eine Verständigungsformcl gefunden wird, deren Grundlage im Leitartikel unserer letzten Nummer angedeutet war. /In unsere Ceser! Zweimal haben unsere Leser vergeblich auf das Er¬ scheinen des „Kinematograph“ gewartet. Zwingende Gründe führten zu dem schweren Entschluß, das Er¬ scheinen vorübergehend einznstellen, weil sich im tech¬ nischen Betrieb Zustände entwickelt hatten, die für die Majorität der Arbeiter ebenso unerträglich waren wie für den Verlag. In kurzen, knappen Umrissen kann darum in dieser Nummer, die last unmittelbar nach der Wiedereröffnung unserer Betriebe erscheint, das Wesentliche erörtert werden. Die Karikatur der Woche mußte fortfallen, weil die Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit die Herstellung von Zeichnung und Cliche unmöglich machte. Von den Anzeigen wurden nur diejenigen aufgenommen, die noch aktuelles Interesse haben. Ein Teil wurde für die folgende Nummer zurückgestellt, weil die katastrophale Lage im Zeitungsgewerbe auch dem räumlichen Umiang des „Kinematograph“ Grenzen stellt. Wir sind überzeugt, daß unsere Leser unsere Gründe nicht nur verstehen und würdigen, sondern auch darüber hinaus glauben, daß alle Maßnahmen, die getroffen worden sind, anch im Interesse unserer Freunde und Bezieher gelegen haben.