Der Kinematograph (October 1923)

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17. Jahrgang, Nr. 870 Berlin, 21. Oktober 1923 Mangelnde Einsicht I m Augenblick, wo begründete Ursache besteht, daß wir endlich zu einer Spitzenorganisation der gesamten Industrie kommen, kriselt's in den Theaterbesitzer¬ verbänden. Der Reichsverband deutscher Lichtspieltheaterbesitzer steht wieder einmal vor leeren Kassen. Die Beiträge gehen nur spärlich ein, trotzdem sie postnumerando be¬ zahlt werden, während sie am Anfang des Monats festgesetzt sind. Achthundert Mit¬ glieder würden im September im besten Falle sech¬ zehn Milliarden aufgebracht ha¬ ben, aus denen im Oktober Miete. Heizung, Beleuch¬ tung, Telephon und das Gehalt des Generalsekre¬ tärs bestritten werden müßten. Aber sen Mitgliedern zahlt nur ein Bruchteil, so daß man verstehen kann, wenn der Generalsekretär jede Lust ver¬ liert, die Ge¬ schäfte einer sol¬ chen Organisation zu führen. Der Berliner Verein kann trotz zweier dazu einbe- rtifener General¬ versammlungen keinen Vorsitzenden finden. Die Herren Schüller, Wollenberg, Nowakowski. Schaps. Hoffmann, Renner, Sachsenberg und der Führer der Opposition, Herr Zerf, wurden vorgeschlagen und lehnten ab. Herr Schüller denkt nicht daran, das Amt wieder anzu¬ nehmen. Die Gründe dafür bleiben besser unerörtert. Sie sind aber letzten Endes die gleichen, die sich auch inner¬ halb des Reichsverbandes zeigen. Es werden in Versammlungen große Reden gehalten, aber kein Mensch denkt daran, finanzielle Opfer zu bringen. Vorläufig wird in Berlin der alte Vorstand die Geschäfte weiterführen. Man versprach, nunmehr für Beschaffung der nötigen Mittel sorgen zu wollen. Man versprach, aber ob man's halten kann? Traurige Zeichen. Doppelt traurig in einem Augenblick, wo man wirklich die ganze Industrie zu einem starken, lebensfähigen und lebenswilligen Verband zusammen¬ führen will. Doppelt traurig, weil es sich lediglich um mangelnde Opfetwilligkeit handelt. Ein Bild, das sich schon so häufig in der Vereins¬ geschichte unserer Industrie gezeigt hat, eine Krankheit, unter der früher schon Theaterbesit’.erverbände schwei¬ litten, und die viele einsichtige und ideale Men¬ schen dazu ge¬ bracht hat, daß sie sich den Arbei¬ ten für das Allge¬ meinwohl ver¬ sagten. Wir wollen davon absehen. schwungvolle Auf¬ rufe zu veröffent¬ lichen, weil wir annehmen, daß die Not der Zeit auch die Theaterbesi!- zer fester zusam- -nenbindet. als das Worte und Arti¬ kel vermögen. Man sprach ge¬ rade in Theater¬ besitzei kreisen in der letzten Zeit viel von Krisen im Filmverleih - Vcrband. Mag sein, daß der eine oder andere in privater Unterhal¬ tung so etwas wie Unzufriedenheit oder Verbandsmüdigkeit gezeigt hat: im entscheidenden Augenblick hielt er aber treu zur Fahne, dokumentierte er in einwandfreier Weise seine Zugehörigkeit zum großen Ganzen. Daraus sollte der Theaterbesitzer lernen. Wir haben schon so oft betont, daß für einen Industrieverband die Höhe eines Teuerungszuschlages oder die Paragraphen eines Vertrages zwar wesentlich, aber nicht das Entschei¬ dende sind, und daß man wirtschaftliche Kämpfe nur dann beginnen darf, wenn man weiß, daß diejenigen, die hinter einem stehen, durchhalten. Wer aber für seine Organisation noch nie nt einmal den Beitrag aufbringen kann, wird auch nicht fähig sein, in ihr große Tagesfragen zu lösen. Erst zahlen und dann reden.