Der Kinematograph (October 1923)

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Seite 4 !»er Rincmotogropfi Nummer 869 Neues aus dem Ausland Das höchste Filmhoncrar. Die englische Filmdiva Lady Diana Coopcr ist. wie die ..Revue suisse des Cinema" berichtet, \on dem amerikani¬ schen Theaterimpresario M. Moris G .'st für eine Haupt¬ rolle in dem Schauspiel „The Miracle" - „Das Wunder" — gewonnen worden. Sie hat sich zunächst nach Salzburg begeben, um mit Professor Max Reinhardt, dem Spielleiter von „The Miracle", zusammenzutreffen Dann gedenkt sie. sich eine Weile in einem Kloster aufzuhaltcn. „um die richtige Stimmung für ihre Rolle zu bekommen" Und im November reist sie nach Amerika. Der angegebenen Quelle zufolge wird Lady Diana Cooper das höchste Honorar erhalten, das bisher einer englischen Schauspielerin in den Vereinigten Staaten gezahlt worden ist. Nach diesem kleinen Abstecher wird sie zum Film zurückkehren. Film Schriftsteller. In der Pariser Zeitung „Le Journal" schreibt deren Mit¬ arbeiter Chataignier: „Damit die Schriftsteller sich mehr für das Kino interessieren, muß vor allem der jämmerliche Brauch, sie nicht bei der Ausführung ihres Szenariums an¬ wesend sein zu lassen, beseitigt werden. Ferner muß man ihnen eine finanzielle Beteiligung gewähren, wie beim fheater. Im Augenblick gibt cs kein anderer Hilfsmittel, damit weniger minderwertige und dumme Filme hergestellt werden." Dazu bemerkt die Fachzeitschrift „Hebdo-Film“: „Und dann wäre vielleicht noch etwas anderes nötig. Nämlich, daß wir uns nicht an die „Autoren" wenden, d. h. an Leute, die den Film nur als eut Mittel, nebenbei etwas Geld zu verdienen, ansehen, da sie von der Literatur, der sie ihr ganzes Interesse zuwenden, erwarten, auf den Gipfel des Ruhmes geführt zu werden. Man sollte vielmehr dahin wirken, eine Kategorie von schriftstellerischen Spezialisten zu schaffen, die nur für den Film arbeiten und sich ihm ausschließlich widmen." Freilich fügt die Zeitschrift diesen Sätzen selbst die wenig hoffnungsvolle Frage hinzu: „Aber ist dies möglich?“ Der Athlet als Filmschauspieler. Von einem neuen männlichen Filmstar, der die meisten bisherigen im wahrsten Sinne des Wortes „überragt", wird aus Australien gemeldet. Victor McLagien heißt diese neue „Größe”, die mehr als sechs Fuß hoch ist. Victor McLagien ist Athlet von Beruf, war früher australischer Offizier urd hat sich in kurzer Zeit zu einem aus¬ gezeichneten Filmschauspieler entwickelt. Gegenwärtig spielt er eine Doppelrolle in dem Film: „My Lord of the White Road“ — „Mein Herr von der weißen Straße“. Chaplin, der Regisseur. Wie schon kurz berichtet, wird Charlie Chaplins neuer Film dadurch auf F.igenart Anspruch erheben können, daß Chaplin selbst darin überhaupt nicht mitwirkt, sondern ihn nur verfaßt und inszeniert hat. In diesem Film soll Edna Purvianen in die Kategorie der Stars hinaufrücken. Jetzt endlich steht der Titel des Films fest. Er wird ,.A Woman of Paris“ — „Eine Pariserin" — heißen. Es ist Charlie Chaplins erster Film für United Artists. Kino« im Freien in Italien. Die Kinos im Freien finden in Italien solchen Zu¬ spruch, däß neuerdings ein Kino zu 2000 Sitzplätzen in Rom und ein Kino zu 2500 Sitzplätzen in Neapel gegründet worden sind. Frankreich in Deutschland. ln der letzten Nummer der Pariser Zeitschrift „lfebdo- Film" berichtet deren Mitarbeiter Jean Stelli über eine Unterredung, die er mit den Direktoren der „Societe Cinemetographique Rene Fernand", nämlich Rene Fer¬ nand selbst und Daniel Crivalli, hatte und die einige auch für Deutschland nicht uninteressante Gegenstände be¬ rührte. Diesen Mitteilungen zufolge verfolgt die „Societe Cinemetograpnique Rene Fernand" vor allen die Ver¬ breitung französischer Filme im Ausland. Sie hat sich dies zum wichtigsten Ziel erwählt und verkauft bereits, dank den persönlichen Beziehungen ihres Mitarbeiters Natansen, ständige Filme nach Rußland. Die von Jean Stelli interviewten Direktoren fügten hinzu: „Vor drei Tagen haben wir einen französischen Film nach Deutschland verkauft! Ziehen Sie Ihre Schlüsse daraus! Absichtlich will ich zu Ihnen nicht von den anderen Ländern sprechen, die leichter allen Arten von Filmen zugänglich sind, aber in die wir ebensogut w e irgend jemand sonst, wenn nicht besser, emzudringen wissen." Ferner erklärten die Direk¬ toren der „Societe Cinematographique Rene Fernand", daß sie, neben anderen Ländern auch in Amerika festen Fuß gefaßt hätten und dort bald ein „gemischtes" fran¬ zösisches Theater eröffnen würden, ln einem und dem¬ selben Gebäude würden französische Filme gezeigt und französische Theaterstücke gespielt werden. Auch würden französische Agenten in Amerika installiert werden, um den Verkauf französischer Filme zu orga¬ nisieren. — Auch dieses Unternehmen zeugt von dei. fieberhaften Anstrengungen, die neuerdings von der fran¬ zösischen Filmindustrie gemacht werden, um aus dem Hintergründe, in dem sie sich bisher befand, hervorzu¬ treten und die ausländische Konkurrenz, in erster Linie die englische, zu bekämpfen. „The School for Scaiidal.“ Die berühmte Komödie, in der Sheridan einst der englischen Gesellschaft einen Spiegel ihrer Sitten und Un¬ sitten entgegenhiclt, ist von Bertram Phillips verfilmt worden und mit einer erstklassigen Besetzung, in der Queenie Thomas die Hauptrolle der Lady Teazle inne¬ hat, bereits in London, Birmingham, Bristol, Manchester. Leeds, Cardiff. Liverpool und Ncwcasth. den Interessenten in Separatvorführungen gezeigt worden. ..The School for Scandal" — wörtlich: ..Die Schule für Skandal" — hat sich trotz ihres ehrwürdigen Alters stets auf dem Spiel¬ plan der englischen Bühnen gehalten und ist deshalb auch als Film gewiß eines Erfolges sicher. Aus Japan. Nachdem die meisten Kinothealer in Tokio, Nagoya und Jokohama durch das Erdbeben zerstört worden sind, soll ihre Wiederherstellung mit Hilfe amerikanischen Kapitals so schnell wie möglich in Angriff genommen werden, und zwar in vermehrter Zahl und in größerem Umfange. Die Japaner sind äußerst eifrige Kinobesucher, und vor dem Erdbeben gab es in Japan annähernd 700 Kino-Theater. Nicht allgemein bekannt dürfte es sein, daß man in Japan keine Untertitel der einzelnen Bilder eines Films kennt. Ein Schauspieler, der dafür ein recht stattliches Honoiar bezieht, begleitet die Vorführung mit erklärenden Be¬ merkungen. die er an den itvn geeignet scheinenden Stellen mit lauter Stimme abgibt.