Der Kinematograph (October 1923)

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Nummer 869 Öct Rincmptoqraph Seite 11 Unsere kostbaren Linsen IZ^ in Stückchen Glas dünkte uns allen in jener Zeit, da ' das Wort Sachwert noch nicht geläufig war, fast bedeu¬ tungslos, und wir wunderten uns, daß dieses Stückchen, wenn es uns in der Form der Linse im photographischen oder im Fernrohrobjektiv entgegentrat, so teuer war. Und doch ist das Glas, insoweit es für gute Optik benutzt werden soll, sicher der Rohstoff, der am schwierigsten her¬ zustellen ist und dessen Bearbeitung die äußerste Sorgfalt bedingt. Denn in dem Sinne, in dem wir bei allen andern Rohstoffen eine Massenherstellung ausüben können, ist dies beim Glas nicht möglich. Optisches Glas läßt sich immer nur in kleinen Mengen gewinnen, und jede dieser Mengen ist ein Individuum für sich und erfordert indivi¬ duelle Behandlung. Wir wissen: Glas wird zusammen- geschmolzen; aber während die Rohstoffe des zu techni¬ schen Zwecken dienenden Glases, selbst des nahezu farb¬ losen Spiegelglases keiner besonders sorgfältigen Auswahl bedürfen, muß diese den verlangten Eigenschaften des sogenannten optischen Glases weitgehend angepaßt werden. T-otz dieser Anpassung gelingt es nun niemals, wem auch die Verhältniszahlen noch so genau eingehalten werden, zwei Glasschmelzen zu erzeugen, die in ihren optischen Eigenschaften innerhalb der Fehlergrenzen der Messung genau miteinander übereinstimmen. Allein schon dieser Umstand erschwert die Herstellung hochwertiger Linsen und Objektive ungemein, wenn wir dann erfahren, daß von der ganzen Schmelze, die auf einmal bearbeitet werden kann, oft nur ein Fünftel als nutzbare Ausbeute übrig¬ bleibt, so verstehen wir, daß hier schon das Ausgangs¬ produkt als wertvoll angesprochen sein will. Zum Zusammenschmelzen des Glasgemenges dienen mächtige Tonhäfen von 1V» Meter Durchmesser, die zunächst monatelang an der Luft getrocknet, alsdann wäh¬ rend einer Woche allmählich immer stärker erhitzt und zum Schluß stundenlang scharf gebrannt werden müssen, ehe das Gemenge eingebracht werden darf. In etwa einem halben Tag bildet sich aus diesem das Glas. Um die für die optischen Zwecke erforderliche innere Gleichmäßigkeit zu erzielen, muß das flüssige Glas in bestimmter Weise gleichmäßig durchgerührt werden, und gerade von dieser scheinbar nebensächlichen Manipulation hängt ein gut Teil des endgültigen Erfolges ab. Ist das Ganze gut durch¬ gemischt, so muß der Hafen nebst seinem Inhalt im Kühl¬ ofen langsam abgekühlt werden, und zwar sind hierzu etwa zwei Wochen notwendig. Während des Abkühlens zei- springt nun Hafen und Inhalt. Die brauchbaren Glasstücke, d. h. jene, die keine unreinen Stellen, keine Biasen oder Schlieren zeigen, werden in entsprechend große viereckige Chamotteformen gelegt und wandern »im Verlauf mehrerer Stunden durch einen langen, schmalen Ofen, in dem sie so weit erweicht werden, daß sie die Form ausfüllen. Nun¬ mehr gelangen sie wiederum in einen Kühlofcn, der, nach¬ dem er gefüllt ist, zugemauert wird und in dem die Tem¬ peratur im Verlauf von 1—1Monat möglichst gleichmäßig absinkt. Erst wenn eines dieser Stücke genat untersucht und von Blasen und Schlieren frei gefunden wurde, stellt es den der Verwendung harrenden Rohstoff zum Herstellen einer Linse dar. Dieser komplizierte, eine große Fülle hand¬ werksmäßiger Erfahrung unc wissenschaftlicher Arbeit heischende Werdegang läßt es begreiflich erscheinen, daß die Erzeugung guter optischer Gläser in größeren Mengen mehr als die Erzeugung irgendeines andern Rohstoffes an einigen Stellen zentralisiert, ja man sa.m sagen, monopoli¬ siert ist. Abgesehen von der nur geringe Mengen liefernden Pariser Firma Parra-Mantois sind für den Weltbedarf an optischem Glas nur die Jenaer Glaswerke von Schott & Genossen sowie die Sendlinger Glaswerke der Firma C. P. Goerz in Berlin-Zehlendorf von wesentlicher Bedeu¬ tung. Daß ein unter diesen in jeder Hinsicht erschwerenden Verhältnissen erzeugtes Ausgangsmatcrial. für das ein überaus großer Bedarf vorliegt, hoch im Wert stehen muß und in diesem gehalten werden kann, ist leicht begreiflich. Jede einzelne Schmelze, also der brauchbare Bruchteil vom Inhalt eines Hafens, ist in optischer Hinsicht, d. h. durch sein Brechungsverhältnis und seine Lichtzerslreu- nng ein Ding für sich. Jede Schmelze muß also zunächst hinsichtlich dieser beiden maßgebenden optischen Größen gemessen werden. Da nun niemals zwei Schmelzen absolut genau gleich ausfallen, muß es durch Abändern an den andern Abmessungen der Linsensysteme, nämlich den Krümmungshalbmessern und Dicken der Einzellinsen sowie dem Abstand der Systemteile vone nander dahin gebracht werden, daß Objektive desselben Typus, falls sie im Laufe der Zeit aus Gläsern verschiedener Schmelzen erzeugt werden, doch gleich in ihrer Wirkung sind. Ist aber ein neues Objektiv mühevoll berechnet, so ist hiermit keines¬ wegs die Rechenarbeit ein für allemal abgeschlossen, sie muß vielmehr wenigstens zu einem bestimmten Teil wieder¬ holt werden, wenn der Glasvorrat, für den sie zunächst durchgeführt war, aufgebraucht ist und Glas gleicher Gat¬ tung, aber aus anderer Schmelze stammend, benutzt werden muß. Das Rechenbureau ist deshalb ein dauerndes Erfor¬ dernis einer jeden Firma, die wirklich gute photographische Objektive, Fernrohre oder Mikroskope herausbringen will. Dem Optiker stehen zwar viele Glasarten zur Verfügung, aber kein einziges Glas und keine einzelne Linse kann ein Bild liefern, das auch nur einigermaßen hochgestellten Anforderungen genügt. Jede einfache Linse zeigt Fehler. sauienproicKforeiP V !@ [&% W<$' Spiegellampen altbewährt, erstklassig ^ MT%. T D R.P u. D R G M. ang. 1. Verkaufsstelle und Fabrik: i 3. Verkaufsstelle zu Fabrikpreisen: »ErkO" Maschinenbau-Gesellschaft Memelsdorf, Abt. Kinotechnik Erdmann & Korth Berlin SO 16. Köpenirker Sir. 52 Tel.: M oriupletz 1J050 1 Berlin SW. FriedrichstraBe 212 Tel.: Nollendorf 2211