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Seite 2 Nummer 867 68 was er gütlich nicht einsehen will, daß zwar große Namen eine starke Anziehungskraft haben, daß aber schließlich ein besseres Resultat herauskommt. wenn man einen guten, brauchbaren anderen Darsteller zu verhältnismäßig billi¬ geren Gagen bringt. Es fehlt der Diktator — aber der Schrei nach ihm wird in absehbarer Zeit nur theoretische Bedeutung haben, weil die dazu notwendigen großen umtassenden Organisa¬ tionen nun einmal nicht vorhanden sind. Die Fabrikanten stehen in zwei getrennten Lagern da. Wenn man die praktische Arbeit des Jahres mit den theoretischen Forderungen in der letzten Generalver¬ sammlung vergleicht, möchte man laden, wenn cs nicht Man wählte Herrn Kallmann nicht wieder, weil er zu wenig Aktivität zeigte. Man führte eine Spaltung her¬ bei. blieb im kleinen Kreise zusammen, ohne aber auch nur ein Jota von dem durchzuführen, was man mit Emphase bei jenem Scheidungstermm als Scheidungs¬ grund angab. Die Großen gründeten einen neuen Verband, um den Schreiern einmal zu zeigen, daß sie es besser könnten. Das Resultat: kläglich, kläglich! Der Reichsverband mußte einen Teil seiner Mitglieder ausschiffen, weil sie sich nicht bereitfinden konnten, die Beiträge zu bewilligen. Er ist kleiner, vielleicht in sich stärker geworden, aber es fehlt ihm für entscheidende Maßnahmen deshalb wieder eine ganze Reihe von deut¬ schen Theatern, die im entscheidenden Augenblick Außenseiterpolitik treiben könnten. Der starke Vcrleihcrvcrband hat auch einige Mit¬ glieder verlieren müssen. Im Augenblick macht das für ihn nicht sehr viel aus, weil diejenigen Firmen, auf die es ankommt, fest bei der Stange bleiben, und weil mit den Firmen, die sich nicht an die Vcrleihcrkonvention halten, trotz ihrer Bedeutung und ihrer Größe, der deutsche Theaterbesitz allein nicht auskommen kanr. Aber es mehren sich die Zeichen, daß diese rücksichts¬ lose Steigerung der Leihpreise einfach an Hand des In¬ dexes nicht mehr durchgeführt werden kann. Es ist uns bekannt, daß viele Betriebe zwar den je¬ weiligen Multiplikator benutzen, dafür aber den Grund¬ preis nicht unerheblich herabsetzen. Rein theoretisch bleibt natürlich nach wie vor der Picksche Index die allein mögliche Verkandlungs- und Bercchnungsgrundlage. Aber es scheint, als ob die Steigerung der Eintritts¬ preise in den Theatern eine gewisse natürliche Grenze hat, die gerade in diesem Augenblick des Überganges nicht überschritten werden kann. Wer an einem Tage der Preiserhöhung einmal die Kasse eines großen Berliner Lichtspieltheaters beob¬ achtet, wird einen erheblichen Prozentsatz der Besucher bemerken, der wieder umkehrt, sobald die Kasscnschilder ihm anzeigen. daß die Eintrittspreise wiederum an¬ gezogen haben. Wir können auf diesen Umstand um so eher hinweisen. als wir in der schärfsten Form möglichst minutiöse An¬ passung der Eintrittspreise an die Teuerung gefordert haben. Aber wir müssen darauf aufmerksam machen, daß es in anderen Branchen heute eine ganze Reihe von Geschäften gibt, deren Tagesumsätze noch nicht einmal ausreichen. Personal. Beleuchtung und Heizung zu zahlen. Diese Betriebe zehren von der Substanz und setzen bewußt in der Hoffnung zu. daß diese Wirtschaftskrise, in der wir uns befinden, zu