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Seite 20 t>cc Rtncmotoqrapft Nummer 860 61 So weit leistungsfähige Filmfirmen Jas Atelier miet¬ weise in Anspruch nehmen, soll eventuell eine teilweise Finanzierung dadurch durchgeführt werden, daß man Leihmiete, Fundus. Bauten usw. als Anteil an der Her¬ stellung betrachtet. Auch direkte fin; lziellc Beteiligung in besonders gearteten Fällen soll in Betracht gezogen werden. Die Neumann-Produktion, die zurzeit in Staaken I. N. R. I. dreht, ist eine absolut selbständige Gesellschaft. Sie wird auch in den nächsten Tagen in die Form einer Aktiengesellschaft gekleidet, ein rein formaler Vorgang, der bei der Ausdehnung des Unternehmens und bei der Größe der darin investierten Kapitalien eigentlich selbst¬ verständlich ist. In München wurde aus der Bavaria-Film G. m. b. H. ebenfalls eine Aktiengesellschaft gemacht, in deren Auf¬ sichtsrat als Vertreter der Emelka Justizrat Dr. Rosen¬ thal. Bankdirektor Alfons Christian und Direktor W. Kraus sitzen, während der Gründer und Leitet der Bavaria, Herr Wagowski, durch seinen Vater Max Wagowski und Kauf¬ mann Paul Nathan vertreten ist. Das Grundkapital beträgt hundert Millionen Mark, ein Betrag, der lächerlich gering anmute’., weil man weiß, ■welche Summen allein bis jetzt in den Großfilm vom Untergang Trojas investiert sind. Von sehr starkem Interesse sind dann noch in handels¬ politischer Beziehung die Vorgänge bei der National- Film-Aktiengesellschaft, deren Aktienmajorität von einer Gruppe erworben wurde, die bisher keinerlei Film¬ beziehungen hatte. Fs scheint, als ob zwischen dieser Majoritätengruppc und Prominenten-Mitgliedern der bisherigen Verwaltung gewisse Differenzen bestehen, deren praktische Wir¬ kungen sich erst nach der außerordentlichen General¬ versammlung am 16. August zeigen können. Die Vertreter der bisherigen Aktienmajorität haben ihre Aufsichtsratsposten niedergelegt. Wer in Zukunft den Vorsitz führen wird, steht noch nicht ganz fest. Man sucht nach einer entsprechenden deutschen Persönlich¬ keit. weil die Erwerber der Aktienmajorität Ausländer sind, und weil es immerhin paradox sein v ürde, ausge¬ rechnet bei einer ..National-Film A.-G." an die Spitze des Aufsichtsrates eine Persönlichkeit aus fremdem Land Man verstehe das rieht falsch. Wir haben immer auf dem Standpunkt gestanden, daß die deutsche Filmindustrie nur gewinnen kann, wenn sich außerdeutsches Kapital für sie interessiert. Wir finden es für selbstverständlich, daß amerikanische Konzerne an die Spitze ihrer deutschen Tochtergesellschaft Amerikaner stellen, daß in der Lei¬ tung russischer Firmen Russen an maßgebender und ent¬ scheidender Stelle sitzen. Aber so lange man Wert darauf legt, einen Konzern als rein deutsch anzusprechen, muß natürlich auch die Verwaltung in deutschen Händen liegen, besonders wenn man über Leute verfügt, die in der Filmindustrie einen anerkannten Namen haben. Die „National-Film A.-G “ verfügt über recht gute Sachwerte und war auf dem besten Wege, sich ausge¬ zeichnet zu entwickeln. Es wäre bedauerlich, wenn der Wechsel der Aktienbesitzer nach dieser Richtung hin irgendwie sich hindernd in den Weg stellte. An der Börse haben „Nationalaktien" im allgemeinen in gleichem Maße die Bewegung mitgemacht, wie sie bei allen Filmwerten zu verzeichnen ist. Zurückgegangen ist ledig¬ lich Oswald, wahrscheinlich aus dem Grunde, wie im „Kinematograph" mehr oder weniger ausführlich be¬ handelt. Merkwürdig vernachlässigt sind Aafa-Aktien, deren Kurs für jeden, der die Verhältnisse genau kennt, gerade¬ zu befremdend niedrig ist. Es scheint, daß die Verwaltung aus ganz bestimmten Gründen den Kurs niedrig hält, um nachher eine desto größere und intensivere Steigerung durchzuführen. Bei der „Ifa" spricht man von einer großen amerikani¬ schen Kombination, die darin ihren Ausdruck finden soll, daß sich die Ausländer mit rund hunderttausend Dollar an einem deutschen Unternehmen in irgendeiner Form be¬ teiligen und vor allem die gesamte Produktion für Amerika übernehmen. Die „Ifa" soll umgekehrt Vertriebsmittclpunkt für das gesamte europäische Gebiet sein. Das bedeutet natürlich nach jeder Richtung eine Stärkung der Position dieses jungen Konzerns, der auch in seinem Produktionsprogramm außerordentlich vorsichtig und geschickt vorgeht. Die Steigerung dieser Aktien an der Börse ist durchaus berechtigt und bleibt eigentlich immer noch hinter dem zurück, was tatsächlich bezahlt werden müßte. Im übrigen ist in den nächsten ^agen der Abschluß der „Terra" zu erwarten der sicher, wie immer, ein ausge¬ zeichnetes Bild bieten wird und dci. wenn man das Börsen¬ technische ansehen will, wiederum eine erhebliche Steige¬ rung des Kurses bringen wird. Aber was bedeuten schon all diese Kursstc'gcrungen im Vergleich zur Bewegung des Dollars? Letzten Endes eine Entwertung. Aber das ist nicht nur bei Filmaktien so, sondern bei allen Papieren. Es ist ein Zeichen der Zeit, das auch nicht durch Valutaeingänge und durch Teue¬ rungszuschläge ausgeglichen werden kann. Verkaufsbüro: Berlin SW 48. Friedrichstr. 218 Telephon: Lützow 3627