überwinden ist. Wir wissen, daß der Verleihe- lange genug zugesetzt hat, kennen aber auch die Schwierigkeiten, in denen sich der Theaterbesitz befindet. Es ist müßig, zu fragen, wie das gekommen ist und inwieweit Selbstschuld mitspricht. In einer Zeit, wie wir sie jetzt erleben, muß man in erster Linie mit den Tatsachen rechnen und nur soweit nach den Ursachen forschen, als sie notwendig sind, um den Weg zur Besserung zu finden. Wir glauben, daß der Ausweg nur in einer Ein¬ schränkung liegt, in einer Ersparnis innerhalb der Be¬ triebe selbst, in einer möglichst rationellen Ausnutzung der verfügbaren Kopien, in einer möglichsten Beschrän¬ kung des Programms, in einer Ersparnis an Personal, so bitter das für die Angestellten auch ist. in einer Be¬ schränkung des Reklamematerials auf das Notwendigste, in einer Steigerung der Zahl der Vorstellungen — kurz¬ um, in Verbesserungen und Ersparnissen innerhalb des Betriebes. Es hat keinen Zweck heute, daß der Verleiher be¬ hauptet, der Theaterbesitzer zahle zu wenig, oder wenn der Theaterbcsitzer sich darauf beruft, daß der Verleiher ihm zu viel abnehme. Es wird unter dem Druck und Zwang der bitteren Not zu Verständigungen kommen, die aber nur dann Zweck haben, wenn jeder einzelne den Ausweg sucht, den Aus¬ weg. der uns wenigstens hinübcrrcMt t in die nächsten Wochen, die hoffentlich wenigstens in etwas eine Bes¬ serung und Festigung bringen. Ein neues Berliner Filmatelier aus einem Tanzsaal werden kann! Eine Stätte, die ” früher der schneUdahineilenden Lust diente, ein Raum, der vom festlichen Treiben der Menge widerhallte, ist von der Phoebus-A.-G. in ein Filmatelier verwandelt und einer Bestimmung übergeben worden, die das Leicht¬ genossene, das bald Vergessene für immer im Bilde fest¬ hält. In der Hasenheidc liegt das nunmehr fcrtiggestellte Atelier. Es hat eine Größe von rund 800 qm und reicht somit für alle nicht übermäßig großen Atelieraufnahmen aus. Eine eigene Lichtzentrale versorgt das Atelier mit 100 Ampere-Gleich- und »750 Ampere-Wechselstrom. Der Lampenpark besteht aus 30 Oberlichten. 10 Weinrot-, 6 Vierlicht-. 4 Photobirnenlampen und 16 Scheinwerfern. Modernste Herrichtung des ganzen Ateliers — versteht sich. Ein eigener Fundus läßt Ungeahntes erhoffen. Zurzeit wird an einem Film gearbeitet, der den Titel „Das Kind der Berge" trägt. Das Manuskript hierzu schrieben Rolf E. Vanloo und C. Braun. Regie führt Robert Dinescn. Beschäftigt sind u. a. Lya de Putti, Anton Pointncr. Alfred Hase. Paul Otto und Harry Hardt. Die Bauten sind von dem Architekten Herrmann ent¬ worfen, die Hilfsregic führt Alfred Kern. Die Photo¬ graphie wird von Sophus Wangö besorgt. Während unseres Besuchs im Atelier (die Führung durch die Räume hatte in liebenswürdigster Weise Direk¬ tor Hess übernommen) wurde eine der ersten Szenen des neuen Films gedreht. Lya de Putti als Tochter eines Balkanfürsten, das „Kind der Berge" — in feschem Dreß, entzückend burschikos — mimte Trotz. Ihr sekundierten Paul Otto und Alfred Hase. Robert Dincsen korrigierte eifrig. Er wird mit seinem Ensemble bereits in nächster Woche nach dem Balkan aufbrechen, wo der Hauptteil der Aufnahmen des „Kindes der Berge" gemacht werden soll. Glück und Erfolg! Glück zu. vor allem der Phoebus- A.-G. in ihrem neuen Filmatelier!